Pandemie

Die meisten Testzentren in Solingen schließen

Die Zelte sind abgebaut, bis Dienstag gibt es das Testzentrum in Bethanien noch, so Prof. Dr. Winfried Randerath.
+
Die Zelte sind abgebaut, bis Dienstag gibt es das Testzentrum in Bethanien noch, so Prof. Dr. Winfried Randerath.

Mehr als 70 Teststellen, Arztpraxen eingerechnet, gab es zeitweise allein in Solingen. Wenn am 28. Februar die Finanzierung des Angebots durch den Bund ausläuft, werden die meisten davon verschwunden sein.

Von Simone Theyßen-Speich und Björn Boch

Solingen. Am 28. Februar läuft die Coronavirus-Testverordnung aus. Auch wenn das Virus damit nicht aus der Welt ist, bedeutet der Termin am kommenden Dienstag auch einschneidende Veränderungen in Solingen. „Wir stellen unser Testzentrum auf dem Bethaniengelände ein“, erklärt etwa Bethanien-Chefarzt Prof. Dr. Winfried Randerath.

Die Lungenfachklinik in Aufderhöhe hatte von Beginn der Pandemie an eine wichtige Rolle nicht nur bei der Behandlung von Covid-19-Patienten gespielt, sondern auch bei den Tests. Insgesamt wurden dort 136 971 Coronatests durchgeführt. In dieser Woche waren es aber nur noch 45. „Die Zahlen gehen jetzt deutlich zurück, auch weil Bürgertests ja schon seit einiger Zeit nur noch unter besonderen Voraussetzungen kostenlos waren“, so Randerath. Deshalb beendet Bethanien nicht nur das Bürgertest-Zentrum, sondern auch das öffentliche Angebot für PCR-Tests. „Die internen Tests unserer stationären Patienten finden natürlich weiterhin statt“, so der Chefarzt.

Da zum Ende des Monats die Finanzierung der Tests durch das Bundesgesundheitsministerium komplett wegfällt, reduziert sich das Angebot an Teststellen in Solingen deutlich. Die Testcontainer von Alexander- und Turmapotheke auf dem Neumarkt sind aktuell noch montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Inhaber Alexander Bauer erklärt: „Zuletzt war das reiner Kundenservice. Gelohnt hat sich das schon länger nicht mehr.“ Nach dem 28. Februar fehle dann die Abrechnungsbasis. Dann ist auch am Neumarkt Schluss.

Die Information, dass die Finanzierung der Tests nicht mehr verlängert werde, sei laut Stadtsprecher Daniel Hadrys vor Weihnachten an alle noch registrierten Teststellen weitergeleitet worden. Nicht alle Stellen wollen allerdings schließen. „Wir wissen selbst noch nicht, wie es weitergeht“, sagt Alexander Klein. Er ist einer der Verantwortlichen für die Teststation an der Alten Maschinenhalle mit weiteren Standorten in Wald, Ohligs und am Klinikum.

Die Gratistests endeten zwar, eine kleine Nachfrage sei aber weiter da. Da viele Mitbewerber schon die Segel gestrichen hätten, soll der Container an der Alten Maschinenhalle über den Februar hinaus geöffnet bleiben. „Dann sehen wir, ob noch Nachfrage von Selbstzahlern bleibt“, so Klein. Die anderen Standorte würden definitiv geschlossen.

Die Testzentren wurden privatwirtschaftlich betrieben, die Stadt stellte lediglich die Genehmigungen aus. Mehr als 70 Teststellen, Arztpraxen eingerechnet, gab es zeitweise allein in Solingen. Rund um den Jahreswechsel 2021/22 waren binnen einer Woche mehr als 35 000 Bürgertests durchgeführt worden. In den ersten Wochen dieses Jahres waren es im Schnitt weniger als 2000 Tests. Zuletzt waren noch drei Apotheken, zehn Bürgerteststellen und 47 Praxen registriert.

