ST vor Ort
Im Theater versteckt sich viel Spezialtechnik
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Noch bis November wird das Theater umfangreich saniert. Veranstaltungen ab August sind an andere Spielorte ausgelagert.
Von Simone Theyßen-Speich
Solingen. Wer noch vor wenigen Wochen mit einem Glas Sekt auf den Fluren des Theaters die Vorfreude auf eine Inszenierung oder die Pause genossen hat, der würde den Foyerbereich in der oberen Etage derzeit nicht wiedererkennen. Teppichboden und der beschädigte Estrich sind entfernt. Mit grauen Folien und stützenden Holzlatten ist die Decke vor Staub geschützt.
Im Theater wird derzeit renoviert. Das steht in jedem Sommer während der spielzeitfreien Zeit an. In diesem Jahr ist die Sanierung aber umfangreicher und deshalb auch länger. „Weil man nicht zum Start der neuen Spielzeit fertig sein wird, sind alle Veranstaltungen von August bis November an andere Spielorte ausgelagert“, erklärt Katharina Kohtz vom Kulturmanagement. „Dornröschen“ wird dann am 1. Dezember den Pina-Bausch-Saal wieder einweihen. „Vieles, was wir derzeit hier machen, ist für die Besucher vielleicht nicht nachvollziehbar oder erkennbar, es ist aber zwingend notwendig“, erklärt Barbara Ley, Abteilungsleiterin für Planung und Neubau beim Gebäudemanagement, bei einer Ortsbegehung.
Die obere Etage des Theaterflures wird den Besuchern aber ins Auge fallen. Dort wird es auf den neuen Estrich auch einen neuen roten Teppichboden geben. „Farblich passen wir uns dem Teppichboden der Konzertsaal-Flure an, mit denen wir gute Erfahrung gemacht haben“, erklärt Jörg Pauli, stellvertretender Leiter des Kulturmanagements. An den Säulen zwischen den Fenstern werden Stromanschlüsse verlegt. „So sind wir zukünftig bei der Beleuchtung flexibler“, erklärt Siegfried Franz, der als Stellwerksbeleuchter im Technik-Team tätig ist.
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Um Baudreck nicht im ganzen Haus zu verteilen, hat man auch die Treppenaufgänge staubdicht verschlossen. Deshalb ist die obere Etage für die Handwerker derzeit nur über das von außen sichtbare Baugerüst zu betreten.
Auch im Pina-Bausch-Saal selbst, dessen Sessel ebenfalls unter Schutz-Tüchern einen langen Sommerschlaf machen, stehen Sanierungen an. Der Bühnenboden, der bei einem großen Wasserschaden vor acht Jahren und einem kleineren in diesem Frühjahr beschädigt und danach nur ausgebessert worden war, wird komplett erneuert. Insgesamt 600 Quadratmeter Bühnenfläche sind das, auf denen Bretter aus Oregon Pine verlegt werden. „Dabei wird ein spezielles Holz verwendet, das sich selbst schnell wieder schließt, weil wir ja oftmals Schrauben für die Kulissen in den Boden drehen müssen, die keine Löcher hinterlassen sollen“, erklärt Siegfried Franz. Eine Spezialanfertigung ist der Boden auch deshalb, weil die Tischversenkung, die Künstler oder Gegenstände durch den Bühnenboden in den Keller verschwinden lässt, mit entsprechenden Luken im Boden koordiniert werden muss.
Etliches rund um die Bühne wurde in den vergangenen Monaten schon erneuert. So ist der Motor für den „Eisernen Vorhang“, den Feuerschutz zwischen Bühne und Zuschauerraum, schon neu, auch die Seilzüge wurden ausgetauscht. Mit insgesamt 40 dieser Handkonterzügen können die Techniker jeweils 14 Meter lange Dekozüge an verschiedenen Stellen der Bühne hoch- und runterlassen – für Lampen, Lautsprecher oder Kulissen, jeder mit 300 Kilo belastbar. Stolz ist Franz auch auf drei neue bewegliche Scheinwerfertrassen, deren Lampen vom Lichtpult steuerbar sind. Schon im vergangenen Jahr wurde eine neue Hebehydraulik für den Boden des Orchestergrabens eingebaut. Neu eingerichtet sind auch schon acht Rollstuhl-Plätze in der oberen Reihe des Zuschauerraumes. Insgesamt werden von 2017 bis 2025 etwa 12 Millionen Euro in das Theater und Konzerthaus investiert.