Andacht im ST

Gemeinsam beten und Solidarität zeigen

Jens Maßmann erinnert an das Friedensgebet am Freitag, 24. Februar, um 18 Uhr in der Stadtkirche am Fronhof.
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Jens Maßmann erinnert an das Friedensgebet am Freitag, 24. Februar, um 18 Uhr in der Stadtkirche am Fronhof.

Theologen halten Andacht im ST – heute der evangelische Pfarrer Jens Maßmann.

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht ergeht es Ihnen auch so: Derzeit sind die Nachrichten wieder voll von Ereignissen, die einem sehr nahegehen. Da sind die Erdbeben in der Türkei und Syrien. Zahlreiche Menschen sind umgekommen und die Überlebenden stehen mit ihrer Trauer da - inmitten von Schutt und Chaos. Was für eine schwere Aufgabe weiterzuleben! Da ist der zermürbende Angriffskrieg Russlands auf die souveräne freie Ukraine.

Am 24. Februar vor einem Jahr begann dieser so sinnlose, perfide Angriff, der besonders Zivilisten terrorisiert und deren Leben wahllos aufs Spiel setzt. Die Liste ließe sich mühelos fortsetzen . . . Das Gefühl von Ohnmacht und Verzweiflung macht sich bei mir breit. Während ich hier in Sicherheit und Frieden lebe, leiden Menschen weltweit, werden bedrängt von Naturkatastrophen und von Menschen verantworteten Kriegen und Krisen.

Eigentlich ein Grund, deprimiert „Gute Nacht“ zu sagen, alle Hoffnung schwinden zu lassen. Wie kann ich damit umgehen? In dem „eigentlich“ liegt schon ein kleiner leiser Protest: der Protest des Lebens, der weiterblickt, jenseits des Vorfindlichen. Also: Was trägt in der Dunkelheit? Was gibt mir Trost und Kraft in diesen Zeiten? „Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“, schrieb die Dichterin Mascha Kaléko. Es gibt das Dunkle, das mich ängstigt und mir den Lebensmut zu rauben scheint. Aber das ist eben nicht alles. Es gibt Lichter im Leben, die trösten und ein trotziges Gegengewicht der Hoffnung bieten. So halte ich mich fest an Gott, dem Schöpfer des Lebens: Gott, der das Licht schafft (1. Mose 1, 3 f), der nicht stehenbleibt in der Dunkelheit, sondern jeden Tag sein Licht aufgehen lässt: „Denn Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute . . .“ (Matthäusevangelium 5,45).

So halte ich mich fest an Jesus Christus, der von sich selbst sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannesevangelium 8,12). Jesus, der mit seinem warmen, barmherzigen Blick all die Höhen und Tiefen eines menschlichen Lebens ausleuchtet und zur Veränderung aufruft. Er, der mit Tat und Wort die Liebe zu seinem Mitmenschen vorlebt und dazu aufruft, es ihm gleichzutun (Matthäusevangelium 22,37 ff). Und schließlich erinnern sich Christenmenschen in der Passionszeit, die nächste Woche am Aschermittwoch beginnt, an Jesu Leiden, das wahrgenommen und ausgehalten wird, aber darin nicht stehenbleibt. Ostern als Zeichen des Lebens: Gott durchlebt die Dunkelheit am Kreuz, aber er findet sich nicht damit ab und eröffnet einen Weg jenseits des Todes. In diesem Sinne mache ich mich fest, halte mich an Gott, der weitersieht, als ich es vermag (Jesaja 55,8 f). Vielleicht ist das unsere gegenwärtige Aufgabe: Protestleute gegen den Tod und seinen Schrecken zu sein, um das erfahrene Licht weiterzugeben: Menschen lassen sich anrühren, stehen auf und sagen laut „Nein!“. Sie finden sich nicht mit den Gegebenheiten ab.

Heute vor einer Woche kamen viele Menschen auf dem Neumarkt zusammen. Sie teilten ihre Trauer, brachten sie klagend laut vor Gott und versuchten, mit Spenden das Leid in den Erdbebengebieten zu lindern. Am nächsten Freitag, 24. Februar, 18 Uhr in der Stadtkirche am Fronhof, sind alle Solingerinnen und Solinger eingeladen, für den Frieden in der Ukraine zu beten, ihre Sorgen und Nöte vor Gott zu bringen und den Betroffenen dort zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind.

Die Ereignisse werden so nicht ungeschehen gemacht. Dass aber Menschen zusammenkommen, gemeinsam beten und Solidarität zeigen – dies kann ein Weg sein, mit den Nachrichten von Leid umgehen zu lernen, dem Nächsten zu helfen und letztlich alles Gott anzuvertrauen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel lichtvolle Energie.

Ihr Pfarrer Jens Maßmann

Jens Maßmann

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