Prozess
Deutsch-Türke muss wegen Todesstrafe-Vorwurf vor Gericht
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Solinger im Streit mit Union Europäisch-Türkischer Demokraten
Von Stefan Prinz
Der Konflikt innerhalb der türkischen Gemeinschaft in Solingen geht weiter: Die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) will den deutsch-türkischen Journalisten Hüseyin Topel aus Solingen vor Gericht bringen. Am kommenden Dienstag muss sich der Solinger vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten: „Sie haben mich verklagt, weil ich im Hamburger Abendblatt gesagt habe: Im Moment sprechen sich UETD-Repräsentanten beispielsweise für die Todesstrafe aus“, erklärt der 26-Jährige. Für die UETD sei das eine unwahre Tatsachenbehauptung.
Dazu sagt Topel im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich bin Mitglied der Landespressekonferenz. Es gehört zu meinem beruflichen Ethikverständnis, nur Sachen öffentlich zu machen, die auch wahr sind. Ich kann meine Aussage belegen. Ich habe verschiedene Personen gefunden, die zu der UETD gehören, die etwas mit der Todesstrafe gesagt haben.“ Das Landgericht wird über die Auseinandersetzung in der nächsten Woche entscheiden müssen.
Der Fall ist brisant. Denn auch der Vater von Hüseyin Topel sieht sich in Solingen heftigen Angriffen Erdogan-treuer Türken ausgesetzt. Seit dem gescheiterten Putschversuch gegen den türkischen Staatspräsidenten steht der Solinger Apotheker Necattin Topel vor Problemen. Er wird von seinen Kritikern der sogenannten Gülen-Bewegung zugerechnet, die Erdogan kritisch gegenübersteht. Zwar verurteilt auch Necattin den gescheiterten Staatsputsch in der Türkei, dennoch steht er nicht vorbehaltlos hinter Erdogan.
Ideale der Gülen-Bewegung verteidigt
Weil Topel einige Ideale der Gülen-Bewegung verteidigt, meiden ihn die meisten seiner türkischen Landsleute: „90 Prozent meiner türkischen Kunden kaufen zwischenzeitlich nicht mehr bei mir“, berichtet der Apotheker, der die Merscheider Apotheke betreibt. Von einem Riss durch die türkische Gesellschaft in Solingen will der hier lebende Rechtsanwalt Fatih Zingal nichts wissen. Er gilt als Erdogan-Anhänger.
Die Haltung Necattin Topels bringt auch die private Realschule Boltenheide in Schwierigkeiten. In der Schule, die zwischen Solingen und Wuppertal liegt, ist er Fördervereins-Vorsitzender. Zuletzt hatten dort Dutzende Eltern ihre Kinder abgemeldet. Schulleiterin Inge Sassin vermutet, dass die Abmeldungen erfolgten, weil die Eltern nicht mit der Gülen-Bewegung in Verbindung gebracht werden wollen.