Montagsinterview

ISG-Managerin: „Zeitplan muss funktionieren“

Ohligs steht im kommenden Jahr im Zeichen des Wandels, Gloria Göllmann hofft, dass dann alle an einem Strang ziehen. Archivfoto: Christian Beier
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Ohligs steht im kommenden Jahr im Zeichen des Wandels, Gloria Göllmann hofft, dass dann alle an einem Strang ziehen.

Gloria Göllmann über Ohligs’ Wandel im Jahr der Baustellen 2020 und künftige Aufgaben.

Von Kristin Dowe 

Die Bauprojekte des O-Quatiers, die künftige Sparkassen-Niederlassung, der Umbau der Düsseldorfer Straße und des Marktplatzes. Die nächsten zwei Jahre stehen in Ohligs im Zeichen der Baustellen. Auf welche Einschränkungen müssen die Bürger sich einstellen?

Gloria Göllmann: Wir stellen uns auf diverse baustellenbedingte Einschränkungen im Bereich der Düsseldorfer Straße und des Marktplatzes ein, und zwar sobald wir die genauen Ausführungspläne kennen. Lärm,Verschmutzungen und Einschränkungen des Lieferverkehrs werden wir haben, aber wenn diese gut kommuniziert und durch entsprechende Maßnahmen abgefangen werden, wird das auszuhalten sein. Bei den Baustellen des Olbo-Geländes von Kondor Wessels gab es bislang meines Wissens keine Beeinträchtigungen, die zu Beschwerden geführt haben. Die Sparkassen-Baustelle am Marktplatz wird in Vorfreude auf die Eröffnung im kommenden Herbst akzeptiert, belastet nur marginal und wird bei den bevorstehenden Veranstaltungen in 2020 miteingeplant.

Worin sehen Sie die größte Herausforderung?

Göllmann: Das Timing muss, wie beim Kochen, sehr gut funktionieren. Die Gäste müssen immer etwas Schönes vor Augen haben und das kreative Chaos in der Küche betrifft die Profis. Wenn die Zeitplanung aus dem Ruder läuft, wird’s ungemütlich, stressig und man muss improvisieren. Das mag einmal charmant sein und zeigt, wie die Gäste drauf sind, aber darf nicht öfter passieren, dann kommen sie nicht wieder. Nicht nur der Zeit-, auch der Aktionsplan muss stehen. Also die Einzelhändler, Dienstleister, ihre Angestellten und Kunden brauchen einen guten Plan, auf den sie ihr Angebot abstimmen können, dann können sie das bewältigen.

Wie könnte der aussehen?

Göllmann: Die beteiligten Akteure könnten zum Beispiel Baustellenpartys mit Angeboten veranstalten, und in anderer Umgebung könnte es Aktionsflächen mehrerer Händler wie eine Art Messe geben. Sie könnten sich zusammentun, wenn ihre Eingangsbereiche gesperrt sind. Außerdem wären Marktstände denkbar, die Outdoor-Alternativen bieten, gemeinsame Marketing-Aktionen würden möglicherweise sogar Publikum von außerhalb anziehen. Über die Ohligs-App und andere Kanäle könnten die Bürger mit einer Baustellen-Schau und Hintergrundinformationen über die Entwicklung auf dem Laufenden gehalten werden.

Wie werden die Ohligser bei den Veränderungen mitgenommen?

Göllmann: Nach meiner Kenntnis wird die gewählte Jury zunächst am 11. Februar die Ergebnisse der Architektenauslobung bewerten und auswählen. Ab Mitte bis Ende Februar möchte die Stadt Solingen öffentlich Pläne zeigen, Stimmen einfangen und das weitere Vorgehen planen. Die Ausschreibung der Detailaufträge wird dann zeitnah erfolgen, so dass Ende 2020 die Arbeiten beginnen können.

Welche Rolle wird die ISG dabei spielen?

Göllmann: Sie wird als Anlaufstelle für Informationen über die Baustellen gerne zur Verfügung stehen, braucht aber die Unterstützung der Architekten, Bauingenieure und ausführenden Gewerke. Jederzeit muss klar sein, wer wann was tut und warum. Da ist auch Marketing gefragt. Dafür wird ein Konzept mit den Ohligsern, der Stadt und Werbepartnern erarbeitet.

