Reise
Schnäppchen und Geheimtipps: Darauf sollten Sie bei der Urlaubsplanung achten
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Nach der Pandemie erlebt die Tourismusbranche einen Boom. Verbraucherzentrale warnt vor Kostenfallen bei Reisen.
Von Kristin Dowe
Solingen. Es ist für Erich Jakobi zurzeit nicht ganz einfach, sich ein paar Minuten für ein Gespräch mit dem Tageblatt freizuschaufeln, denn in seinem Reisebüro Meer Holiday am Walder Kirchplatz herrscht schon seit Wochen Hochbetrieb. „Nach der teilweise aufgezwungenen Askese ist die Nachfrage deutlich angestiegen, was dem Markt sehr gutgetan hat“, blickt er auf die Zeit der Pandemie zurück. Besonders beliebte Ziele seien aktuell die Dauerbrenner Spanien und Griechenland – auch der Kreuzfahrtensektor erlebe einen regelrechten Boom.
„Dazu kommen besondere Reisen in kleinen Gruppen, die in Deutschland und Österreich durchgeführt werden, wie auch in den anderen Ländern Europas“, sagt der Tourismusexperte. Noch immer sei es ratsam, eine geplante Urlaubsreise rechtzeitig zu buchen – früh Entschlossene würden gegebenenfalls mit Rabatten belohnt.
Das kleine Reisebüro im Wald könne sich auch nach Corona gut am Markt behaupten, versichert Jakobi. „Viele neue Kunden nutzen unseren stationären Service und buchen ihre Reise hier, da wir ihnen ohne Mehrkosten einfach Arbeit ersparen und darüber hinaus hilfreich zur Seite stehen.“ Da das Reisebüro inzwischen auch die Möglichkeit der Buchung im Internet anbiete, müsse es die Konkurrenz durch reine Online-Portale nicht fürchten.
Dieses Thema sieht auch Andreas Hund gelassen, der das TUI-Reisecenter am Neumarkt leitet. Auch dort funktioniere die Verzahnung zwischen der persönlichen Beratung vor Ort und der Online-Buchung inzwischen sehr gut. „Uns beschäftigt eher das Problem des Personalmangels, da durch die Pandemie viele Beschäftigte aus dem Tourismussegment in andere Bereiche abgewandert sind.“ Deshalb habe die TUI eine Ausbildungsoffensive gestartet.
Insgesamt habe sich die Tourismusbranche hervorragend von den Einschränkungen durch die Pandemie erholt. „Die Nachfrage liegt in diesem Geschäftsjahr sogar 20 bis 25 Prozent über dem Niveau vor Corona. Die Menschen sind einfach reisehungrig.“ Auch die Energiekrise und die steigenden Lebenshaltungskosten hätten dem Fernweh vieler Solinger keinen Abbruch getan. „Das hat mich selbst überrascht.“ Um ein paar Euro zu sparen, nähmen viele auch einen weiter entfernten Flughafen als Startpunkt in Kauf – etwa Frankfurt, da Hessen andere Ferientermine hat als NRW.
Wer bislang noch nicht gebucht hat, aber noch eine Reise für dieses Jahr plant, sollte zeitnah zuschlagen, rät auch Hund: „Es ist leider so, dass die Preise eher höher werden, je länger man wartet. Wir entfernen uns immer stärker vom früheren Last-Minute-Geschäft.“
Urlaub buchen: Das rät die Verbraucherzentrale
Überstürzen sollte man bei der Reiseplanung dennoch nichts und einen aufmerksamen Blick ins Kleingedruckte werfen, empfiehlt Dagmar Blum, Leiterin der Verbraucherzentrale Solingen. So lockten unseriöse Anbieter im Internet verstärkt mit vermeintlichen Superschnäppchen. „Dahinter verbergen sich oft Fake-Flüge und sogar Fake-Ferienhäuser, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.“ Zwar sei es bei Flügen üblich, als Kunde in Vorkasse zu gehen – eine Praxis, die der Verbraucherzentrale seit Langem ein Dorn im Auge ist – doch bei allen anderen Leistungen sollten Reisewillige sich darauf nicht einlassen. „Die Shops sind leider oft täuschend echt gemacht.“ Mögliche Fake-Shops können über ein Online-Tool der Verbraucherzentrale identifiziert werden.
Eine Lehre aus der Pandemie für Reisende sei gewesen, sich immer Stornierungsmöglichkeiten offen zu halten. Während diese bei den eigentlichen Reiseangeboten in der Regel, etwa über eine Reiserücktrittversicherung, möglich sei, erhielten Kunden bei Flügen im Falle eines Rücktritts lediglich die Steuern und Flughafengebühren zurück. Denn wer für die Kosten aufkommt, wenn eine Reise nicht zustande kommt, sei immer wieder ein Streitthema, mit dem sich Hilfesuchende an die Verbraucherzentrale wenden.
Beispiel: Kürzlich streikten französische Fluglotsen auf Mallorca, so dass eine deutsche Airline nicht starten konnte. Deutsche Urlauber saßen auf der Insel fest und mussten eine weitere Übernachtung erst mal aus eigener Tasche zahlen. „Die Verbraucher haben einen Anspruch darauf, solche Kosten erstattet zu bekommen“, betont Blum. „Die Bearbeitung bei den Fluggesellschaften dauert in der Regel aber sehr lange. Annullierte Flüge werden uns wohl noch länger beschäftigen.“
Hintergrund
Flugärger: Wer Probleme mit seinem Flug oder der Rückerstattung von Flugkosten hat, kann die Fluggesellschaft über die App „Flugärger“ der Verbraucherzentrale direkt kontaktieren. Diese ist in den gängigen App-Stores erhältlich.
Fakeshops: Auf der Homepage der Verbraucherzentrale NRW können Kunden über den „Fakeshopfinder“ einfach die URL-Adresse eines Anbieters in das Suchfeld eingeben. Dann erhalten sie möglicherweise Hinweise, ob es sich um einen unseriösen Anbieter handelt. Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, ob ein Online-Shop ein transparentes Impressum besitzt.