Konzept wurde umgestellt

Notschlafstelle nimmt nur noch junge Erwachsene auf

Helfen jungen Erwachsenen dabei, eine Wohnung zu finden: Sarah Markewitz (M.) und Dominique Kurzawe-Paar von der Notschlafstelle mit Stefan Stiel, Abteilungsleiter für die städtischen Kitas und Jugendeinrichtungen.
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Helfen jungen Erwachsenen dabei, eine Wohnung zu finden: Sarah Markewitz (M.) und Dominique Kurzawe-Paar von der Notschlafstelle mit Stefan Stiel, Abteilungsleiter für die städtischen Kitas und Jugendeinrichtungen.

Notschlafstelle „Die 10“ hat ein neues Konzept und mit Sarah Markewitz eine neue Leiterin. Minderjährige kommen nun im Kinderhaus Kannenhof unter. Das sind die Gründe.

Von Anja Kriskofski

Solingen. Sie sind zu Hause rausgeflogen, haben sich vom Partner getrennt oder lebten vorher auf der Straße: In der Notschlafstelle „Die 10“ finden junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren eine Unterkunft auf Zeit. Für die Einrichtung gilt seit Januar ein neues Konzept: Sie nimmt nur noch junge Erwachsene auf. Jugendliche, die früher auch in die „Zehn“ kommen konnten, werden nun im städtischen Kinderhaus Kannenhof untergebracht. „Wir hatten mit der gemeinsamen Betreuung von Minderjährigen und Volljährigen schon länger Bauchschmerzen“, erklärt Stefan Stiel, Abteilungsleiter für die städtischen Kitas und Jugendeinrichtungen. „Wegen Corona haben wir das vorgezogen.“

Die ursprüngliche Idee sei gewesen, dass Jugendliche und junge Erwachsene voneinander lernen, erklärt Sarah Markewitz. Die Sozialarbeiterin hat 2016 in der Notschlafstelle angefangen und ist seit 1. Januar Leiterin. Doch die gemeinsame Betreuung brachte auch Probleme mit sich. So mussten Minderjährige wegen des Jugendschutzes früher in die Einrichtung zurückkehren. Problematisch sei zudem gewesen, wenn Bewohner Drogen konsumierten.

14 Plätze hat „Die 10“: jeweils sieben für Frauen und Männer, nach Geschlechtern getrennt auf zwei unterschiedlichen Etagen. Aktuell seien drei Plätze für Frauen nicht belegt. Inzwischen gibt es nur noch Einzelzimmer. „Manche müssen erst einmal schwer an ihrer Hygiene arbeiten, wenn sie zu uns kommen. Da ist es sinnvoller, wenn sie ein Einzelzimmer haben“, erklärt Markewitz. „Und man kann sich auch mal rausziehen.“

Das Konzept sieht vor, die jungen Menschen so zu unterstützen, dass sie die Notschlafstelle nach sechs Monaten wieder verlassen können. „Manche gehen aber auch nach zwei Wochen, weil sie merken, das ist nichts für sie“, erklärt Markewitz. Andere kämen wieder, nachdem sie einige Zeit bei Freunden oder den Eltern verbracht hätten. „Es gibt eine hohe Fluktuation.“

In der Einrichtung gelten Regeln: Nachtruhe ab Mitternacht, Besuche auf dem Zimmer sind nur beim gleichen Geschlecht erlaubt. Von 9 bis 14 Uhr müssen die jungen Erwachsenen „Die 10“ verlassen. „Damit sie hier nicht versacken.“ Ausnahmen sind jedoch möglich: Wer krank oder psychisch angeschlagen sei, müsse tagsüber nicht raus. Auch wer erst spät zur Arbeit muss, darf bleiben.

Wohnungssuche gestaltet sich schwierig

Die Sozialarbeiter beraten die Bewohnerinnen und Bewohner: Wie können sie ihr Leben finanzieren? Welche Perspektiven gibt es? Und besonders: Wo kommen sie unter? „Es ist aktuell sehr schwierig, eine Wohnung zu finden. In der 10 zu leben ist auch ein Stempel, unsere Bewohner werden teilweise von Vermietern abgelehnt“, berichtet die Leiterin. „Wir gucken deshalb auch in anderen Städten.“ Wenn es innerhalb der sechs Monaten nicht klappt, könne die Zeit in der Notschlafstelle nach Absprache verlängert werden.

Unterstützung bekommt die Einrichtung unter anderem durch den Förderverein. Dieser finanziere unter anderem das kostenlose Frühstück, so Markewitz. Für die Bewohner gibt es zudem gespendete Lebensmittel und Hygieneartikel. „Sie sollen jedoch lernen, mit ihrem Geld auszukommen.“ Bis 22 Uhr kann in der Gemeinschaftsküche gekocht werden. Daneben gibt es ein Wohnzimmer mit Fernsehgerät, Spielen und Büchern sowie einen Raum, in dem Dartscheibe, Kicker, Airhockey und Billardtisch zur Verfügung stehen.

„Die 10“ ist rund um die Uhr besetzt. „Wir haben viele, die nur mit einem Rucksack zu uns kommen“, erzählt Sarah Markewitz. Doch daneben gebe es auch Bewohner, die eine Ausbildung machen und mit vielen persönlichen Gegenständen auf Zeit an der Hermannstraße 10 einziehen. „In der Regel haben wir einen Platz frei.“ Sonst leite man die jungen Hilfesuchenden an die städtische Zentralstelle für Wohnungsnotfallhilfe weiter oder verweise an die Caritas oder den CVJM, die auch Notunterkünfte haben. „Minderjährige warten auf Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes, der sie unterbringt“, erklärt Stefan Stiel.

Notschlafstelle „Die 10“

Einrichtung: Die Notschlafstelle „Die 10“ an der Hermannstraße wurde vor 31 gegründet. Die Einrichtung hat sieben Mitarbeiter, ab 1. März acht.

Zugang: Wohnungslose junge Erwachsene wenden sich entweder selbst an die Einrichtung oder werden über Wohnungsnotfallhilfe oder andere Kooperationspartner vermittelt. Kontakt: Tel. 59 44 59-44

Kosten: Selbstzahler zahlen 278,10 pro Monat.

Förderverein: Der Förderverein bezahlt Notfallessen, Ausflüge und hat den Umbau 2014 mitfinanziert.

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