Umbenennung

Schule heißt jetzt Alexander-Coppel-Gesamtschule

Lehrer Michael Sandmöller mit den Nachkommen der Solinger Familie Coppel Elisabeth Eichinger, Rita Schwarz und Eleonore Reiche (von links), die von Oberbürgermeister Norbert Feith begrüßt wurden. Foto: Christian Beier
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Lehrer Michael Sandmöller mit den Nachkommen der Solinger Familie Coppel Elisabeth Eichinger, Rita Schwarz und Eleonore Reiche (von links), die von Oberbürgermeister Norbert Feith begrüßt wurden.

Die ehemalige Gesamtschule Solingen hat sich nach Alexander Coppel benannt. Zur Feier kamen auch Nachfahren des Namensgebers.

Von Anja Kriskofski

Drei Anläufe hat die Alexander-Coppel-Gesamtschule unternommen, bis es mit einem „richtigen“ Namen geklappt hat. Bei ihrer Gründung vor 33 Jahren war sie die erste Solinger Gesamtschule, inzwischen gibt es vier. Im vergangenen Jahr nahm das Kollegium deshalb einen erneuten Anlauf, der Schule einen anderen Namen zu geben. Die Wahl der Schulkonferenz sei mit großer Mehrheit auf Alexander Coppel gefallen, berichtete Schulleiter Andreas Tempel. Am Montag wurde die Umbenennung offiziell gefeiert.

„Mit dieser Namenswahl haben Sie der Absicht der Nationalsozialisten widersprochen, jüdische Mitbürger aus dem Gedächtnis zu streichen“, sagte Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU) in seiner Rede. Die Coppels waren Juden, mehrere Mitglieder der Solinger Unternehmerfamilie wurden von den Nazis ermordet. So auch Alexander Coppel. Der promovierte Jurist war lange Vorsitzender der Synagogengemeinde und Stadtverordneter in Solingen. Im Juli 1942 wurde er ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.

Feith zitierte aus einem Brief Coppels, den dieser kurz zuvor an seinen Großneffen geschrieben hatte: „Mit der Möglichkeit hatte ich nie gerechnet, daß ich die Stätte des Glückes, an der meine Eltern seit ihrer Eheschließung 1856 gewohnt und an der auch ich geboren bin, vor meinem Tod verlassen müßte.“ Alexander Coppel starb im August 1942 im KZ an Hunger und Entkräftung.

Bei der Feier in der Mensa der Gesamtschule waren am Montag auch drei Ehrengäste dabei – Nachfahren der Familie Coppel. Eleonore Reiche und ihre Tochter Rita Schwarz waren extra aus Florida angereist, ihre Verwandte Elisabeth Eichinger kam aus München. Eleonore Reiches Ehemann Carl Anton Reiche war ein Großneffe von Dr. Alexander Coppel, der in den 40er Jahren in die USA emigrierte.

Schule unterzeichnet Kooperation mit Wuppertaler Begegnungsstätte

„Ich freue mich, dass ,meine’ Schule sich für diesen Namen entschieden hat“, betonte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann in ihrem Grußwort. „Das ist wirklich sehr bewegend.“ In ihrer Rede berichtete sie auch von eigenen Erfahrungen als Lehrerin der Gesamtschule, an der sie bis 1995 unterrichtete. Die Erinnerungskultur werde dort „gelebt“, sagte Löhrmann. So habe zu einer Klassenfahrt nach München selbstverständlich ein Besuch im Konzentrationslager Dachau gehört. „Der Name der Schule ist auch ein Auftrag.“

ALEXANDER COPPEL 

FAMILIE Alexander Coppel wurde 1865 geboren. Seine Familie hatte ein Unternehmen für Blankwaffen und Stahlwaren. Im Juli 1942 wurde er ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er an Entkräftung starb. In Solingen ist eine Straße nach ihm benannt. Am Werwolf 3 erinnert ein Stolperstein an ihn.

Dem widmet sich die Alexander-Coppel-Gesamtschule schon lange. Seit 1988 gibt es die Arbeitsgemeinschaft jüdischer Friedhof, die einst von Lehrer Wilhelm Bramann gegründet wurde: Schüler pflegen die Gräber Solinger Juden – „in ihrer Freizeit“, wie AG-Leiter und Lehrer Michael Sandmöller betonte. Und sie halten Kontakt mit Nachfahren wie Eleonore Reiche. Seit Montag gibt es einen weiteren Baustein. Die Schule unterschrieb eine Kooperationsvereinbarung mit der Wuppertaler Begegnungsstätte Alte Synagoge. Am kommenden Freitag findet ein Projekttag statt. Dann beschäftigen sich alle 1370 Schüler mit dem Schicksal ihres Namensgebers.

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