Wupperufer

Ihr gehört eine Streuobstwiese in Balkhausen

Die künftige Baumwartin kümmert sich leidenschaftlich gerne um Pflege und Schnitt der Obstbäume.
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Die künftige Baumwartin Ute Schipper kümmert sich leidenschaftlich gerne um Pflege und Schnitt der Obstbäume.

Auf der gut 4300 Quadratmeter großen Wiese, die Ute Schipper und ihrer Schwester gehören, stehen 23 Bäume mit Äpfeln, Birnen, Mirabellen und Pflaumen.

Von Christian Beier

Solingen. Idyllischer kann es im Bergischen kaum sein. Beim Blick über die Streuobstwiese von Ute Schipper in Balkhausen geht einem das Herz auf. Am nahe gelegenen Wupperufer grasen Rinder, Apfel- und Birnbäume fangen geraden an zu blühen. Wegen des ungewöhnlich kühlen Frühlings hinkt die Natur dem Kalender ein wenig hinterher.

Wegen der oft extremen Temperaturschwankungen hat Ute Schipper die Stämme der jungen Apfelbäume mit einem Kalkanstrich überzogen. Dieser soll die Rinde vor möglichen Schäden durch Kälte oder starke Sonneneinstrahlung schützen.

Die Streubobstwiese von Ute Schipper liegt in Balkhausen. Das Wupperhochwasser im Sommer 2021 hat hier glücklicherweise keine größeren Schäden angerichtet. Eine spätere Bodenprobe ergab, dass das Erdreich nicht mit Schadstoffen belastet wurde.

Auf der gut 4300 Quadratmeter großen Wiese, die der 52-Jährigen und ihrer Schwester gehören, stehen 23 Bäume mit Äpfeln, Birnen, Mirabellen und Pflaumen. Fast vergessene Apfelsorten heißen Neuhäuser, Goldparmäne oder Roter James Grieve.

Die Wiese in Balkhausen hat Schippers Ururgroßonkel, Hugo Simon, vor mehr als 100 Jahren angelegt. Er war Schleifer im nahe gelegenen Kotten. Damals waren die Leute oft Selbstversorger, Obst- und Gemüseanbau gehörten auf dem Land zur Überlebensstrategie. Als die schicken Supermärkte in den 1970er Jahren kamen, trat die Bedeutung der ertragreichen Wiese bei den Schippers, wie fast überall in Deutschland, in den Hintergrund. „Der Staat zahlte sogar Prämien für die Abschaffung der Streuobstwiesen. Stattdessen sollten dort monokulturelle Plantagen angebaut werden“, erklärt Schipper. Dabei seien die Wiesen so wichtig für die Biodiversität. Seit den 1960er Jahren seien die Bestände um 60 Prozent zurückgegangen. Nur 0,5 Prozent der Fläche in NRW würden für Streuobstwiesen genutzt, die inzwischen sogar zum Unesco-Kulturerbe gehören. „Etwa 5000 Tier-, Insekten- und Pflanzenarten sind auf ihnen zu finden“, erzählt Ute Schipper.

30 Gläser Apfelkompott in den Regalen

Vor 15 Jahren hat sie sich in den Kopf gesetzt, die Wiese aus ihrem Schattendasein zu holen. Sie eignete sich Fachwissen an, pflanzte junge Bäume und begann diese zu schneiden und zu pflegen.

Im vergangenen Jahr habe die Familie einen wirklich anständigen Ertrag vorweisen können: Aus 600 Kilo Äpfeln ließen sie 350 Liter Saft pressen. 200 Äpfel wurden über den Winter in Holzkisten, nebeneinanderliegend und auf Zeitungspapier gebettet, eingelagert. „Geeignete Sorten, wie Ontario, Boskoop oder Jakob Lebel lassen sich bei Kellertemperatur bis zu fünf Monate in Dunkelheit lagern“, so Schipper. Auch 30 Gläser mit Apfelkompott standen nach der letzten Ernte in den Kellerregalen.

Vor drei Jahren stolperte die Apfelliebhaberin über ein Ausbildungsangebot von fünf biologischen Stationen aus der Region. Auch in der Solinger Station Mittlere Wupper am Botanischen Garten können sich Interessierte zum Obstbaumwart oder zur Obstbaumwartin ausbilden lassen. Zuständig sind Pia Kambergs und Referent Detlef Regulski, der sich als Landschaftspfleger seit mehr als 30 Jahren mit der Obstbaumpflege beschäftigt.

Ute Schipper zeigt dem ST ihre liebste Apfelsorte. Sie trägt den schlichten Namen „Neuhäuser“.

Im aktuell stattfindenden Kurs werden unter anderem die Themen Veredelung, Jung- und Altbaumschnitt, Sortenkunde und Umgang mit Schädlingen behandelt. Auch ein mehrtägiges Praktikum bei professionellen Obstbaumpflegern steht auf dem Programm.

Spaziergang über die Lernobstwiese

Ute Schipper und weitere zehn Teilnehmer des Kurses werden im Juni ihre Abschlussprüfung ablegen. Die Teilnehmer aller fünf biologischen Stationen werden praktisch und theoretisch geprüft. Am Ende der vom LVR Rheinland finanziell unterstützten Ausbildung soll ein Netzwerk von Fachleuten entstehen, das mit seinem Wissen und Können beim Anlegen neuer Wiesen, Baumschnitt und anderen Fragen zur Streuobstwiese helfen soll.

Aus etwa 600 Kilo Äpfeln von ihrer Streuobstwiese haben Schippers 350 Liter Apfelsaft pressen lassen.

Ute Schipper ist beseelt von dem Gedanken, dieses spezielle Kulturgut zu bewahren. Und hat gleich noch einen Tipp parat: „Allergiker, die Äpfel im Supermarkt links liegenlassen, können mit alten fast vergessenen Sorten hingegen Glück haben.“ Zu diesem Thema bietet Pia Kambergs am 4. Oktober um 17 Uhr einen Spaziergang über die Lernobstwiese an der Burger Landstraße, Ecke Birken an.

Vorführungen

Anlässlich des Tages der Streuobstwiese bieten künftige Obstbaumwarte zusammen mit der Biologischen Station Mittlere Wupper am morgigen Sonntag, 30. April, 10 Uhr, Vorführungen zu Obstbaumschnitt und weitere Infos an. Kurzfristig sind noch Anmeldungen per E-Mail möglich: schipper-streuobst@gmx.de

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