2,7 Milliarden Euro für Tests im Bereich Nordrhein ausgegeben

Nach Angaben des Bundesamtes für Soziale Sicherung, das die Kosten für die Bürgertests trägt, wurden im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) rund 2,7 Milliarden Euro für Corona-Schnelltests ausgegeben. Bundesweit werden die Kosten mit 17 Milliarden Euro beziffert. Zahlen für Solingen gibt es nicht.

Bereits Anfang Januar war die Pflicht für einen offiziellen Bürgertest vor dem Besuch von Krankenhäusern und Heimen weggefallen. „Es gilt aber weiterhin eine Verpflichtung, sich vor dem Besuch selbst zu testen“, erklärt Karin Morawietz, Sprecherin des Städtischen Klinikums. Aber auch dort hat man mittlerweile die Patientenabstrichstelle für die ambulanten Patienten, die in den ehemaligen Friseur-Räumen im Foyer untergebracht war, geschlossen. „Tests werden jetzt vor der Aufnahme der Patienten in den jeweiligen Abteilungen gemacht“, so Morawietz.

Bestehen bleibt allerdings derzeit noch die Verpflichtung, in den Krankenhäusern eine FFP2-Maske zu tragen. „Aktuell wird der Referentenentwurf über den Wegfall der Maskenpflicht in Kliniken in den Fachgesellschaften diskutiert“, weiß Randerath. Demnach sollen Besucher weiter Maske tragen, Patienten und Mitarbeiter aber nicht mehr. „Wir werden den Mitarbeitern aber nahelegen, bei Patiententätigkeiten weiter die Maske zu tragen“, so der Chefarzt. Auch die hohen Schutzmaßnahmen und die Isolation bei infizierten Patienten werde weiter bestehen bleiben.

Aktuell liegt die Corona-Inzidenz in Solingen bei 154. „Wir gehen aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl um ein Zehnfaches höher liegt. Deshalb ist es angesagt, auch im privaten Bereich eigenverantwortlich weiter vorsichtig zu sein.“  | Standpunkt

Impfungen

Die Nachfrage nach Corona-Impfungen hat spürbar nachgelassen, laut Stadt werden noch 100 bis 150 Personen pro Woche geimpft. Bis circa Ende März finden die Impfungen im ehemaligen P&C-Gebäude statt. Danach erfolgt der Umzug ins neue Gesundheitshaus, Mummstraße 25. In Bethanien wurden insgesamt 9767 Menschen geimpft.

Standpunkt von Simone Theyßen-Speich: In der Pandemie gelernt

simone.theyssen-speich@solinger-tageblatt.de

Knapp drei Jahre ist es her, dass auch in Solingen die ersten Menschen mit dem Coronavirus infiziert waren, dass in der Folge Tests und Impfungen, aber leider auch hohe Krankenzahlen, überlastete Kliniken und 391 Todesopfer zum teilweise alles beherrschenden Thema wurden.

Das Virus ist noch da und wird auch da bleiben. Aber es hat seinen Schrecken verloren. Deshalb ist es richtig, auch die Schutzmaßnahmen anzupassen. Genauso wichtig ist es, eben diesen Schutz für jeden persönlich und für seine Mitmenschen im Blick zu behalten.

Wer krank ist – ob Corona-, Grippe- oder ein anderes Virus – isoliert sich, trägt Maske, niest und hustet in die Armbeuge und bemüht sich, andere Menschen nicht anzustecken. Das zumindest haben wir alle durch die Pandemie gelernt. Und das sollte eigentlich auch selbstverständlich sein.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Stadt versetzt Kita-Leiterin
Stadt versetzt Kita-Leiterin
Stadt versetzt Kita-Leiterin
LEG reagiert auf volle Mülltonnen
LEG reagiert auf volle Mülltonnen
LEG reagiert auf volle Mülltonnen
Neubau: So investiert Küchenprofi am Standort Solingen
Neubau: So investiert Küchenprofi am Standort Solingen
Neubau: So investiert Küchenprofi am Standort Solingen
Die 100-Jährige, die aufs Trike stieg und davonfuhr
Die 100-Jährige, die aufs Trike stieg und davonfuhr
Die 100-Jährige, die aufs Trike stieg und davonfuhr

Kommentare