Konzert
Die Schreibmaschine macht Musik
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Orchesterverein Solingen 1910 holte die Zuhörer in der Ohligser Festhalle von den Stühlen.
Von Wolfgang Günther
Zum ersten Mal spielte der renommierte Orchesterverein Solingen von 1910 sein traditionelles Neujahrskonzert in der Ohligser Festhalle, der große Saal war am Sonntag ausverkauft. Die vielseitige Musikerin Merve Bianca Sorgente hatte vor einem guten Vierteljahr die musikalische Leitung des Orchesters übernommen, und mit den Musikerinnen und Musikern für das Neujahrskonzert ein interessantes und anspruchsvolles Programm einstudiert.
Zum Auftakt erklang einer der fünf festlichen Märsche von Edward Elgar, die der britische Komponist unter dem Titel „Pomp and Circumstance“ veröffentlicht hatte. Natürlich dürfen bei der Musik zum Neuen Jahr schwungvolle Walzer nicht fehlen. Zu Gehör kamen die wunderschönen Melodien des „Donauwellen-Walzers“ des rumänischen Komponisten Iosif Ivanovici, einem Zeitgenossen der Wiener Familie Strauss. Ein Hörgenuss war auch der berühmte „Walzer Nr. 2“ aus der Jazzsuite des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch.
Der Walzerkönig Johann Strauss selbst war diesmal mit der rasanten Polka „Unter Donner und Blitz“ sowie der „Pizzicato-Polka“ vertreten. Johann Strauss hatte diese Polka für zupfende Streichinstrumente mit seinem Bruder Josef während einer Konzertreise durch Russland gemeinsam komponiert. Die Streicher des Orchesters bewältigten diese virtuose Aufgabe mühelos. Die Dirigentin leitete das Orchester temperamentvoll und präzise und streute in ihre Moderation auch Anmerkungen zum Zeitgeschehen sowie kleine Anekdoten zu den jeweiligen Werken ein.
Das Orchester ist sowohl bei den Streichern, wie auch bei den Holz- und Blechbläsern sehr gut besetzt, und präsentierte im Konzert auch einige gute Solisten aus den eigenen Reihen. Auch die Wiedergabe von zwei der „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms bewies, auf welch hohem Niveau der Orchesterverein musiziert. Als Gast stellte sich Simon Roloff vor. Der Solo-Schlagzeuger der Bergischen Symphoniker spielte in dem Orchesterstück „Erinnerungen an Zirkus Renz“, den technisch anspruchsvollen Solopart auf dem Xylofon mit hoher Virtuosität, und erntete damit einen Jubelsturm des begeisterten Publikums. Komponiert hatte diesen Marsch der Berliner Musiker Gustav Peter im Jahr 1894 als Hommage an den Zirkus Renz, der mit seinem festen und großen Zirkusbau damals das Berliner Kulturleben bereicherte. Auch eine Schreibmaschine kann harmonische Musik machen, das bewies Roloff bei seinem zweiten Auftritt mit einer Reiseschreibmaschine und dem witzigen Stück für Orchester und Schreibmaschine, „The Typewriter“ von Leroy Anderson. Über die beschwingte „Petersburger Schlittenfahrt“ ging die musikalische Reise des Orchestervereins dem Ende zu. Zum Abschluss spielte das Orchester das feierliche „Andante festivo“, ein Spätwerk des finnischen Komponisten Jean Sibelius.
Die Begeisterung des Publikums steigerte sich im Laufe des Konzerts immer mehr und führte am Ende zu einer stehenden Ovation. Als Dank dafür erklangen noch einmal zwei Stücke aus dem Konzert als Zugabe.
Zur Person
Merve Bianca Sorgente hat ihren beruflichen Mittelpunkt in Düsseldorf. Sie betreut Studenten an der dortigen Musikhochschule und ist in vielen Bereichen an der Clara-Schumann-Musikschule in der Landeshauptstadt tätig.