Historisches Foto
Wer erkennt dieses alte Schätzchen?
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Zahlreiche ehemalige Mitarbeiter erkannten in der vergangenen Woche das frühere Unternehmen Kronprinz.
Von Kristin Dowe
Solingen. Diesmal haben wir ein besonders altes Schätzchen aus unserem ST-Archiv ausgegraben. Ahnen Sie, wo die Aufnahme entstanden sein könnte? Dann schicken Sie uns Ihre Erinnerungen und Anekdoten bis Donnerstag, 2. Februar an: redaktion@solinger-tageblatt.de
Das historische Foto der vergangenen Woche: Hier wurden Felgen gefertigt
In der Personalabteilung der Firma Accuride musste nicht lange gerätselt werden, wo die Herren mit Helmen an schweren Maschinen auf unserem Historischen Foto abgelichtet worden waren: „Natürlich haben wir unsere Felgenproduktion innerhalb der Pkw-Radproduktion – vermutlich in den 60er Jahren – sofort erkannt“, schreibt Stefanie Voß, Personalleiterin des bekannten Solinger Felgenherstellers, an die ST-Redaktion. Damals handelte es sich noch um den Stahlrad-Hersteller Kronprinz, der später von Accuride übernommen wurde.
Somit war der Tipp des Tageblatts auf die Lösung, dass das Unternehmen zuletzt Schlagzeilen gemacht habe, zugegebenermaßen irreführend. Denn die Schlagzeilen galten vielmehr der Firma Borbet, die sich lange ebenfalls auf dem Gelände befand und ihren Solinger Standort zuletzt aufgrund einer Schieflage aufgeben musste. Für Hubert Frisch, der früher selbst zur Kronprinz-Belegschaft gehörte, war das natürlich ein klarer Fall.
Auch Peter Pokoern ließ sich nicht von uns aufs Glatteis führen – wie auch, denn er hatte drei Jahre lang, von 1980 bis 1983, selbst bei Kronprinz in der Schlosserei gearbeitet. Dort wartete der Solinger unter anderem die Maschinen der Felgenstraße, von denen Kronprinz während der Hochphase der Fertigung vier betrieb. Sofort hat Pokoerns geschulter Blick auch die Profiliermaschinen auf dem Foto erkannt. „In den Maschinen wurde das zuvor zu einem Ring zusammengeschweißte Blech eingefügt und das Profil über Profilrolle und Gegenrolle für die Autofelge erstellt“, erklärt der Experte. „Aus der Felge und der Schüssel wurde dann das fertige Rad erstellt.“
Hans Gerd Winterberg weiß außerdem zu berichten, „dass die Firma Kieserling & Albrecht einer der bedeutendsten Hersteller von Felgenanlagen war, die von Solingen in die ganze Welt geliefert wurden“. Dazu kann der Solinger mit einigen Zahlen aufwarten: „Eine solche vollautomatische Anlage bestand aus circa zehn Maschinen, war etwa 50 Meter lang, produzierte 900 bis 1000 Felgen pro Stunde und kostete circa acht Millionen
D-Mark“.
Felge wurde in mehrerenSchritten maschinell hergestellt
Bedauern äußert Jörg-Uwe Erdmann über die Tatsache, dass heute keine Pkw-Räder mehr in Solingen hergestellt werden. „Man hat sich ausschließlich auf die Herstellung von Lkw-Rädern spezialisiert“, merkt der ST-Leser an, der 48 Jahre bei Kronprinz beschäftigt war. Somit kennt auch er die Arbeitsschritte des Mitarbeiters im vorderen Bereich des Fotos sehr genau: Dieser führe „die Bandagen, eine Vorstufe zur Felge, einer Beschickungsrinne zu“, erläutert er. „Von dort aus gelangen die Bandagen in eine der drei Profiliermaschinen, wo sie in drei Schritten ihre endgültige Form erhalten.“ Derweil habe der Mitarbeiter auf dem Hochsitz den gesamten Ablauf der Felgenstraße überwacht.
Mit Klaus Schöneich erreichte das Tageblatt noch eine weitere Stimme aus der ehemaligen Kronprinz-Belegschaft: Auch er vermutet den Zeitpunkt der Aufnahme in den 60er Jahren, als das Unternehmen die Felgenstraße mit „fünf alten PR 10 der Firma Kieserling & Albrecht“, ausgestattet hatte – ein damaliger Maschinentyp, den er gleich wiedererkannt hat. „Ich habe bei Kronprinz 1980 in der Instandhaltung und Schlosserei begonnen und bin 1986 in die Felgenproduktion als Gruppenführer und Anlagenführer gewechselt. Zu dieser Zeit produzierten wir bis zu 6 Millionen Pkw- und Lkw-Stahlräder“, resümiert er. „Den dargestellten Maschinentyp habe ich repariert und später in der Produktion umgebaut, eingestellt und bedient.“
Das Tageblatt bedankt sich herzlich für die zahlreichen Zuschriften, die wir diesmal leider nicht alle berücksichtigen konnten. Ein lieber Dank fürs Mitmachen gilt auch Inge Blitz, Hans W. Scherf, Udo Ziskoven, Marco Stollenwerk, Sigrid Schirpenbach und Beat Aeschimann.