Lesung
Arno Frank weckt im Kirchenschiff Freibad-Erinnerungen
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Der Bücherwald lud zur Lesung „Seemann vom Siebener“ ein.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Mit „Seemann vom Siebener“ nahm Arno Frank am Donnerstagabend in der Walder Kirche mit in die Welt der Freibäder. Solcher Freibäder, wie sie Anfang der 70er Jahre im Zuge der „Trimm-dich- Bewegung“ und vor den Olympischen Spielen 1972 in München zuhauf in Deutschland entstanden waren: Sensibel, empathisch und präzise beobachtet der Kulturjournalist in seinem zweiten Roman sechs Menschen, die sich an einem heißen Tag rund um das Bad auf der Liegewiese, am Kiosk tummeln. Die denken, fühlen, Erinnerungen nachgehen und sich im Jetzt positionieren.
Gut 60 Lese-Fans hatten sich in dem Kirchenraum ihre Sitzplätze gesucht – viele gönnten sich dazu ein Glas des angebotenen Weins – und genossen Lesung und ergänzende Erläuterungen des Autors in dieser dichten Atmosphäre. „Wir haben die Apsis in Schwimmbad-Blau angestrahlt, passend zum Thema“ frotzelte Pfarrer Bernd Reinzhagen in seiner Begrüßung als Hausherr. Er war es auch, der im Anschluss an die gute Stunde voller Lese-Sequenzen eine kleine Fragerunde mit dem Publikum initiierte.
Arno Frank stellte seine Figuren mit feinem Humor vor
Das Schwierigste sei tatsächlich gewesen, etwas völlig Fiktives zu schreiben, sagte Arno Frank zu „Seemann vom Siebener“, einem Titel, der übrigens als ehemaliger Freibadfan für ihn feststand. Er habe diesen „Seemann“, eine besondere Sprungtechnik „ähnlich leicht wie eine Arschbombe, aber nicht so ganz peinlich“, selbst als Jugendlicher geliebt und häufig praktiziert.
„Figuren zu erfinden und sie mit Leben auszustatten, hat mich geradezu demütig gemacht und dann auch noch zu erfahren, dass sie sich mitunter anders entwickelten als ich das ursprünglich gedacht hatte, erst recht.“ Ruhig, mit feinem, hintergründigen Humor und spürbarem Respekt vor den von ihm entworfenen Romanfiguren, stellte Arno Frank einige vor, „die ich besonders mag“. Isobel, zum Beispiel, eine über 90 Jahre alte Dame, deren Erinnerungen bis in die Zeit der Freibad-Planung und Erbauung zurückreichen. Bademeister Kiontke, von dem alle erwarten, dass der den Unfall, der zur Sperrung des „Siebeners“ geführt hat, sich selbst ankreidet und noch nicht verarbeitet hat. Oder Lennart, den es aus der großen Welt wieder zurück nach „Ottersweiler“ in die Pfalz geschlagen hat und der nun im Freibad seiner Jugend versucht, an damals anzuknüpfen.