Berufsorientierung
Obermeister Frank Roth: „Alle wollen studieren, aber wer baut die Uni?“
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Berufskollegs diskutierten Lösungen für Fachkräftemangel.
Von Ann-Christin Stosberg
Solingen. Was es bedeutet, ein Ziel zu haben, aber kein gutes Personal, habe die deutsche Fußballnationalmannschaft mit ihrem Ausscheiden bei der WM in Katar gezeigt. Mit diesem Bild stieg der Schulleiter des Technischen Berufskollegs (TBK), Michael Becker, in die Diskussionsrunde rund um die Fachkräfte- und Nachwuchsproblematik ein. Damit sorgte er für Lachen im Publikum und veranschaulichte die Lage sehr deutlich. „Und wenn die jungen Menschen für ihre Sache, ihren Beruf nicht brennen, dann wird das nichts.“
Bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels spielten die Berufskollegs eine wichtige Rolle. Einmal jährlich begrüßen TBK, Friedrich-List-Berufskolleg und Mildred-Scheel-Berufskolleg junge Menschen und Eltern zu einem Tag der offenen Tür. Klassenräume, Werkstätten und Arbeitsbereiche können besichtigt werden. Schulleiter, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler beantworten Fragen rund um die Bildungsangebote.
Auftaktveranstaltung und Diskussionsrunde fanden am TBK statt: Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der Bergischen IHK, und Obermeister Frank Roth von der Elektroinnung diskutierten mit. Ebenso Guido Grüning vom Deutschen Gewerkschaftsbund und Prof. Susanne Schwalen, Geschäftsführerin der Ärztekammer Nordrhein. Thorsten Kabitz (Radio RSG) führte durch den Austausch mit der Frage: Was machen wir jetzt gegen den akuten und branchenübergreifenden Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften?
Abgänger digital erfassen und besser betreuen
Konkrete Ideen gab es einige: Guido Grüning schlug vor, alle Schulabgänger digital zu erfassen. So könnte ein Überblick darüber gewahrt werden, was junge Menschen nach der Schule machen. „So können wir gezielt an die Leute mit Angeboten herantreten und verhindern, dass uns wer durchs System fällt“, sagte Grüning. Gemeint waren damit vor allem Hauptschüler, die laut der Expertinnen und Experten zu wenig gefördert würden.
Susanne Schwalen appellierte an die Politik, mehr gegen den Mangel an Lehrkräften zu tun. In medizinischen Berufen sei die Ausbildung begrenzt, weil qualifizierte Ausbilder rar seien. Frank Roth betonte, dass Betriebe mehr werben sollten, um junge Menschen anzusprechen und Ausbildungen gegenüber dem Studium interessanter zu machen. „Alle wollen studieren, aber wer baut die Uni?“, fasste er zusammen.
IHK-Geschäftsführer Michael Wenge kündigte an, viele der Punkte in künftige Runden und Gespräche mitnehmen zu wollen. „Besonders der Aspekt der Teilzeit-Ausbildung ist spannend“, sagte Wenge. Ob die Lösungen auch der deutschen Fußballnationalmannschaft helfen könnten, musste in der Diskussion allerdings offenbleiben.
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