Vor dem Landgericht

Bande hält Drogenkonsum so akribisch fest wie Benzinkosten

Am Landgericht Wuppertal geht es um Schmuggel-Fahrten.
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Am Landgericht Wuppertal geht es um Drogenkonsum.

Fortsetzung im Prozess um bandenmäßigen Kokainschmuggel.

Von Dirk Lotze

Solingen. Mit Drohungen und Listen über Schulden, die angeblich abzuarbeiten wären, sollen zwei Angeklagte aus Solingen ihre Gruppe für kilogrammweise Kokaingeschäfte geführt haben. Das berichteten Mitglieder vor dem Landgericht. Verantworten müssen sich sechs Angeklagte zwischen 26 und 70 Jahren; vier von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Als Chefs belastet sind zwei 32 und 37 Jahre alte Männer.

Die einzige Frau (54) im Prozess war laut Geständnis die Haupt-Kurierfahrerin auf Schmuggel-Touren nach Holland und Belgien. Sie soll jeweils ihre Tochter im Kindesalter mitgenommen haben, um an der Grenze unauffälliger zu wirken. Bei den Fahrten waren Drogen im Wert von fünfstelligen Euro-Beträgen im Innenraum eines Skoda Fabia versteckt.

„Was haben Sie eigentlich der Tochter erzählt? Ausflug nach Holland?“, fragte die Vorsitzende Richterin die 54-jährige Angeklagte. Die Antwort: „Die wusste Bescheid. Die hat auch den Druck mitbekommen.“ Die Hauptangeklagten hätten klar gemacht, dass sie nicht aussteigen könne. Fotos von Tankstellen am Landwehr und auf Autobahnrastplätzen belegen die Fahrten.

Angeklagte bestätigten dieVorwürfe größtenteils

Die Staatsanwaltschaft wirft der Gruppe bandenmäßigen Schmuggel in 13 Fällen vor. Der 26 Jahre alte Angeklagte habe die Droge im Stil eines Lieferdienstes an Kunden in Solingen verteilt. Größere Mengen seien an andere Händler gegangen. Die Ermittlungen stützen sich auf Daten aus Ortungssendern am Schmuggelfahrzeug, auf Telefonüberwachung und auf verdeckte Observationen. Die Angeklagten haben die Vorwürfe überwiegend bestätigt.

Fotos zeigen Durchsuchungen in Wald und Mitte: Auf Notizzetteln stehen Namen und Zahlen. Die Angeklagten bestätigten: „Das sind Schuldenzettel. Das ist die interne Buchhaltung.“ Benzingeld ist darauf ebenso vermerkt wie Kokainkonsum. Alles musste bezahlt werden. Darüber sei die Disziplin sichergestellt worden, erläuterte ein Anwalt: „Wenn nach dem Verkauf das Geld nicht reingekommen wäre, hätte der Betreffende dafür geradestehen müssen.“

Hintergrund der Geständnisse ist eine Verständigung mit Gericht und Staatsanwaltschaft über mildere Strafen. Bis zum nächsten Termin sollen die Hauptangeklagten näher darlegen, wie sie die Einnahmen verwendet haben. Bislang haben sie angegeben, nach Eigenkonsum und Lebensunterhalt sei kein Plus mehr übrig geblieben.
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