Selbsthilfegruppe
Das Blaue Kreuz hilft Menschen aus der Sucht
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Solinger Ortsverein gründete eine neue Selbsthilfegruppe vorrangig für junge Mütter und Väter.
Von Andreas Erdmann
Solingen. „Neues wagen“ – unter diesem Motto gründete der Solinger Ortsverein des Blauen Kreuzes im Januar eine neue Sucht-Selbsthilfegruppe. „Neues wagen“ steht zum einen für den Mut einzelner Gruppenteilnehmer, ein neues, alkohol- oder drogenfreies Leben zu beginnen. „Es steht aber auch für den Neustart unserer Treffen nach der langen Corona-Zeit“, berichtet Bernd Klapper, der Leiter der neuen Gruppe, die sich jeden Montag in den Räumen des Gemeindezentrums der Stadtmission an der Brühler Straße trifft. „Darüber hinaus wenden wir uns an neue Zielgruppen, die an unseren bisherigen Angeboten bislang nicht teilhaben konnten, da diese abends um 19 oder 19.30 Uhr stattfinden.“
An dem Nachmittagsangebot um 16.30 können nun auch junge Eltern, darunter alleinerziehende Mütter und Väter teilhaben, die keine Möglichkeit zur Beaufsichtigung ihrer Kinder haben. „Darum bieten wir parallel dazu eine hausinterne Kinderbetreuung an. Darüber hinaus wollen wir auch in Spät- oder Frühschichten beschäftigte Arbeitnehmer und andere Menschen ansprechen, die abends keine Zeit haben.“ Erstbesucher können bereits um 16 Uhr zum Vorgespräch und zum Kennenlernen kommen – gerne nach vorheriger Anmeldung, aber auch spontan. „Unsere neue Selbsthilfegruppe ist nun eine von insgesamt drei gemischten Gruppen, die für Suchterkrankte und deren Angehörige offen sind“, informiert Willi Klapper, der Vorsitzende des Solinger Ortsvereins. „Hin und wieder ist es sinnvoll, dass ein Partner den Betroffenen begleitet, um zu erfahren, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten kann.“
Über diese Angebote hinaus gibt es eine wöchentliche Gruppe nur für Suchtabhängige sowie eine weitere ausschließlich für Frauen. Seit 2021 besteht zudem eine Online-Gruppe, die zweimal im Monat stattfindet und für jeden offen ist.
„Unsere Sucht-Selbsthilfegruppen sind nicht nur auf Alkoholabhängigkeit fixiert. Wir stellen uns zunehmend auch auf andere Süchte wie Medikamenten- und Cannabisabhängigkeit oder Spielsucht ein“, berichtet Willi Klapper. „Oft haben wir es mit Mehrfachabhängigkeiten zu tun“. Innerhalb der Treffen gehe es nicht nur um Klärung von Suchtfragen und praktische Selbsthilfe, sondern vorrangig auch um konkrete Lebensbewältigung sowie das unmittelbare Erleben von Gemeinschaft und Freundschaft. So initiiere das Blaue Kreuz neben Gesprächskreisen gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Feiern, Bogenschießen, Wandern und Tagesausflüge. „Unsere nächste Wanderung – von Gruiten aus durch das Neandertal – ist für Ende März geplant. Wer mitwandern möchte, sollte sich vorher anmelden.“
Rund 80 Betroffene und Angehörige besuchen die Sucht-Selbsthilfegruppen. „Aktuell betreuen 14 Mitarbeiter mit oder in der Ausbildung zum Suchtbetreuer die Treffen. Sie arbeiten allesamt ehrenamtlich.“ Seit den 1990er Jahren sind die Solinger Blaukreuzler zunehmend auch in der Öffentlichkeit präsent, um sich für Vorbeugung und Aufklärung über Suchterkrankungen einzusetzen. „Wir gehen beispielsweise mit Betroffenen in Schulklassen und nehmen regelmäßig mit Infoständen an Stadtfesten teil.“ Und neben der eigenen Vereinszeitung „Apropos“ produzieren die Mitglieder eine eigene Radiosendung – „Die Blaue Welle“ – im Solinger Lokalfunk. Ausbildungen und Weiterbildungen der Mitarbeiter runden die Tätigkeiten des Vereins ab.
Den Solinger Ortsverein des Blauen Kreuzes initiierte der Solinger Pfarrer Wilhelm Nitsch 1902 zusammen mit einigen Bürgern. 1926 entstand der Ortsverein Solingen-Gräfrath. Beide Vereine schlossen sich 1988 zusammen. Im vorigen Jahr blickte man auf 30 Jahre Selbsthilfegruppe und zugleich auf 10 Jahre Frauengruppe zurück.
Kontakt: Tel. 2 30 75 75
Gruppentermine:www.blaues-kreuz.de/de/rheinland/solingen