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Hochbetrieb in der Reifenwerkstatt
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15 bis 20 Minuten pro Radwechsel. Der Zeitplan bei Meisen ist eng getaktet.
Von Moritz Berger
Es gibt so Eselsbrücken, wie jene mit den Gartenmöbeln und der Zeitumstellung, die dabei helfen, sich manche Alltagsregel besser merken zu können. Eine weitere lautet: Von O bis O – von Ostern bis Oktober; in etwa die passende Zeit für den Reifenwechsel. Dementsprechend viel los ist in diesen Tagen in der Reifenwerkstatt von Stefan Meisen an der Cronenberger Straße.
„Seit dieser Woche geht es richtig los“, erklärt Meisen in seinem Büro. Von nun an warten etwa 26 Autos täglich auf den Wechsel von Winter- zu Sommerreifen. Seine Mitarbeiter haben damit alle Hände voll zu tun, rund sechs bis acht Wochen dauert diese Hochphase an. Die ersten Kunden kommen jedoch schon Mitte März auf Stefan Meisen und sein Team zu, um die Reifen an ihrem Wagen wechseln zu lassen, Anfang Juni meldeten sich dann die letzten Nachzügler.
Von seinem Schreibtisch aus kann der Geschäftsführer von Reifen Meisen durch eine Scheibe direkt in die Werkstatthalle blicken. Dort geht es geschäftig zu, in regelmäßigen Abständen werden Autos auf einer Hebebühne hochgefahren. Im Anschluss montieren zwei Mitarbeiter erst die Winterreifen ab und dann die Sommerreifen auf, bevor der Wagen wieder heruntergefahren und das nächste Auto auf der Vorrichtung platziert wird. Damit geht es wieder von vorne los.
Bei etwa 15 bis 20 Minuten pro Radwechsel plant Stefan Meisen mit drei Terminen in der Stunde, also drei Kunden die danach mit Sommerreifen vom Hof fahren können. „Unser Arbeitstakt ist relativ eng und deshalb auch leicht störungsanfällig“, sagt er. An diesem Vormittag bleibt alles im Zeitplan. Hin und wieder entsteht bei den beiden Monteuren sogar eine kleine Verschnaufpause, wenn der nächste Wagen noch auf sich warten lässt.
„Wir sind einfach zu schnell“, kommentiert Driton Osman das grinsend. Der junge Mann ist seit etwa einem halben Jahr bei Reifen Meisen und sieht beim Wechseln sehr geübt aus. Jeder Handgriff sitzt bei ihm, zügig löst er die Radschrauben und hat sie einen Augenblick später schon wieder am Sommerreifen montiert. Dass er dazwischen immer wieder Gewichte stemmt, ist Osman nicht anzumerken. Am Anfang sei ihm jedoch genau das, ständig die Reifen durch die Halle an die Autoachsen zu wuchten, schwergefallen, erzählt er.
Auch Stefan Meisen bezeichnet diese Arbeit als „Knochenjob“, der nicht für jeden geeignet sei. Vielleicht liegt darin auch ein Trend begründet, den Meisen ausmacht, die Reifen am Wagen nicht selber zu wechseln, sondern eine Werkstatt dafür aufzusuchen. „Es haben auch nicht alle die Muße, sich einen Samstagvormittag lang damit zu beschäftigen und mit dem Bordwerkzeug macht der Radwechsel echt keinen Spaß.“
„Mit dem Bordwerkzeug macht der Radwechsel echt keinen Spaß.“
Neben der Hebebühne türmen sich auf Holzpaletten zahlreiche Sommerreifen auf, die an diesem Tag noch an Autos montiert werden sollen. Jene haben die Mitarbeiter zuvor aus dem gegenüberliegenden Gebäude geholt. Rund 1700 Sätze, bestehend aus je vier Reifen, werden dort auf drei Etagen eingelagert. Alles akkurat beschriftet und markiert, damit die Reifen mühelos wiedergefunden werden können. In der Werkstatt können Driton Osman und sein Kollege Berk Kemanci dann den richtigen Satz am Auto montieren.
Etwas hinter den Holzpaletten versteckt arbeitet der dritte Mann im Bunde. An einem Drehgestell ist Clemens Jürgen mit dem Auswuchten der Reifen beschäftigt, kontrolliert also, ob die Räder optimal rund laufen. Mit kleinen Metallgewichten, die innen in die Felgen geklebt werden, kann er bei Bedarf nachsteuern. Aber auch um ganz neue Reifen kümmert sich Jürgen und zieht diese mit Hilfe einer sogenannten Reifenmontiermaschine über die Felgen, so dass die beiden Kollegen im Anschluss beim Wechseln leichtes Spiel haben.
Bisweilen brauchen die geübten Mitarbeiter nur knapp zehn Minuten für einen vollständigen Reifenwechsel. „Man muss es ein paar Mal gemacht haben, aber dann geht es auch zügig“, betont Driton Osman. Während er noch die Radbefestigungsteile montiert, prüft Kemanci den Luftdruck der Reifen. Bevor ein Wagen die Werkstatt verlassen darf, werden noch einmal alle Radschrauben nachgezogen. Nur ein kurzer Augenblick, der für das Fahrzeug und den Kunden mehr Sicherheit bedeutet.
„Man muss schon mit den Gedanken bei der Sache sein“, sagt Stefan Meisen. Immerhin tragen er und seine Mitarbeiter auch große Verantwortung.
Hintergrund
Reifen Meisen betreibt in Solingen zwei Standorte. In der Schlagbaumer Straße 76-78 befindet sich etwa die Kfz-Werkstatt des Familienunternehmens, Lager und Logistik sind in der Cronenberger Straße 75-79. Dort werden in erster Linie auch die Radwechsel durchgeführt. Geschäftsführer Stefan Meisen ist seit über 40 Jahren in der 1928 gegründeten Firma.