Lesen Sie auch: Deshalb kämpft die ISG um junge Ohligser Was bedeuten die Bauprojekte für Ohligs’ Attraktivität als Wohnort im Vergleich der Stadtteile?

Göllmann: Ohligs ist bereits ein attraktiver Stadtteil. Eine neue Marktsituation als Treffpunkt, der erwartete Vollsortimenter und die Aufwertung gerade der oberen Düsseldorfer Straße vom Bahnhof/Bremsheyplatz kommend können noch mal große Schritte in eine positive Ohligser Zukunft bewirken. Wir müssen es schaffen, Kunden zurück- und junge Leute dazuzugewinnen. Dafür müssen wir uns smart und nachhaltig aufstellen.

Ohligs muss sich durch seinen Wandel auf mehr Zuzug etwa aus der Rheinschiene einstellen. Was bedeutet das für Miet- bzw. Grundstückspreise im Stadtteil?

Göllmann: Die steigen bereits. Das Wachstum tut uns einerseits gut, denn die aufgerufenen Kauf- und Mietpreise sind für viele Großstädter immer noch erschwinglich und sie können darüber hinaus an unserem Stadtteilleben teilnehmen und natürlich auch hier konsumieren. Wir dürfen aber keinesfalls bezahlbares Wohnen vergessen, für unsere Senioren, alleinstehende Elternteile und junge Leute, die sich von zu Hause abnabeln wollen oder in einem Start-up-Unternehmen arbeiten. Sie wollen dem Stadtteil treu bleiben, ihn erschließen und beleben. Studentenbuden wären der Hit in Ohligs. Direkt am Bahnhof. In Düsseldorf, Köln und Wuppertal fehlen tausende kleine Wohnungen, das sollten wir nicht aus den Augen verlieren.

Kürzlich hat die Douglas-Filiale an der Düsseldorfer Straße geschlossen. Wie geht es dort jetzt weiter?

Göllmann: Es liegt jetzt am Eigentümer und der Nachfrage der Ohligser, was sich für diese Fläche am besten eignet. Wobei es da zu Interessenskonflikten kommen kann. Das Einkaufsherz wünscht sich, die Produktlücken zu schließen, junge Mode, Technik, Gastronomie und vieles mehr. Große und begehrte Filialbetriebe im Bereich Mode, Food oder Concept-Stores schätzen die Frequenz und die Kaufkraft in Ohligs als zu gering ein und investieren lieber in große Flächen oder etablierte Shoppingmeilen in Innenstadtlagen von Großstädten. Schade, denn es könnte sich bald lohnen.

Welche Nutzung schwebt den Eigentümern vor?

Göllmann: Sie möchten einen langfristigen Mietvertrag mit den handelsüblichen Mietpreisen einer Einkaufsstraße an einen solventen Mieter abschließen, das kann dann auch eine Versicherung sein. Das wäre zwar ernüchternd für die Einzelhandelslandschaft, gehört aber auch zum Wandel. Der Eigentümer des Hause Düsseldorfer Straße 35/Ecke Wittenbergstrasse und andere Eigentümer leerstehender Läden signalisierten uns, nach hochwertigen Konzepten Ausschau zu halten. Wir können nur Empfehlungen aussprechen, reinreden können wir ihnen nicht.

Was war für Sie in diesem Jahr der größte Erfolg?

Göllmann: Ich kann Erfolg schwer messen. Glücklich heban mich der Zusammenhalt und die Aufbruchstimmung gemacht, die mir Mut machen, weiter die Ziele der ISG und meine persönlichen Ziele zu verfolgen. Ich habe das Gefühl, dass eine große Kraft von den Akteuren,Vereinen und Bildungsstätten, von den Kreativen und den Händlern und Gastronomen ausgeht, die eben diesen Erfolg spüren und weiterverfolgen.

ZUR PERSON

MANAGERIN Gloria Gölmmann (50) stammt gebürtig aus Münster und lebt seit 2014 in Ohligs. Sie ist Geschäftsführerin der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Ohligs. Zuvor war sie in Düsseldorf im Marketing sowie in der Werbebranche tätig. Gemeinsam mit Ehemann Frank verwandelte sie außerdem eine frühere Messerschleiferei in die Kunstfabrik KP21.

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