Gehört Höhrath bald zu Wermelskirchen?
Höhrath: Nun muss der Solinger Rat entscheiden
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Fragen der Gebietsänderung sollen mit Städten und Kreis jetzt geklärt werden.
Von Philipp Müller und Anja Carolina Siebel
Solingen/ Wermelskirchen. In der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Burg/ Höhscheid beschloss das Stadtteilparlament einstimmig, dass der Weg zu einer Ausgliederung der Ortsteile Höhrath und Angerscheid beschritten werden soll. Der Beschluss lautet: „Die Bezirksvertretung nimmt die Bürgerbefragung zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, Verhandlungen mit der Stadt Wermelskirchen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis zur Klärung der Frage der Gebietsänderung aufzunehmen.“
Abschließend müssen das noch der Hauptausschuss und der Rat der Stadt Solingen beschließen. Passiert der Beschluss diese Gremien, wird die Verwaltung mit der Stadt Wermelskirchen und dem Rheinisch-Bergischen-Kreis, zu dem Wermelskirchen gehört, gemeinsam das Ziel einer Umgemeindung angehen.
Dem nun anlaufenden Verfahren lag eine Bürgerbefragung zugrunde. Diese hatte die Stadt Solingen analog und digital durchgeführt. 102 für die Umfrage Berechtigte wurden angeschrieben, 76 nahmen laut Rathausangaben daran teil. Dazu berichtet die Verwaltung: „Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Mehrheit der befragten Bürgerinnen und Bürger in einer Ausgliederung von Höhrath und Angerscheid nach Wermelskirchen mehr Vorteile (43 Stimmen) als Nachteile (23 Stimmen) sieht. Bei 70 Befragten, die diese Frage beantwortet haben, liegt die Zustimmungsquote bei 61,4 Prozent.“ Zudem hatte die Bürgerbefragung gezeigt, dass die meisten Bewohner der Ortschaften nahe der Sengbachtalsperre ihren Lebensmittelpunkt in Wermelskirchen sehen und sich für eine Umgliederung zu ihrer Nachbarstadt aussprechen.
Ebenso unterstützt laut Solinger Rathaus die Mehrheit der Befragten, „das konkrete Vorhaben einer Ausgliederung“ mit 46 Ja-Stimmen zu 25 Nein-Stimmen, was einer Zustimmungsquote von 63 Prozent entspricht. Dieses Ergebnis habe auch die Bezirksvertretung veranlasst, dem Bürgerwillen entsprechend abzustimmen, erklärte Bezirksbürgermeister Paul Westeppe (CDU). „Wir haben die Vorlage der Verwaltung leicht geändert und dann einstimmig den Beschluss gefasst.“
Diesen Bürgerwillen erkennt auch das Rathaus und stellt in der Vorlage zum Beschluss der Umgliederung fest: „Aus den ausgewerteten Antworten kann entnommen werden, dass selbst nach circa 50 Jahren nach der Eingemeindung von Höhrath nach Solingen immer noch viele Höhratherinnen und Höhrather eine Ausrichtung ihres Alltags nach Wermelskirchen haben und die Umgliederung von Solingen nach Wermelskirchen wünschen.“
Über diese Verschiebung der Stadtgrenze wird seit fast 40 Jahren diskutiert. Sie kam bisher unter anderem deswegen nicht zustande, weil Solingen nicht auf das Wasser-Einzugsgebiet der Sengbachtalsperre verzichten will. Das wird nun alles Gegenstand der Verhandlungen der beiden Städte mit dem Kreis. Auch die Regierungspräsidien in Köln, dazu gehört Wermelskirchen, und Düsseldorf, dem Solingen unterstellt ist, werden in den Prozess eingebunden.
Die Umfrage ergab aber auch, dass es aus der Sicht einiger Bürger ausreichend gewesen wäre, „wenn die schul- und kitapflichtigen Kinder aus Höhrath und Angerscheid die Schulen und Kitas in Wermelskirchen besuchen könnten, da dies bereits eine enorme Zeit- und Kostenersparnis bedeuten würde“. Das war aber aus rechtlichen Gründen, zwei Städte und zwei Regierungspräsidien, nicht umsetzbar.
Standpunkt von Anja Carolina Siebel: Es bleibt spannend
Das wird spannend rund um Höhrath und Angerscheid. Denn wenn es auch – selbst bei einer Entscheidung für eine Umgemeindung der Ortschaften nach Wermelskirchen – noch lange dauern wird, bis das Ganze letztlich vollzogen ist: Die ersten Schritte sind getan.
Mit dem Ergebnis der von der Stadt Solingen beauftragten Bürgerbefragung, das zugegeben überraschend kam, ist klarer geworden, was die Mehrheit der Anwohner möchte: Weil sie ihren Lebensmittelpunkt, ihr Netzwerk und ihre Kontakte eher in Wermelskirchen als in ihrer derzeitigen Heimatstadt Solingen sehen, möchten sie zurück nach Wermelskirchen. Angeregt hatte das vor gut drei Jahren bereits eine Bürgerinitiative; damals war aber noch nicht deutlich, wie viele Anwohner tatsächlich diesen Wunsch haben.
Nun sind weitere Entscheidungen nötig. Wichtig ist aber, alle Wünsche und Anregungen aufzunehmen; auch die derer, die lieber Solinger bleiben möchten.