Erste Zukunftsmesse
Digitalisierung: Solingen erfindet sich neu
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Überschaubares Interesse an erster Zukunftsmesse im Theater und Konzerthaus.
Von Andreas Römer
Solingen wird digital und (fast) keiner merkt’s. Zumindest war die Zahl der Besucher auf der Zukunftsmesse am Samstagnachmittag im Theater und Konzerthaus durchaus überschaubar. Dabei präsentierten sich 43 Aussteller mit smarten und spannenden Ideen. Passend zum bundesweiten Digitaltag lieferte die Zukunftsmesse einen Überblick, wie es mit der Digitalisierung in der Klingenstadt vorangeht.
„Unsere Digitalisierung ist nicht weniger als das Erfinden einer neuen Stadtverwaltung“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). „Ich bin den zahlreichen engagierten Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar, dass wir das in unserer Stadt so zielgerichtet anpacken.“ Dabei habe man immer das Ziel vor Augen: Die Digitalisierung muss die Bürgerinnen und Bürger ins Zentrum stellen, kunden- und nutzerfreundlich sein, so Kurzbach weiter. „Ich bin stolz auf das, was wir bereits erreicht haben, sage aber auch, dass wir noch lange nicht dort sind, wo wir einmal hinwollen. Es gibt noch einiges zu tun“, so der OB.
Spannende Projekt gab es reihenweise zu bestaunen. Präsentiert wurden sie von Mitarbeitern, die sichtlich Spaß hatten, ihre Arbeit, ihre Fortschritte zu zeigen und Zukunftsbilder für die Stadt zu entwerfen.
Eines der jüngsten Projekte soll helfen, Hochwasser besser vorauszusagen und so Katastrophen wie im vergangenen Jahr zu verhindern. In Zusammenarbeit mit dem Wupperverband sollen 40 bis 60 neuartige Sensoren Meldungen über die aktuellen Wasserstände in der Stadt liefern. Einige werden unter Wasser mittels Druckes den Wasserstand messen, andere werden per Infrarot von oben arbeiten. Aktuell läuft die Ausschreibung. Für konkrete Vorhersagen und Prognosen braucht es dann aber noch ein paar Jahre. Solch lernende Systeme sind erst nach einiger Zeit wirklich in der Lage, aus den gesammelten Daten brauchbare Prognosen erstellen zu können.
Das gilt auch für die geplanten 48 Wettersensoren – jeder erfasst bis zu 42 Messwerte wie Temperatur, Windgeschwindigkeit und Niederschlag. Zunächst kann man dann in Echtzeit über die Solingen-App die Daten abfragen, bis zu Prognosen fürs Wetter wird es aber ebenfalls noch dauern.
Für alle Solinger schon bald sicht- und nutzbar sind die Entwicklungen von der Solingen-App und der stadteigenen Internetseite. Bei der App arbeitet die Verwaltung mit zehn weiteren Kommunen zusammen. Alle entwickeln Module, die die anderen dann leicht für sich adaptieren können. Zu dem Verbund der Städte gehören unter anderem Dortmund, Bochum, aber auch Remscheid und Lemgo. Nach dem Update, das in etwa drei Monate an den Start geht, lassen sich mit der App sogar einige Verwaltungsvorgänge mobil und digital erledigen. Noch sucht die Stadt Tester vor allem mit Android-Geräten, die helfen, mögliche Fehler im Update aufzuspüren.
Die Zukunftsmesse bot eine Reihe von Podiumsdiskussionen. Die konnten alle live im Internet verfolgt werden. Wer die Zukunftsmesse allerdings nur digital von zu Hause genutzt hat, verpasste die Chance, sich direkt mit den Verantwortlichen auszutauschen.
„Es gibt noch einiges zu tun.“
Bei allen Fortschritten bei der Digitalisierung denkt man bei der Stadtverwaltung alle Prozesse auch weiterhin dual, also auch noch in nicht-digitaler Form. Man geht davon aus, dass rund 15 bis 20 Prozent der Menschen Digitalisierung auch zukünftig nicht können oder wollen.
Projekte
Verlorene Gegenstände online bei der Stadt wiederfinden, Straßenvermessungen aus dem Büro statt vor Ort, 3D-Luftkarten von ganz Solingen, intelligente Systeme, die an der Bushaltestelle nicht nur die vorbeifahrenden Linien anzeigen, sondern helfen, ganz neue Ziele zu entdecken – die Liste der spannenden Zukunftsprojekte in Solingen ist lang und hier gar nicht komplett aufzuzählen.
Standpunkt von Manuel Böhnke: So muss es weitergehen
Die Digitalisierung ist eine Herausforderung. Für Kommunen gilt das in besonderem Maße. Doch die Stadt stellt sich der Aufgabe. Das wurde bei der Zukunftsmesse am Samstag deutlich. Wenngleich OB Tim Kurzbach zurecht anmerkt, dass noch einige Hürden zu nehmen sind, bewegt sich viel in die richtige Richtung. Das belegen verschiedene Untersuchungen. Beim Smart-City-Ranking des Beratungsunternehmens Haselhorst Associates landete Solingen in den vergangenen beiden Jahren auf Platz zehn.
Der Branchenverband Bitkom sah die Klingenstadt 2021 auf Platz 35 der 81 deutschen Großstädte – jedoch mit positiver Tendenz. So muss es weitergehen. Zwar ist eine digitale Verwaltung nicht der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, ob sich Menschen und Firmen in einer Kommune ansiedeln oder ihr den Rücken kehren. Und doch kann ein unkomplizierter digitaler Draht im Rathaus die Attraktivität eines Standorts erheblich steigern.