Festival
Fantasie bahnt sich ihren Weg
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Erzählfestival begeistert mit märchenhaften Geschichten.
Von Holger Hoeck
Es ging in den großen Konzertsaal des Theaters und Konzerthauses – und dann auch noch auf die Bühne. „Boah, ist das cool“, meint die fünfjährige Elisa, bevor sie mit ihrer Puppe Anna Platz auf dem Schoß ihrer Mutter nahm. Weitere Kinder zwischen vier und zehn Jahren fanden mit ihren Eltern ebenso im Halbrund ihren Platz und freuten sich auf Spannendes wie Unterhaltsames der drei Geschichtenerzähler, die in das diesjährige, inzwischen fünfte Erzählfestival einleiteten.
„Wir haben euch Geschichten mitgebracht, bei denen es manchmal plätschert, friert oder regnet. Es sind Geschichten von und über das Wasser“, sagt der gebürtige Wuppertaler André Wülfing, der sich neben seiner Tätigkeiten als Schauspieler und Kinder- wie Jugendtheater-Regisseur auch als professioneller Geschichtenerzähler bezeichnet. Und so nahm er anschließend kleine wie große Zuhörer mit auf das Abenteuer des Blauwals Betty, die aus den Tiefen des Meeres ein Licht vom Laternenfisch für die Menschheit in ihrer dunklen Welt holte. Mit großen Augen und offenem Mund lauschte auch Elisa der immer wieder mit Gesten und Geräuschen angereicherten Handlung bis zu ihrem glücklichen Ende.
Gemeinsam mit der Münchnerin Katharina Ritter und Susanne Tiggemann, Mit-Gründerin des „Touché Erzähl-Theaters“ in Schwerte, gestaltete er in drei Teilen zu je 45 Minuten den Auftakt des Festivals, das unter dem Motto „Meine Märchen, deine Märchen“ stand. „Diese Auftritte sind für mich eine wunderbare Art, Geschichten ohne Kulissen und weiteres Ensemble ans Volk zu bringen. Dabei ist der direkte Kontakt zum Publikum wichtig und unverzichtbar“, erklärt Wülfing.
Und so quakten sich Frösche durchs Programm oder verwandelten sich in Prinzen, Wölfe labten sich täglich an von einem Mädchen zubereiteten Suppen – und alle Besucher erfuhren, warum der Wolf der Urvater des menschlichen Haushundes ist.
„Aufmerksam einer Sache zu folgen, ist für manche heutzutage leider eine Herausforderung.“
2017 hat Manuela Hoor, zuständig für die Kinder- und Jugendkultur an der gastgebenden Spielstätte, das Festival eigenständig nach Solingen gebracht, nachdem es zuvor im Zusammenschluss mit der Akademie Remscheid veranstaltet wurde. „Ich fand es zu schade, aufzuhören. Und dann haben wir hier ein neues Format entwickelt, das auch Erwachsene und diverse Gruppen anspricht“, blickt die Organisatorin zurück. Hoor erkennt einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Vorlesen und dem Erzählen einer Geschichte an. „Das Geschichtenerzählen ist eine wahre Kunst. Es ist viel spannender und lebendiger, denn das Publikum wird aktiv eingebunden. Zudem erfahren manche Geschichten auch nicht unbedingt die seit Ewigkeiten bekannte Handlung.“
Das Thema, das sie sich gemeinsam mit ihrer langjährigen Wegbegleiterin Katharina Ritter überlegt und für das die Erzähler gemäß ihrer inhaltlichen Schwerpunkte ausgewählt werden, sei bewusst sehr weit gefasst. „Damit kann jeder etwas anfangen. Die Fantasie bahnt sich während der Geschichten ihren Weg.“
Ohnehin sei es wunderbar, wenn Kinder, aber auch Erwachsene mal nicht vorm Fernseher oder PC säßen. „Aufmerksam einer Sache zu folgen, ist für manche unabhängig ihres Alters heutzutage leider eine Herausforderung. Umso schöner ist es, zu erleben, wenn sie hier still sitzen, zuhören und sich auf die Erzählungen einlassen.“
Erzählfestival
Nach dem Eröffnungsnachmittag für Familien mit Kindern folgte abends Erzählkunst für Erwachsene. Erzählungen für Kitas, Schulen und diverse Gruppen beschließen heute das Festival.