Fachgeschäft an der Grenzstraße in Ohligs
Freizeit-Markt Gongoll schließt im März
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Für seinen Rückzug führt Inhaber Thomas Gongoll gleich mehrere Gründe an. Die Pandemie spielt da eher eine untergeordnete Rolle.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Ein Besuch bei Gongoll war für viele junge Solingerinnen und Solinger ein Highlight. „Einige Kunden, die unser Geschäft von Kindesbeinen an kennen, kommen inzwischen mit ihrem Nachwuchs vorbei“, sagt Inhaber Thomas Gongoll. In seinen Worten schwingt Wehmut mit. Im März endet die Geschichte des Freizeit-Fachmarktes an der Grenzstraße.
Für die Schließung gebe es mehrere Gründe, erklärt Gongoll. Da sei zum einen die ungelöste Nachfolgerfrage. In der Familie gebe es keine Interessenten. Ein in der Branche tätiger Freund wollte das Geschäft übernehmen, doch die Banken durchkreuzten seine Pläne. In der aktuellen Situation des Einzelhandels sei es schwierig, einen Kredit zu erhalten.
„Die großen Kinderaugen werden mir fehlen.“
Womit die zweite zentrale Herausforderung benannt ist. „Der Online-Handel macht uns das Leben zunehmend schwer“, sagt der 59-Jährige. Die Konkurrenz im Internet lässt die Margen schmelzen. Hinzu kommen große Hersteller, die ihre Produkte inzwischen häufig direkt an den Endkunden verkaufen – zu Preisen, die der Fachhandel kaum mitgehen kann.
Und dann ist da noch die Corona-Krise. „Das waren natürlich zwei ganz schwierige Jahre, die ständig neuen Verordnungen haben an unseren Nerven gezerrt“, gesteht Thomas Gongoll ein. Ausschlaggebend sei die Pandemie allerdings nicht gewesen: „Ich habe schon davor begonnen, mir Gedanken zu machen.“
Einige Jahre hätte er das Geschäft noch weiterführen können. Doch die Luft sei raus. „Vor allem der Spielwarenbereich ist sehr schnelllebig. Um die neuen Trends rechtzeitig mitzubekommen, muss man dafür brennen“, erklärt Thomas Gongoll. Nun sei der richtige Zeitpunkt gekommen, einen Schlussstrich zu ziehen.
Der Schritt schmerze ihn vor allem mit Blick auf die zehn Angestellten. Für einige sei bereits eine Lösung gefunden. Was mit der rund 1800 Quadratmeter großen Immobilie, die Gongolls Eigentum ist, geschieht, steht derweil noch nicht fest.
Seit 1993 gibt es den Freizeit-Fachmarkt, der seinen Ursprung in Dormagen hat, in der Klingenstadt. Zunächst befand sich das Geschäft an der Broßhauser Straße, 1999 folgte der Umzug an die Stadtgrenze zu Hilden. „Viele Außendienstler haben uns damals gewarnt, Solingen sei ein hartes Pflaster. Als Außenstehender habe man es schwer“, erinnert sich der 59-Jährige. Er habe andere Erfahrungen gemacht: „Wir wurden gut aufgenommen und haben schnell viele Kontakte aufgebaut.“
Wann genau im März der letzte Verkaufstag ist, steht noch nicht fest. Diese Entscheidung macht Thomas Gongoll vom Verlauf des heute beginnenden Schlussverkaufs abhängig. Neben Spielwaren gehören unter anderem Garten- und Campingprodukte sowie Sportgeräte zum Sortiment.
Dagegen weiß der Inhaber bereits, wie er die Zeit nach der Schließung verbringen möchte. Oben auf seiner Liste steht, sich mehr um die Familie und seine Gesundheit zu kümmern. Außerdem besitzt er einen mit Schlafkabine aufgerüsteten Pick-up. Mit dem Fahrzeug möchte er lange Reisen unternehmen. Skandinavien, die Mongolei und die Seidenstraße stehen auf seiner Liste. Thomas Gongoll freut sich auf diese Zeit. Wenngleich er einräumt: „Die großen Kinderaugen werden mir fehlen.“ Vor Regalen voller Spielmöglichkeiten zu stehen, Kartons in die Hand zu nehmen, Dinge auszuprobieren – dieses Gefühl könne Amazon nicht ersetzen.
Geschichte
Der Grundstein der Firma Gongoll wurde 1964 in Dormagen gelegt. Dort befindet sich ein zweiter Standort. Dieser wird von Thomas Gongolls Geschwistern Holger Gongoll und Andrea Urmetzer geführt und ist von der Schließung nicht betroffen.