Hommage an die Frauen der 50er Jahre
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Unterhaltsam
Egbert Stahlschmidt von der Buchhandlung Jahn in Ohligs nimmt die Leser mit in die Zeit der 50er und 60er Jahre.
Sie müssen Elizabeth Zott kennenlernen! Eine überaus selbstbestimmte, selbstbewusste und intelligente Romanfigur, die darüber hinaus sehr sympathisch den frauenwidrigen Umständen in der Haus- und Arbeitswelt der 50er und 60er Jahre in Amerika begegnet. Sie ist Forschungschemikerin auf dem Weg zu ihrer durch Vergewaltigung und Intrigen verhagelten und vermiesten Promotion. Sie ist Mutter eines von einem alsbald dahinscheidenden Chemienobelpreisträger in Liebe mit ihr gezeugten, sich schnell als überragend intelligent herausstellenden Mädchens.
Und sie verwaltet neben Laborarbeit und Korrektorat der männlichen Forschungsergebnisse, die nie mit ihrem Namen veröffentlicht werden, einen hochaufmerksamen Hund mit Namen Halbsieben. Ihr offensichtlich gegen die Etikette als unterwürfiges Weibchen verstoßendes Verhalten bricht ihr das Genick.
Sie muss das Institut verlassen, bekommt zufällig einen Job als Moderatorin einer Kochsendung, in der sie unglaublich reüssiert. Kein Wunder, was ist Kochen anderes als Chemie? Aber sie nutzt die Show, um unverdrossen auf die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung jenseits des Herdes zu pochen.
Schließlich wird sie nach langen Wirren, die die misogyne Stimmung der Berufswelt grell beleuchten, Leiterin ihres Forschungslabors. Großartig, spannend und notwendig ist dieses leichte Buch. Und hat sich so viel bis heute verändert?
Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie, Piper 2022, 22 Euro