PCB-Belastung
Grundschule lässt Räume weiter gesperrt
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An der Schule Westersburg wurden weitere Proben entnommen, um sie auf Schadstoffe zu untersuchen. Stadt lässt alle Gebäude testen.
Von Anja Kriskofski
Die Stühle im Lehrerzimmer wurden weggeworfen, der Teppich in der Bücherei entfernt, Möbel intensiv gereinigt und Fensterrahmen gestrichen: In den Osterferien wurden die Arbeiten an der Grundschule Westersburg abgeschlossen. In den Räumen der Ganztagsbetreuung waren zuvor leicht erhöhte Werte von Pentachlorphenol (PCP) gemessen worden, das früher in Holzschutzmitteln verarbeitet wurde. Die Räume werden trotzdem vorerst nicht freigegeben. Aus dem Fußboden des nicht unterkellerten Anbaus hat ein Gutachter weitere Proben entnommen, um sie zu untersuchen. Rektorin Birgit Weise will zudem die Ergebnisse der Urin- und Blutuntersuchungen bei 150 Kindern und Erwachsenen abwarten.
Mit den Resultaten rechne die Stadtverwaltung Ende dieser Woche, teilt Pressesprecher Lutz Peters mit. Ein Gebäudesachverständiger hatte im März den Boden des Anbaus geöffnet und Pressspanplatten vorgefunden. „Die sind im Hinblick auf ihre Behandlung mit Holzschutzmitteln fragwürdig“, erklärt Peters. Zudem seien die Platten zum Teil feucht und könnten somit für den Schimmelgeruch in den Ganztagsräumen verantwortlich sein. Die Proben würden nun auf Schimmelpilzbefall sowie auf Schadstoffe wie Formaldehyd getestet. „Es könnte sein, dass die Platten auch entfernt werden müssen.“
Kinder werden nachmittags in Klassenräumen betreut
Birgit Weise richtet sich darauf ein, dass ihre Schule möglicherweise länger auf die Ganztagsräume verzichten muss. Die Bücherei ist komplett leer, die Kinder werden nun in Klassenräumen im Hauptgebäude betreut. „Das ist nicht schön, aber es ist eine Lösung.“
Seit Jahren klagen Mitarbeiter und Kinder der Walder Grundschule über schlechte Gerüche in dem Anbau, der für die Ganztagsbetreuung genutzt wird. „Aufgehängte Kleidungsstücke wie Mäntel stinken“, berichtet Schulleiterin Weise. Zudem seien mehrere Ganztags-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren zum Teil schwer erkrankt. „Wir befürchten, dass möglicherweise ein Zusammenhang zur Schadstoffbelastung besteht.“
Die Westersburg ist nicht die einzige Solinger Schule, die mit Schadstoffen zu kämpfen hat. Die Turnhalle der Grundschule Wiener Straße ist seit vergangenem Sommer gesperrt. Untersuchungen ergaben eine Belastung mit PCB. Polychlorierte Biphenyle können Krebs auslösen und sind seit 1989 in Deutschland verboten. Die Halle muss nun für 1,9 Millionen Euro komplett saniert werden. Böden, Hölzer, Fliesen und Sportgeräte sind belastet und müssen als Sondermüll entsorgt werden. Der Sportausschuss stimmte der Sanierung Mitte März zu.
Die Stadtverwaltung lässt derzeit alle 95 städtischen Gebäude, die bis in die frühen 1980er Jahre errichtet wurden, auf Schadstoffe untersuchen. Betroffen sind neben Schulen, Feuerwehrgerätehäusern und Turnhallen auch die Notschlafstelle und die Cobra. Peters: „Die Untersuchung wird bis ins nächste Jahr laufen.“ Die Stadt hat für die Raumluftmessungen externe Experten beauftragt.
Die Lehrergewerkschaft Verband Erziehung und Wissenschaft (VBE) fordert die Landesregierung angesichts der Giftstoffe an Schulen auf, die Richtlinien für PCB und andere Schadstoffe schnellstmöglich zu überarbeiten und Sanierungen der Gebäude einzuleiten. „Die Stadt Solingen kommt derzeit ihrer Fürsorgepflicht für die Pädagogen und Kinder nach Kräften nach“, sagt der Solinger VBE-Vorsitzende Jens Merten. „Allerdings hängen 30 Jahre Sanierungsstau sowie die katastrophale Haushaltslage wie ein Damoklesschwert über ihren Bemühungen.