Tierisches

Hoden abgebissen: Zuchtpläne für Marder in der Fauna gescheitert

Nach der Operation an den Hoden ist der bereits vorher verstümmelte Schwanz von Simba noch ohne Fell. Das werde jedoch wieder nachwachsen, sagt Linda Bunzenthal.
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Nach einer Operation an den Hoden ist der bereits vorher verstümmelte Schwanz von Simba noch ohne Fell.

Seit Ende März gibt es im Tierpark zwei neue Bewohner. Tayra Simba ist nach einer Attacke seiner Schwester behindert.

Von Anja Kriskofski

Solingen. Der Gräfrather Tierpark Fauna hat seit Ende März zwei neue Bewohner: Wo bis zu seinem Tod im Juni 2022 Luchs Trollo lebte, haben jetzt zwei Tayras ihre Gehege. Die Marderart lebt in Mittel- und Südamerika. Jasmin und Simba waren in den ersten Tagen zusammen untergebracht. Ostern mussten die zoologische Leiterin Linda Bunzenthal und ihr Team das Geschwisterpaar jedoch trennen. Denn das Weibchen hatte seinen Bruder angegriffen und ihm einen Hoden abgebissen.

Mit einer Notoperation in der Tierklinik Duisburg wurde er gerettet. Beide Tiere hatte Bunzenthal aus einer nicht artgerechten Haltung in einem nordrhein-westfälischen Freizeitpark gerettet. Dort hatte Simba bereits seinen Schwanz verloren. Geblieben ist nur ein Stummel.

Von den Zuständen in dem Park ist die Fauna-Leiterin entsetzt: „Ich wäre für ein Tierhaltungsverbot.“ Das zuständige Veterinäramt sei informiert. Die Gehege, in denen Simba und Jasmin gehalten wurden, seien mit 15 bis 20 Quadratmetern viel zu klein gewesen. „Das entsprach nicht ansatzweise den gesetzlichen Mindestvorschriften.“

Für die intelligenten Tiere habe es keine Beschäftigungsmöglichkeiten gegeben. Simba zeige den Drang, ständig im Kreis zu laufen. Weil es mit der Hand aufgezogen wurde, sei das Männchen zu klein und habe schiefe Knochen. „Warum ihm der Schwanz fehlt, konnte mir in dem Park niemand sagen“, sagt Linda Bunzenthal. Sie vermutet, dass Simbas Rute ebenfalls von Jasmin abgebissen wurde. „Unter schlechter Haltung hat sie das offensichtlich so gelernt.“

Schilder weisen Besucher auf die scharfen Krallen der Tayras hin

Eigentlich hatte die Biologin für die beiden Tayras andere Pläne. Die Tiere gibt es laut Bunzenthal nur in sechs Tierparks in Deutschlands. Eines der Geschwister wollte sie gegen einen anderen Tayra tauschen, um in der Fauna eine Zucht zu starten. Dafür hatte das Team bereits ein kleines Gehege neben dem Hauptgehege vorgesehen. „Doch ihn will keiner haben – und sie nach dieser Geschichte auch nicht.“

Das Fauna-Team versucht nun, auf die beiden Tiere mit ihren besonderen Bedürfnissen einzugehen. Jasmin lebt im 120 Quadratmeter großen Hauptgehege, das mit Steinen, Stämmen und Höhlen möglichst abwechslungsreich gestaltet wurde. „Das sind hochintelligente Tiere, die Beschäftigung brauchen.“ Futter verstecken die Mitarbeiter deshalb. Simba ist seit der Attacke im deutlich kleineren Gehege nebenan untergebracht: Weil sein Gleichgewichtssinn gestört ist, hat er zum Klettern breite Bretter und Beschäftigungsmöglichkeiten in Bodennähe.

Jasmin lebt seit der Attacke auf ihren Bruder Simba allein im 120 Quadratmeter großen Gehege.

Trotz der schwierigen Vorgeschichte ist Linda Bunzenthal angetan von den den neuen Fauna-Bewohnern: „Das sind so geniale Tiere.“ Sie seien nicht kontaktscheu und zeigten sich den Besuchern. Die sollten den Tayras allerdings nicht zu nahe kommen: Mit ihren scharfen Krallen greifen die Marder durch die Gitter hindurch. Das Fauna-Team hat deshalb Warnschilder aufgehängt und mit Steinbrocken Abstand zum Gehege geschaffen. Für eine Scheibe soll Fördergeld beantragt werden.

Tayra Simba ist nicht das einzige Tier mit Handicap in der Fauna. Trauerschwan Anton trägt Metallpiercings, nachdem er sich den unteren Schnabel aufgerissen hat. „Wie das passiert ist, wissen wir nicht. Wir haben es erst festgestellt, als die Zunge plötzlich heraushing.“ Das Loch zu nähen, sei nicht möglich gewesen, weil es Vernarbungen gab. Die Metallstifte müssen immer wieder erneuert werden. Geht das irgendwann nicht mehr, müsse Anton eventuell eingeschläfert werden.

Projekt

Der Tierpark Fauna möchte zusammen mit anderen Partnern wie dem Wuppertaler Zoo, die heimischen Feuersalamander vor dem Aussterben bewahren. Für die vom Chytridpilz bedrohte Art sollen Terrarien eingerichtet werden. „Irgendwann sollen sie wieder ausgesetzt werden“, sagt Linda Bunzenthal.

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