Landtagswahl 2022 in NRW
Wahlpartys: Grüne und CDU jubeln, die SPD rätselt
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Solinger Parteien hatten zu eigenen Wahlpartys eingeladen.
Von Philipp Müller
Solingen. Der Jubel im Zentrum Frieden kannte keine Grenzen, als die Direktkandidatin der Grüne, Silvia Vaeckenstedt, am Wahlabend eintraf. Satte Gewinne in Solingen von teils mehr als 10 Prozentpunkten ließen alle Gesichter der etwa 20 Anwesenden strahlen. So wie die Grünen hatten auch SPD, FDP und die CDU zu Wahlpartys eingeladen und sich nicht auf eine Präsenz in der Stadtbibliothek an der Mummstraße beschränkt. Dorthin hatte das Rathaus eingeladen, um die Ergebnisse aus den Stimmbezirken zu veröffentlichen.
Die Ergebnisse der Wahl und die Stimmung am Abend im Wahlticker
Das Autohaus Dornseifer hatte die CDU gewählt. Dort trafen sich um 18 Uhr etwa 20 Mitglieder der Partei. Der stellvertretende Kreisvorsitzende Marc Westkämper hatte kurz vor der ersten Prognose auf rund 35 Prozent Stimmanteil gesetzt und sollte damit richtig liegen. Mit der Prognose brandete Jubel auf. Der Kreisvorsitzende Sebastian Haug stieß erst später zu seinen Gefolgsleuten und sah mit ihnen gemeinsam dem Gewinn des Direktmandats gegen Marina Dobbert (SPD) entgegen.
Bei der SPD herrschte vor allem Ratlosigkeit
Dobbert saß im Probenraumhaus Monkeys und hatte die gleiche Laune wie die anderen gut ein Dutzend Vertreter ihrer Partei – eher dem Gefrierpunkt nahe. Die Sozialdemokraten erlebten das historisch schlechteste Ergebnis in der Geschichte des Landes NRW. Hans-Werner Bertl, früher SPD-Bundestagsabgeordneter in Bonn und Berlin, sah angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung von 51 Prozent Gefahr für die Demokratie: „Wir leben in einer Zeit des Krieges, durch den die Freiheit bedroht ist. Da kann ich nicht verstehen, dass so viele Bürgerinnen und Bürger nicht wählen gehen.“
Ernst Lauterjung, viele Jahre Bürgermeister der Stadt für die SPD, drückte aus, was viele ähnlich – auch Marina Dobbert – sagten: „Ich verstehe es nicht, die Stimmung im Wahlkampf war eigentlich gut.“
Die Fraktionsvorsitzende im Rat, Iris Preuß-Buchholz, erkannte als eine Ursache für das schlechte Abschneiden, dass es die SPD offensichtlich nicht geschafft habe, Teile der Stammwählerschaft an die Wahlurne zu bringen.
Wahlanalyse stand auch bei der FDP an, die sich in ihrer Geschäftsstelle in kleiner Runde getroffen hatte. Parteivorsitzende Nina Brattig, zugleich Direktkandidatin im gleichen Wahlkreis wie Dobbert und Haug, sah vor allem ein Marketing-Problem der FDP: „Wir haben unsere Erfolge im Land nicht verkauft bekommen. Ich bin sehr ernüchtert.“
FDP will künftig eigene Erfolge in Solingen stärker benennen
Jürgen Albermann, Fraktionschef der FDP im Rat, kündigte daher eine Offensive für Solingen an: „Wir werden jetzt stärker auf unsere Erfolge für Solingen hinweisen und müssen sie besser vermarkten.“
In der Stadtbibliothek zitterte Josef Neumann, Direktkandidat der SPD in Solingen II und Teilen Wuppertals, lange um den Wiedereinzug in den Landtag. Das tat er äußerlich gelassen. Natürlich war er erleichtert, als der Sieg am späten Abend für ihn feststand – der Politprofi selbst hatte deutlich mehr Erststimmen als seine Partei Zweitstimmen gewonnen.
Neumann unterlegen war Christdemokratin Anja Vesper. Sie hatte beim CDU-Treff im Autohaus von Falk Dornseifer kurz nach der Prognose gesagt: „Das Ergebnis spiegelt das wider, was wir an positiver Stimmung im Wahlkampf an den Ständen und bei den Gesprächen an den Haustüren der Wählerinnen und Wähler erlebt haben.“ CDU und Grüne sind die Wahlsieger. Frank Knoche, Sprecher der grünen Fraktion im Rat, gehörte auch zu den Propheten. Er sagte zufrieden im Zentrum Frieden: „Ich habe genau mit 18 Prozent im Land für uns gerechnet.“
Stadtbibliothek
An der Mummstraße hatte das Rathaus in der Stadtbibliothek ein Wahlstudio aufgebaut. Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) war auch Wahlleiter für die Landtagswahl. Das Team des Rathauses hatte auf den Rechnern in der Bibliothek die Schnellmeldungen aus den Stimmbezirken und für die Wahlkreise veröffentlicht.