Tradition
Nachtwächter dreht wieder seine Runden in Gräfrath
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Nach zwei Jahren Pause fand die Traditionsveranstaltung wieder auf dem Gräfrather Markt statt.
Von Jonathan Hamm
Solingen. Egal, ob es das gemeinsame Herunterzählen vor Mitternacht ist, das zeremonielle Anstoßen oder das rituelle „Dinner for One“ – jeder hat an Silvester seine Traditionen und Bräuche. So auch die Gräfrather, die am Samstag, dem letzten Tag des vergangenen Jahres, auf dem Marktplatz ihre Nachtwächter verabschiedet und in der Silvesternacht auf den Nachtwächterrundgang geschickt haben.
„Zwei Jahre mussten wir pausieren“, erinnert sich Annemarie Jacob, Schriftführerin beim Heimatverein Solingen-Gräfrath. „Durch Corona konnten wir das nicht machen.“ Es sei ja nichts geöffnet gewesen, so dass die Nachtwächter niemanden hätten besuchen können, erklärt sie. Und freut sich umso mehr, dass die Tradition der Pause getrotzt hat und wieder aufgenommen werden konnte.
Auch wenn es dieses Mal keine Musiker gab und die Veranstaltung in einer etwas kleineren Runde stattfand, hatten einige Gäste den Weg in den historischen Ortskern gefunden. Freunde und Familien trafen sich, tauschten sich aus – und erinnerten sich gemeinsam an das auslaufende Jahr.
Organisiert wird die jahrzehntelange Tradition vom Heimatverein Solingen-Gräfrath und der Arbeitsgemeinschaft der Gräfrather Vereine. „Begonnen haben die Silvesterrundgänge Ende der 1950er Jahre. In den 1970er Jahren haben sich die Gräfrather Vereine dann zusammengeschlossen und festgelegt, dass jedes Jahr ein anderer Verein durch die Straßen zieht“, berichtet Annemarie Jacob.
Der Beruf des Nachtwächters hat seinen Ursprung im Mittelalter. Dort kam er mit dem Entstehen der ersten großen Städte auf. Die Wächter sorgten nachts für Sicherheit und Ordnung und sagten die Zeit an. Außerdem warnten sie die schlafenden Bürger vor Feuern, Feinden und Dieben.
Das müssen die Nachtwächter in Gräfrath nicht tun, obwohl sie dieses Mal besonders auf dem Gebiet des Feuers Experten waren: „Dieses Jahr ist es die Freiwillige Feuerwehr“, sagt Annemarie Jacob. Sven Johann mit seinen Adjutanten Luca Keßler und Jean Honrath waren die Auserwählten.
In Gräfrath ist man stolz auf die Zusammenarbeit aller Vereine
Gekleidet in historische Uniformen und ausgerüstet mit einer Hellebarde, der Waffe und dem Werkzeug der Wächter, einer Laterne und dem Nachtwächterlied wurden sie auf ihren Rundgang geschickt. Dabei wurden verschiedene Institutionen und Heime besucht. Im Vorfeld hatten sich außerdem einige Privatleute gemeldet.
Besuchswünsche konnten telefonisch oder vor Ort spontan mit den Nachtwächtern abgesprochen werden. Um die Uhrzeit anzusagen, erschienen sie zu jeder Stunde bis einschließlich 23 Uhr auf dem Marktplatz. Traditionell kündigen die Nachtwächter die vollen Stunden in der Form eines Gesangs an, basierend auf einem Choral aus dem Jahre 1603: „Hört ihr Leut und lasst euch sagen . . .“
In Gräfrath ist man stolz auf die Zusammenarbeit aller Vereine, die den Erhalt solcher jahrzehntelangen Traditionen möglich macht. Ein weiteres Beispiel sei die stimmungsvolle Beleuchtung des Marktplatzes. „Trotz Energiesparmaßnahmen konnten wir eine Beleuchtung aufstellen“, erklärt Annemarie Jacob. Diese sei zwar „flächen- und stundenmäßig eingeschränkt“, dennoch freue man sich über die wunderbare Atmosphäre. „Auf den besonderen Zusammenhalt in Gräfrath können wir stolz sein“, hebt sie hervor. „Das wünschen wir uns auch für die Zukunft, dass das fortgesetzt werden kann.“
Heimatverein
Der Heimatverein Solingen-Gräfrath hat rund 700 Mitglieder und sich zum Ziel gesetzt, das städtebauliche, architektonische und kulturelle Erbe Gräfraths zu bewahren und zu pflegen. Dazu gehört der traditionelle Nachtwächter-Silvester-Rundgang, bei dem sich zwölf Vereine abwechseln. In der Silvesternacht übernahm die in Gräfrath ansässige Löschgruppe 6 der Freiwilligen Feuerwehr diese Aufgabe. Weitere Informationen unter: www.heimatverein.eu