Prekäre Situation
In Kitas und Ganztag fehlen Hunderte Plätze
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OGS-Träger warnen im Jugendhilfeausschuss vor finanziellem Kollaps.
Von Anja Kriskofski
Solingen. Iris Preuß-Buchholz’ (SPD) Wunsch erfüllte sich nicht. „Das ist ja eine Horrormeldung nach der anderen. Ich hatte gehofft, wenigstens etwas Positives zu hören“, sagte die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses in der Sitzung am Dienstag. Stattdessen gab es nur schlechte Nachrichten: Für das kommende Kindergartenjahr fehlen wie berichtet mehr als 900 Plätze, nach aktuellem Stand sogar rund 940. Auch in der offenen Ganztagsbetreuung (OGS) an den Grundschulen fehlen Plätze. Damit nicht genug: Wegen der nicht auskömmlichen Finanzierung könnten Träger aufgeben, warnte Caritas-Direktor Dr. Christoph Humburg.
Wie die Lage bei den Kitas aussieht, umriss Abteilungsleiter Christoph Steinebach. Über 900 Plätze fehlen. Die Zahl könnte sich um 300 verringern. Doch noch ist unklar, wann die nächsten geplanten Kitas fertig werden und ob dann Personal zur Verfügung steht. Denn 70 bestehende Plätze müssen vom Netz gehen, weil Erzieherinnen fehlen. Hinzu kommt eine steigende Belastung: „Viele Kinder sind auffälliger“, berichtet Steinebach. So gebe es ein Viertel mehr Kinder mit Behinderung. „Das hatten wir noch nie.“ Wegen des Personalmangels bieten einige Kitas keine 45-Stunden-Plätze mehr an, in anderen können Kinder nur an vier statt fünf Tagen betreut werden (Rotationsverfahren). „Wir bekommen 10 bis 15 Meldungen pro Woche, dass in Einrichtungen die Betreuung eingeschränkt werden muss.“
Existenzängste, weil Eltern keinen Kitaplatz finden
Was es für Eltern bedeutet, keinen Kitaplatz zu finden, verdeutlichte Clara Weber vom Jugendamtselternbeirat: „Die Situation ist sehr angespannt. Es werden Existenzängste an uns herangetragen, weil Eltern nicht arbeiten können.“ Maßnahmen wie Rotationsverfahren und der Abbau von 45-Stunden-Plätzen wirkten, als würde der Mangel auf dem Rücken der Eltern ausgetragen.
„Das hat hohes Verzweiflungspotenzial“, sagte Horst Koss (SPD). Das Land müsse bei den Investitionskosten für Kindertagesstätten nachbessern.
Geld fehlt auch im OGS-System. „Es gibt seit Jahren ein Defizit, das sich für die Träger potenziert“, sagte Ulrike Kilp, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks. Sie fürchtet, dass nicht alle Träger bis 2026 durchhalten. Dann soll nach derzeitigem Stand der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule kommen.
Die Stadt Solingen zahle bereits einen höheren Anteil für jede OGS-Gruppe als sie müsse, erklärte Stadtdirektorin Dagmar Becker (Grüne). Ein großes Problem sei wie im Kitabereich der Personalmangel. Weil der Bedarf auch in der OGS größer ist als die Zahl an Plätzen, sollen drei neue Gruppen geschaffen werden. Anfang kommender Woche werde entschieden, an welchen Grundschulen, kündigte Oliver Vogt, Leiter der Schulverwaltung, an. Dann sollen auch die OGS-Bescheide an die Familien verschickt werden. „Wir wissen um den Frust der Eltern. Bei uns klingelt ständig das Telefon.“