Konzert
Ein tierisches, herrliches Durcheinander
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Besucher beim Karnevalskonzert der Bergischen Symphoniker amüsierten sich königlich.
Von Peter Klohs
Samstagnachmittag im Theater und Konzerthaus: Rund 100 Gäste haben sich im großen Saal eingefunden, um das diesjährige Karnevalskonzert der Bergischen Symphoniker zu genießen. Ein Konzert „extra für die Kinder“, wie Manuela Scheuber berichtet (| Kasten). Ein Großteil der Eltern und Großeltern erscheint fantasievoll verkleidet mit ihren Kindern oder Enkeln zum Konzert. Feen, Zauberer, Prinzessinnen und Ritter herrschen bei den Kindern vor. Erwachsene Clowns und Cowboys sind zu sehen, grellbunte Hüte mit ebensolchen Blumen ziehen Blicke auf sich.
Die Musikerinnen und Musiker nehmen in kleiner Besetzung ebenerdig zum Publikum Platz. Bei den Violinen sitzt ein Rabe, davor ein Zebra, in den Violen beleidigt eine grellgrüne Perücke so manches Auge, auf dem Kontrabass thront ein Stoffelefant. Dirigent Michael Forster kommt mit einem blinkenden Hut auf die Bühne und bleibt stehen: „Ich komme nur zu meinem Platz mit einem donnernden und tosenden. . .“ – mehr kann er nicht sagen, denn der Beifall ist wirklich ohrenbetäubend.
Das Konzert beginnt mit einem Entrée, und schnell fällt eine graubraun gekleidete Gestalt auf, die hier und da herumwuselt und Aufregung verbreitet: Die Education-Beauftragte der Bergischen Symphoniker, Katie Knees, hat sich in eine Kakerlake verwandelt und erzählt eine abenteuerliche Geschichte, in deren Verlauf ein Dutzend Tiere auftaucht, die von den Symphonikern in Tonsprache übersetzt werden. Wölfe, mit Schafspelzen verkleidet, wollen, so hat es den Anschein, auf dem „Karneval der Tiere“ den Hühnern auflauern, um dieselben, nun ja, zu verspeisen. Das will die Kakerlake nicht hinnehmen und sinnt auf Rettung.
Die Geschichte mit Musik, von Juri Tetzlaff und Andreas Tarkmann kunst- und humorvoll konzipiert, bedient sich großzügig an bekannten Werken wie Saint-Saëns „Karneval der Tiere“, ohne eine eigene Handschrift zu verleugnen. Erstes Highlight ist das Duett von Nachtigall (Piccoloflöte) und Frosch (Fagott), das den ersten spontanen Applaus rechtfertigt.
Kängurus reichen Erfrischungen
Ein Karpfen intoniert ein betörendes Lied, die Hummeln machen das, was sie am besten können, nämlich Hummelsummen (Rimsky-Korsakov lässt grüßen), ein Schildkrötenballett tritt auf, Kängurus reichen, von niemandem erwartet, Erfrischungen, es ist ein herrliches Durcheinander auf dem Karnevalsfest. Eine in weiße Tücher gekleidete Elefantendame tanzt (der Kontrabass in Hochform), der Löwe erscheint hochherrschaftlich, die Esel verkleiden sich als Einhörner. Der Marabu dirigiert, Eichhörnchen hopsen über die Klaviatur, Schleierschwänze zeigen ihre tänzerische Kunst, der Kuckuck hat ein Solo (Oboe). „Als der Kuckuck sang, hatte das Erdferkel feuchte Augen“, erzählt Katie Knees, und auch ein empfindsamer Mehlwurm fühlt sich ähnlich. Derweil kommen die als Schafe verkleideten Wölfe den Hühnern immer näher – und all das von den sensiblen Tönen der Symphoniker begleitet und unterstützt.
Am Ende ist alles ein großes Missverständnis
Michael Forster leitet das Orchester schwungvoll und seh- und hörbar mit großer Freude. Biber und Maulwürfe sorgen für einen Teich, und der Schwan kann angemessen ehrfürchtig seine Kreise ziehen. Am Ende entpuppt sich alles als großes Missverständnis, denn die Wölfe und die Hühner, jawohl, kuscheln miteinander. „Und außerdem“, schließt die Kakerlake ihre aufregende Geschichte, „sind die Wölfe mittlerweile doch alle Vegetarier.“
Langanhaltender Beifall belohnte Musiker und Erzählerin – das Publikum hatte sich königlich amüsiert.
„Der doppelte Karneval“
„Der doppelte Karneval“ hieß das Karnevalskonzert der Bergischen Symphoniker im Pina-Bausch-Saal im Theater und Konzerthaus. „Unsere Kinder sind sicher mit am schlechtesten durch die Pandemie gekommen“, erklärte vor der Aufführung Manuela Scheuber vom Management der Symphoniker. „Die Kinder mussten sich am meisten zurücknehmen, zugunsten der ganzen Bevölkerung. Deshalb machen wir in diesem Jahr ein Konzert extra für die Kinder.“ Die Musik von Andreas Tarkmann und der Text von Juri Tetzlaff verbanden eigene Ideen mit bekannter und beliebter Musik.