So klingen die Symphoniker
Simon Roloff sorgt für Donner, Blitz und Kuckuck
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Schlagzeuger Simon Roloff spielt mehr als 20 Instrumente bei den Symphonikern. Mit Video.
Von Melissa Wienzek
Mit dem grünen Filzkopf am Stiehl haut Simon Roloff einmal auf den riesigen Gong – aber nur ganz vorsichtig. Das hängende Instrument, das aussieht wie eine Zielscheibe, donnert erst leise in weiter Ferne. Doch dann kommt der Donner plötzlich immer näher und näher, wird lauter – und dann steht man mitten im Gewitter, es dröhnt vom kleinen Zeh bis in die Haarspitze.
„Wenn man jetzt mit seinem Kopf ganz nah rankommt, merkt man was“, sagt Simon – und ich teste das mal direkt. Tatsache, die kleinen Härchen im Gesicht stellen sich auf, es kribbel überall. Dieses magische Instrument heißt Tamtam und kommt aus dem asiatischen Raum. Die Bronzescheibe ist nur eins von mehr als 20 Instrumenten, die Simon Roloff und seine Kollegen bei den Bergischen Symphonikern spielen „Und das macht richtig Spaß“, sagt er. Im letzten Teil unserer Serie stellen wir heute das Schlagzeug vor.
Die Instrumente: Die Liste ist lang und Simon braucht ganz schön viele Finger, um alle aufzuzählen: Über 20 sind es, die er und seine Kollegen spielen dürfen. Aber nicht alle kommen jedes Mal vor. Das hängt davon ab, was in einem musikalischen Stück gefordert ist. Zum Beispiel Triangel, Glockenspiel, Klanghölzer, Xylofon, große Trommel, kleine Trommel, Tamtam oder Ratsche. Sogar eine Peitsche, eine Lotusflöte, Congas oder Bongos spielt er. Damit erzeugt der Musiker die tollen Effekte im Konzert. Er ist also der Mann fürs Besondere. „Einmal hatte ich sogar nur einen einzigen Schlag im ganzen Konzert“, erzählt der Musiker lachend. Man stelle sich vor, er hätte den Einsatz auch noch verpasst. . .
„Als Schlagzeuger muss man viel warten können“, sagt er. Die große Trommel ist eine große Umarmung groß: rund 90 Zentimeter im Durchmesser. Bespannt ist sie mit Naturfell von der Kuh. „Sie hat einen tiefen, voluminösen Klang, sie kann sehr schön das Donnergrollen darstellen.“
Übrigens: Man kann eine Triangel auch falsch spielen. „Das ist eine richtige Philosophie“, sagt der Musiker. „Der Klang der Triangel, das Brillante, soll über allem schweben“, erklärt Simon. Und dafür schlägt man nicht in der Mitte unten, sondern oben an den Metallseiten vorsichtig drauf.
Zudem gibt er als Schlagzeuger auch oft den Rhythmus vor. Beim Stück „Bolero“ musste er mal 15 Minuten lang denselben Takt spielen. „Das war herausfordernd und ich war froh, als ich es geschafft hatte“, sagt Simon und lacht. Im letzten Symphoniekonzert dieser Saison wird „Bolero“ erklingen.
„Ich hatte mal in einem Konzert nur einen einzigen Schlag.“
Der Platz im Orchester: Ganz hinten auf einem Podest mit sechs Metern Platz. „Ich laufe zwischen meinen Instrumenten hin und her.“ Bei „On Fire!“ spielt er zum Beispiel das coole Drumset. Bei Polkas sind oft die Schellen und die Peitsche gefragt. Bei Filmmusikkonzerten lässt er es mit Becken blitzen.
Als 1. Schlagzeuger ist es zudem seine Aufgabe, die anderen Schlagzeuger-Musiker je nach Konzert einzuteilen. Und zu schauen, welches der tollen Klanginstrumente denn nun beim nächsten Konzert gebraucht wird.
Der Musiker: Der 43-Jährige wurde in Bielefeld geboren und ist auch dort aufgewachsen. Nach der musikalischen Früherziehung erhielt er erst Klavierunterricht, mit elf Jahren fing er an der Musikschule dann an, Schlagzeug zu spielen. Denn Simon hat offenbar Rhythmus im Blut: Er trommelte als Kind schon gerne mit den Fingern auf dem Tisch oder klatschte einen Takt auf seinem Oberschenkel nach.
Der Schlagzeuglehrer nahm in dann im Ensemble auf. Hier lernte Simon die Mallets kennen. Mallets ist die Bezeichnung für Stabspiele. Sie gehören zur Familie der Schlaginstrumente. Die Bandbreite reicht von Xylofon über Marimbafon, Vibrafon bis Glockenspiel. Auch seltene Instrumente wie Röhrenglocken oder Crotales gehören zu den Mallet-Instrumenten. „Damit kann man viel machen“, sagt Simon.
Mit 13 spielte er schon im Orchester der Jungen Symphoniker. Mit 16 wurde er Jungstudent an der Musikhochschule Detmold. Nach dem Zivildienst studierte er in Köln Schlagzeug – mit 26 schloss er das mit Diplom ab. Und dann hatte der junge Musiker ganz schön Glück: Bei den Bergischen Symphonikern war zu der Zeit eine Akademiestelle im Orchester frei, und er bekam sie. Danach war eine Berufsmusikerstelle frei. Auch die erhielt er. Seit Dezember 2007 ist Simon nun der 1. Schlagzeuger im bergischen Orchester.
Er lebt in Herten, weil seine Frau bei der Neuen Philharmonie Westfalen als Musikerin arbeitet. Simon hat auch eine Tochter (7). „Sie konnte schon mit 1,5 Jahren den Rhythmus mitklatschen“, erzählt er stolz. Kein Wunder bei dem Papa. „Rhythmus ist Bestandteil unseres Lebens und Bestandteil der Musik“, sagt Roloff, der in der Orchesterschule Burscheid Schlagzeugunterricht gibt und das Junge Orchester leitet.
Auf die Ohren
Konzert: Bei der „Musik am Sonntagvormittag“ am 7. Mai, 11 Uhr, im Teo Otto Theater spielt Simon Roloff mal Klavier. Sein Schlagzeug hört ihr wieder beim Musical „Titanic“ am 20. Mai, 19.30 Uhr, im Theater. Jugendticket 6,50, Erwachsene 39 Euro.