Ehrenamtler
Zinngießerei: Die letzte Schicht von Klaus Mazur
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In der Zinngießerei endete eine Ära.
Von Holger Hoeck
Solingen. Im Foyer des Deutschen Klingenmuseums wies der Pfeil „Zinngießerei“ eine Etage tiefer und versprach eine Vorführung für den Nachmittag. Im Keller stand Klaus Mazur wie gewohnt am Spannblock und presste immer wieder Silikonformen zwischen schmale und dickere Holzbretter. Und wie in den zurückliegenden elf Jahren fanden sich auch diesmal Interessierte vor dem Werkstattinventar der historischen Zinngießerei ein, die das Museum von der Gießereifamilie Arrenberg übernommen hatte, um den 84-Jährigen bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit zu beobachten. Einige Gäste waren indes auch gekommen, um sich von Mazur zu verabschieden.
An jedem ersten und dritten Sonntag eines Monats führte der gelernte Maschinenbauer vor, wie sich flüssiges Zinn in einen Pinguin, eine Schachfigur, ein Herz, in ein kleines Essbesteck oder in sonstige unzählige Formen verwandeln kann. Doch nun hat der gebürtige Sachse einen Schlussstrich gezogen. „Meine Frau ist gesundheitlich leider schwer angeschlagen. Ich möchte daher regelmäßig Zeit für sie haben, wenn sie sich mal gut fühlt“, erläutert der ehemalige Verantwortliche für Arbeitsvorbereitung und Kalkulation der Firma Sack & Kiesselbach.
Auch am letzten Tag seines Wirkens, für das er zum Dank von der stellvertretenden Museumsleiterin Dr. Isabell Immel und weiteren Mitarbeitern einen Restaurant-Gutschein nebst Blumen erhielt, stimmte jeder Handgriff. Nachdem die Form fest eingespannt war, füllte er den Gießlöffel mit über 230 Grad heißen Zinn, schüttete diesen in die Formöffnung und entfernte mit einem Spachtel die überstehenden Reste. Nach weniger als zwei Minuten öffnete Klaus Mazur die Form, entnahm mit einer Zange den nun festen Inhalt und warf ihn zum Abkühlen in einen Wasserbottich. „Ich kann viele Wünsche der Besucher erfüllen, die dann ihre Figur oder ihren Schmuck kurz darauf für ein geringes Entgelt mitnehmen können.“
Ehrenamtler gesucht, die das Angebot fortführen wollen
Nachdem Mazur 2001 in Rente ging, kümmerte er sich in der Gesenkschmiede Henrichs einige Zeit um die Instandhaltung der dortigen Maschinen. „Dann kam Peter Tscharntke, der zuvor das Zinngießen im Klingenmuseum begonnen hatte, auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen. Daraus sind dann elf Jahre geworden.“ Nach Tscharntkes eigenem Ausscheiden teilte er sich in den letzten Jahren die Aufgabe mit Dirk Steinheuer, der zukünftig zunächst alleine weitermachen wird. „Wir sind jedoch sehr daran interessiert, mindestens einen weiteren Ehrenamtler zu finden, da das Angebot wegen Erläuterungen und Vorführungen idealerweise von zwei Personen durchgeführt werden sollte“, würde sich Dr. Immel über neue Kräfte freuen.
Zurückblickend stellt Klaus Mazur zufrieden fest, dass er keinen Sonntag wegen Krankheit oder sonstiger Gründe ausfallen lassen musste. „Ohnehin habe ich auch zuvor in 49 Dienstjahren nur an sechs Tagen Krankengeld erhalten. Keine schlechte Bilanz, finde ich.“
Gleichwohl räumte er ein, dass zum Abschied etwas Wehmut in ihm aufkäme. „Ich war sehr gerne hier, und es hat mir immer Spaß gemacht. Aber irgendwann muss halt mal Schluss sein.“ Doch so ganz wird er dem Museum nicht Lebewohl sagen. „Ich schaue bestimmt immer mal gerne rein, zumal ich ja nicht weit weg wohne.“
Wer Interesse an einem Ehrenamt hat, kann, gerne bei Dr. Isabell Immel melden: i.immel@solingen.de