Ausstellung
Markolf König über Persönliches Budget: „Das war für mich wie eine Befreiung“
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In der Stadtbibliothek wurde die Wanderausstellung „Persönliches Budget“ eröffnet.
Von Andreas Römer
Solingen. „Das Persönliche Budget war für mich wie eine Befreiung“, sagt Markolf König. Früher wurde dem Behinderten ein Pflegedienst zugewiesen und er hatte sich den Regeln anzupassen. Das war kein selbstbestimmtes Leben, betont König. „Ich musste um 6 Uhr aufstehen und wurde um 18 Uhr wieder ins Bett gebracht. Mit meinem Persönlichen Budget bestimme ich selbst und habe jetzt Assistenten, die mir zwölf Stunden am Tag zu Seite stehen und mir helfen, wie ich es mir wünsche.“ Leider sei das mit dem Persönlichen Budget noch vielen nicht bekannt, sagt König, Vertreter im Behindertenbeirat der Stadt. Am Samstag, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, war er mit zahlreichen anderen Menschen mit Behinderung in der Stadtbibliothek, um der Eröffnung einer Wanderausstellung beizuwohnen.
„Das Persönliche Budget ist ein wichtiges Instrument für ein selbstbestimmtes Leben“, sagt Aldona Gonzalez Thimm, städtische Koordinatorin für Belange von Menschen mit Behinderung. „Wir wollen das in Solingen ausbauen und mehr Menschen zu mehr Zufriedenheit verhelfen“, so Gonzalez Thimm. Sie freut sich sehr, die Ausstellung in die Stadt geholt zu haben. Sie soll helfen, den Bekanntheitsgrad des Persönlichen Budgets zu erhöhen und somit zu einer stärkeren Nutzung beizutragen.
Bürgermeister Thilo Schnor (Grüne) betonte, die Stadt begehe den Tag der Menschen mit Behinderung seit vielen Jahren, mache auf ihn aufmerksam und gehe mit allen Beteiligten in den Dialog. „Der städtische Beirat für Menschen mit Behinderung ist ein wichtiges Zeichen, dass wir in Solingen ihre Belange ernst nehmen“, so Schnor.
Persönliches Budget für Mobilität soll folgen
Selbstbestimmung mit Hilfe des Persönlichen Budgets sei eine Frage der Würde, so der Bürgermeister weiter. Er kündigte an, dass es ab dem neuen Jahr auch ein Persönliches Budget für Mobilität geben wird und niemand mehr für jede Fahrt einen Antrag stellen müsse.
Was ist eigentlich das Persönliche Budget? Es ist seit 2008 Gesetz und soll Menschen mit Behinderung bei Leistungen zur Teilhabe mehr Wahlfreiheit und Selbstbestimmung ermöglichen. Statt durch ein Amt festgelegte Sach- und Dienstleistungen erhalten sie Geld und können selbst entscheiden, wer, wann, wie und wo welche Leistung für sie erbringt.
„Auch wenn es erst seit 2008 Gesetz ist, bestand die Möglichkeit zuvor“, erklärte Stephanie Franken. Sie ist Diplom-Sozialarbeiterin bei der Lebenshilfe Oberhausen und Mitglied im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Persönliches Budget. Grundsätzlich sei die Beantragung einfach, so Franken. Allerdings räumte sie durchaus auch bürokratische Hürden ein, die oftmals nicht ohne Ausdauer und Hilfe zu bewältigen seien.
Da werde man zum Beispiel Arbeitgeber mit allen Pflichten und das sei nicht immer einfach, räumt Franken ein. „Doch Menschen mit Behinderung, die das Persönliche Budget nutzen, sind nach Umfragen deutlich zufriedener“, berichtet die Expertin. Es gebe viele Organisationen, die hier Hilfe anbieten, so dass sich mehr Betroffene trauen sollten, das Persönliche Budget zu beantragen.
Informationen über das Persönliche Budget – und vor allem, wo man Unterstützung bekommt – hält die Ausstellung in der Stadtbibliothek bereit. „Ich hoffe sehr, dass sich das viele ansehen und die Botschaft weitertragen“, sagt Markolf König. Er hofft auch, dass dann mehr Behinderte den Mut haben, diesen Weg zu gehen. Man dürfe sich von den Formularen und bürokratischen Hürden nicht entmutigen lassen.
Ausstellung
Die Ausstellung läuft noch bis Jahresende in der Stadtbibliothek. Es gibt zudem drei Führungen, bei denen die Möglichkeit besteht, mit Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Die Führungen finden statt am Donnerstag, 8. Dezember, 15 Uhr, Samstag 17. Dezember, 11 Uhr sowie Donnerstag 22. Dezember, 15 Uhr.