Kommunale Konferenz Alter und Pflege
Bedarf an Pflegeplätzen ist in Solingen bis 2025 gedeckt
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Die Kommunale Konferenz Alter und Pflege diskutierte über „Systemfehler“ im Bereich der Pflege.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Der Bedarf an voll- und teilstationären Pflegeplätzen in Solingen ist bis zum Jahr 2025 gedeckt. Das war eine der Erkenntnisse der Kommunalen Konferenz Alter und Pflege in dieser Woche. Bei dem Zusammentreffen von Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Politik und der Praxis kamen auch „Systemfehler“ zur Sprache.
Konkret ging es am Mittwoch darum, die Pflegebedarfsplanung fortzuschreiben. Diese ermöglicht, die voll- und teilstationären Angebote an den Bedarf vor Ort auszurichten. In den kommenden Monaten ist die Planung Thema in der Kommunalpolitik. Im September soll der Rat sie beschließen.
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Die Statistikstelle prognostiziert, dass es 2025 Bedarf für 1808 Plätze in vollstationären Pflege- und Wohngemeinschaften geben wird. Demgegenüber stehen voraussichtlich 2085 Plätze. Auch in der Tagespflege scheint der Bedarf gedeckt. Derzeit gebe es in der Klingenstadt neun Einrichtung mit 135 Plätzen. Durch geplante neue Projekte steige die Kapazität bis 2025 auf 172 bei einem erwarteten Bedarf von 112 bis 166 Plätzen.
In der Kurzzeitpflege ist die Situation ebenfalls scheinbar entspannt. In diesem Bereich gibt aktuell 223 Plätze, 160 davon an stationäre Einrichtungen angegliedert. Der durchschnittliche Auslastungsgrad in den solitären, also auf Kurzzeitpflege fokussierte, Einheiten liege bei 69 Prozent.
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Das klingt komfortabel. Doch in der Praxis komme es immer wieder zu Engpässen, berichtete Heike Zinn. Die stellvertretende Pflegedirektorin des Städtischen Klinikums skizzierte, dass das Krankenhaus zunehmend Schwierigkeiten habe, Patienten nach Behandlungsende zeitnah zu entlassen, wenn weiterer Pflegebedarf vorliegt. So seien etwa Plätze in speziellen Reha-Einrichtungen, der Kurzzeitpflege sowie vollstationären Pflegeeinrichtungen rar. Kaum Möglichkeiten gebe es, Personen mit Covid-19 als Nebenbefund in eine andere Einrichtung zu entlassen. Die Folge: Die Aufnahme akut erkrankter Personen wird für das Klinikum erschwert, da Betten von entlassungsfähigen Patienten blockiert werden.
Wie kann das sein, wenn die Kapazitäten auf dem Papier ausreichen? Tassilo Mesenhöller, Geschäftsführer des Hauspflegevereins, erklärte das am Beispiel Kurzzeitpflege. Seiner Einschätzung nach liegt ein „systemisches Problem“ vor. Es sei schwierig, die Bedarfe der Krankenhäuser und das Angebot der solitären Kurzzeitpflege zu synchronisieren: „Wir müssten einen Puffer für kurzfristige Aufnahmen bereithalten.“ Die Finanzierung lasse das jedoch nicht zu. Hinzu kommen personelle Engpässe. Mesenhöller fordert eine Anpassung der Personalschlüssel. Die Probleme seien bekannt, Lösungen nicht in Sicht. Oder wie es Beigeordneter Jan Welzel (CDU) ausdrückte: „Wir müssen in einem bekloppten System rationale Entscheidungen treffen.“
Standpunkt von Manuel Böhnke: Zeit für Experimente
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Die städtische Statistikstelle geht davon aus, dass im Jahr 2040 mehr als 13 000 Menschen in der Klingenstadt leben, die 80 Jahre und älter sind. Das sind 1000 mehr als zurzeit. Bei den 70- bis 80-Jährigen steht sogar ein Plus von etwa 6000: von 14 318 auf 20 492.
Diese demografische Entwicklung lässt aufhorchen, nimmt man die Pflegequoten in den Blick. Bei der Gruppe der über 80-Jährigen liegt sie bei etwa 44 Prozent, die 75- bis 79-Jährigen kommen auf 17,5, die 70- bis 74-Jährigen auf 9,7 Prozent. Es liegt auf der Hand, dass der Bedarf an pflegerischen Angeboten in den kommenden 20 Jahren ansteigen wird. Gleichzeitig hat die Babyboomer-Generation bis dahin das Renteneintrittsalter erreicht, was sich auf die Personalsituation in der Pflege auswirken wird.
Neue, kreative Formen der Pflege und des Lebens im Alter scheinen alternativlos. Die Weichen dafür müssen heute gestellt werden.