Nach Abriss

Greeen-Baustelle: Nachbar klagt über Risse in seinem Haus

Der Immobilienbesitzer zeigt Risse – hier im Keller seines Hauses. Er hat sich jetzt einen Rechtsanwalt genommen, um den Fall prüfen zu lassen.
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Der Immobilienbesitzer zeigt Risse – hier im Keller seines Hauses. Er hat sich jetzt einen Rechtsanwalt genommen, um den Fall prüfen zu lassen.

Immobilienbesitzer Walter Buschmann streitet mit Kondor Wessels um Schadenersatz.

Von Philipp Müller

Solingen. Am Bauzaun für die im Bau befindliche Siedlung Greeen in Wald wirbt die Abrissfirma mit dem Spruch: „Wir kriegen alles klein.“ Für Walter Buschmann ist der Spruch mehr als makaber. Ihm gehört eine Villa auf der anderen Seite der Locher Straße. Im Herbst vergangenen Jahrs gingen die Abrissprofis mit schwerem Gerät an die Fundamente der früheren Gebäude von Breuer & Schmitz. Dabei sei, da ist sich Buschmann sicher, ein längeres Stück Mauer auf einen Schlag umgestoßen worden. Es habe eine große Erschütterung gegeben: „Auf einmal fiel das ganze Regal um.“ Er zeigt den „Tatort“ in seiner Küche.

Vorhandene Risse genau dokumentiert

Dann führt er vom Keller bis zum Obergeschoss durch die Villa von 1914. Überall haben sich Setzrisse in Wänden und Decken gebildet. Der heute im Ruhestand lebende IT-Experte hatte vor dem Abriss schon ein ungutes Gefühl. Gemeinsam mit einem Architekten hatte er, kurz bevor die Alles-Klein-Krieger anrückten, vorhandene Risse in dem mehr als 100 Jahre alten Haus genau dokumentiert. So kann er jetzt jeden neuen Riss nachweisen. Buschmann wandte sich an Kondor Wessels. Die Baufirma aus Berlin, die auch das O-Quartier am Ohligser Marktplatz errichtete, ist der Bauherr. Insgesamt 167 Wohnungen, davon 99 Eigentumswohnungen, entstehen dort bis 2025. Aktuell wird der Baugrund vorbereitet. Der Baukonzern erhörte Buschmann nach längerem Schweigen, ein seismologisches Instrument wurde eingebaut. „Das sollte erst nur über die Weihnachtspause auf der Baustelle stehenbleiben“, berichtet der Nachbar. Aber noch heute zeichnet es Schwingungen auf.

Walter Buschmann ist sich sicher, dass seine Immobilie durch Vibrationen beschädigt wird, die die große Kondor-Wessels-Baustelle verursacht.

Ein Baugrundgutachten wurde erstellt

Kondor Wessels wandte sich an die eigene Versicherung, ein Gutachten zu den Rissen liegt inzwischen vor. Kurz vor Weihnachten 2022 wurden die Schäden durch Gutachter aus Mülheim an der Ruhr besichtigt. Aber Lisa Heller, Leiterin Unternehmenskommunikation von Kondor Wessels, weist das Ereignis mit der umgefallenen Mauer zurück: „Nach Rücksprache mit unserem Nachunternehmer, der in unserem Auftrag die Abbrucharbeiten vorgenommen hat, war dies nicht der Fall.“ Grundsätzlich sei es aber so, dass vor dem Abriss der alten Firma ein Baugrundgutachten zur eigenen Absicherung erstellt worden sei.

Doch dass es Risse im Haus von Walter Buschmann gibt, stellt das Unternehmen nicht infrage. Die Firmensprecherin berichtet: „Nach abschließender Bearbeitung inklusive der Begutachtung erhielt Herr Buschmann von unserer Versicherung am 27. Februar 2023 den Entwurf einer Entschädigungsvereinbarung.“ Doch zufrieden stellt sie Buchmann nicht. Denn die Versicherung beziffert die Kosten für die Beseitigung der Schäden zwar auf realistische 40  000 Euro. Aber es gelte den Zeitwert des Gebäudes zu beachten, schreibt die Versicherung. Der liege für die beschädigten Stellen nur bei 12 000 Euro, aber man biete trotzdem 14  000 Euro im Vergleich an.

Diese Vereinbarung will Walter Buschmann aber nicht unterschreiben, denn mit ihr würde er auch auf weitere Ansprüche verzichten. Bemerkenswert: Die Versicherung bezieht sich in der Vereinbarung ausdrücklich auf den 18. November – den Tag des Mauerfalls an der Locher Straße, den Kondor Wessels nicht anerkennen will.

Als Geschädigter hat sich Buschmann nun einen Rechtsanwalt genommen, um den Fall prüfen zu lassen. Jetzt soll noch ein Beweissicherungsgutachten erstellt werden, das auch Schäden nach dem 21. Dezember 2022 auflistet. Die angebotene Summe der Versicherung erscheint ihm viel zu niedrig. „Also werde ich das Angebot dankend ablehnen. Allein die Kosten der Restaurierung meines Art-Deko-Tisches durch einen Restaurator liegt bei etwa 3800 Euro.“ Auf dem war das Regal nach dem Mauersturz gelandet.

Inzwischen liegen ihm Kostenvoranschläge vor, was das Leerräumen der Etagen für die Beseitigung der Risse angeht. Die liegen ungefähr auf Höhe der Summe, die die Versicherung für alle Schäden angeboten habe. Und ein neues „ungutes Gefühl“ hat sich bei ihm eingestellt:
„Inzwischen knackt es in meinem Haus, als sei etwas lose.“

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