Krankheitswelle
Infektionskrankheiten grassieren in den Kliniken
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Grippe- und Coronavirus treffen auf Engpässe beim Krankenhauspersonal.
Von Simone Theyßen-Speich und Anja Kriskofski
Solingen. Eine Grippewelle vorwiegend bei älteren Menschen, RS-Viren, die Kleinkinder schwer erkranken lassen – die aktuelle Krankheitswelle schlägt in den Arztpraxen und in den Kliniken massiv zu. Und sie trifft dort auf die Corona-Infektion, die zwar meist nicht mehr zu schweren Krankheitsverläufen führt, aber bei einer aktuellen Inzidenz von 346 auch viele Patienten in die Kliniken bringt, die nicht wegen, aber mit einer Infektion dort behandelt werden müssen.
„Insgesamt ist das Krankenhaus sehr voll“, sagt Prof. Dr. Winfried Randerath, Chefarzt der Lungenfachklinik Bethanien. Aktuell müssten viele Patienten mit Atemwegserkrankungen behandelt werden, auch COPD-Ausbrüche würden durch akute Infekte noch verstärkt. „Gerade bei Patienten mit Lungenerkrankungen, deren Lage sich im Winter oft verschlechtert, ist durch eine akute Infektion oft eine stationäre Behandlung notwendig.“
Belastend für das Personal, das ebenfalls durch Erkrankungen reduziert ist, sei die derzeitige Doppelbelastung mit Influenza und Corona. „Wir haben immer noch eine zweistellige Zahl von Corona-Patienten auf der Infektionsstation, aktuell sechs Patienten auf der Intensivstation“, warnt Randerath davor, das Virus zu unterschätzen. Zwei Patienten seien schwer krank, kritische Situationen habe es auch bei jungen Patienten gegeben, die sich mit Corona- und Grippevirus gleichzeitig angesteckt hatten.
Die Grippewelle, die sonst von Januar bis März grassiere, sei in diesem Jahr sehr früh. „Und wir können noch nicht abschätzen, ob sie diesmal nicht auch länger und heftiger ist“, so der Chefarzt. Er bedauert, dass etwa beim Einkaufen, kaum noch Maske getragen wird. Man dürfe Corona nicht isoliert betrachten. „Mit der Maske schützen wir auch die Kinder, die derzeit von anderen Infektionen betroffen sind.“
In der St. Lukas Klinik würden aktuell sieben Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Infektion behandelt, berichtet Kplus-Sprecherin Cerstin Tschirner. Hauptsächlich würden sie wegen einer anderen Grunderkrankung behandelt, bei denen die Infektion hinzukommt. Eine Abgrenzung, ob sie mit oder wegen Corona im Krankenhaus sind, sei nicht immer klar: „Hat die Infektion die Grunderkrankung getriggert? Hat sich die Herzinsuffizienz aufgrund des Virus verschlechtert und ist deswegen im Krankenhaus behandlungsbedürftig?“ Wie bei allen ansteckenden Erkrankungen – also auch bei Influenza – müssen positiv Getestete isoliert werden, die Mitarbeiter Schutzkleidung tragen.
Im Städtischen Klinikum gebe es aktuell eine geringe Zahl von Patienten, die stationär behandelt werden und gleichzeitig corona-positiv seien, teilt Sprecherin Karin Morawietz mit. „Eine größere Herausforderung stellen derzeit die RS-Virusinfektion vor allem bei Kindern und die Influenza dar.“