Verhandlung vor dem Landgericht
Angeklagte gestehen brutalen Raubüberfall
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47-jährige Solingerin wurde in ihrer Wohnung gefesselt und geknebelt.
Von Dirk Lotze
Solingen. Drei Angeklagte im Alter von 22 bis 34 Jahren haben eine Beteiligung an einem brutalen und überregional organisierten Raub auf eine Solingerin in ihrer Wohnung gestanden. Der Anklage zufolge war die 47 Jahre alte Frau bei dem Geschehen gefesselt, geknebelt und mit Verstümmelung bedroht worden.
In der Verhandlung vor dem Landgericht Wuppertal bestritten die Männer jeweils, Gewalt angewendet zu haben. Sie bestätigten aber, dass es einen Insider-Tipp gab: Die Überfallene sollte nach einem Immobilienverkauf viel Geld in ihrer Wohnung verwahren. Die Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft, sie kommen aus Solingen, Sylt und Saarbrücken. Zum Start des Verfahrens hatte der Vorsitzende Richter ihnen verdeutlicht: „Ich will von Ihnen wissen, was passiert ist.“
Einer soll gedroht haben, ihr werde der Finger abgeschnitten
Laut Staatsanwaltschaft klingelten die Männer am Morgen des 16. November 2021 maskiert mit Corona-Masken bei der Geschädigten im Stadtteil Wald. Als sie öffnete, hätten sie die Frau in die Wohnung gedrängt und auf einem Stuhl gefesselt. Sie habe sich gewehrt und gebissen. Einer habe ihr ein aufgeklapptes Taschenmesser vor das Gesicht gehalten und gedroht: Damit werde er ihr die Finger abschneiden – sie solle ihr Geld hergeben.
Die Angreifer entschieden sich aber um. Sie flüchteten mit einigen Hundert Euro, Schmuck und zwei Computern. Die Frau konnte sich befreien und Hilfe rufen, ohne körperlichen Schaden erlitten zu haben.
Den Angeklagten zufolge soll der Tipp zum Überfall von einem Umzugsarbeiter gekommen sein: Er habe bei der Arbeit für die 47-Jährige von ihrem Geld erfahren. Die Information habe er weitergeleitet. Per Telefon habe sie die Mitangeklagten erreicht; die hätten sich auf die Anreise gemacht.
Der älteste Angeklagte bestätigte, er habe den Tipp erhalten und weitergesagt. Das Haus der Geschädigten habe er Minuten vor der Tat noch fotografiert, das Bild sollte den Mitangeklagten zur Orientierung dienen. In der Wohnung sei er nicht mit dabei gewesen. Ein bislang unbekannter, weiterer Mann sei der Dritte am Tatort gewesen. Bei der Identifizierung des Ältesten soll laut Gericht sein massiger Körperbau eine Rolle spielen. Die Polizei werde der Geschädigten bis zum nächsten Sitzungstag Fotos des Mannes vorlegen.
Geständnisse sollen Aussage der Frau im Zeugenstand vermeiden
Der 26-Jährige sagte, er habe anfangs nicht mit einem Raub gerechnet: „Ich dachte, dass es um einen Einbruch gehen sollte.“ Es habe geheißen, die Frau gehe um 9 Uhr arbeiten. Geklingelt hätten sie, um sich zu vergewissern, dass die Wohnung leer sei. Er habe sich geweigert, die Überfallene zu fesseln und seinen Mittätern gesagt: „Ich fasse keine Frau an.“ Gleiches sagte der jüngste Angeklagte. Den Anwälten zufolge wollen die Männer mit ihren Geständnissen eine Aussage der Frau im Zeugenstand vermeidbar machen: Sie solle nicht weiter belastet werden. Sie bäten um Entschuldigung.
Das Landgericht in Wuppertal will am 5. Mai weiterverhandeln.