Netzausbau

5G-Mobilfunk in Solingen: Das müssen Sie wissen

In der Gläsernen Werkstatt sprach am Dienstagabend unter anderen der Mobilfunkkoordinator der Stadt Solingen, Dominique Yimbou.
+
In der Gläsernen Werkstatt sprach am Dienstagabend unter anderen der Mobilfunkkoordinator der Stadt Solingen, Dominique Yimbou.

Stadt, Behörden und Ministerien informierten in der Gläsernen Werkstatt – Kritiker waren mit dem Format unzufrieden.

Von Björn Boch

Solingen. Die Stadtverwaltung, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und eine Dialog-Offensive mehrerer Bundesministerien zum Thema 5G informierten am Dienstag in der Gläsernen Werkstatt über die Mobilfunktechnik. An Ständen vor der Werkstatt und später bei einem Podiumsabend ging es um den Ausbau in der Klingenstadt sowie um Erkenntnisse zu gesundheitlichen Auswirkungen von 5G. In einer abschließenden Diskussionsrunde vor knapp 50 angemeldeten Teilnehmern meldeten sich vor allem Kritiker zu Wort. Wir haben die wichtigsten Positionen zusammengefasst.

Der Wissenschaftler: Dr. Florian Kohn vom BfS betonte, dass 5G (kurz für 5. Generation) keine Neu-, sondern eine Weiterentwicklung der Mobilfunktechnik sei. Bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse seien daher übertragbar. Die gesundheitlichen Effekte von Mobilfunk seien gut untersucht und bezögen sich vor allem auf die „thermische Wirkung“ der Strahlen – Mobilfunkgeräte dürften daher nicht zu warm werden.

Biologisch wirksam sei eine Erhöhung der Körpertemperatur ab etwa 1 Grad Celsius. Die Grenzwerte für die Geräte seien so gesetzt, dass lediglich 0,02 Grad Erwärmung zulässig seien. Mobilfunkmasten spielten für den Körper kaum eine Rolle. „Wer sich weniger Strahlung aussetzen will, erreicht viel mit eigenem Verhalten – etwa mit einer Freisprechanlage“, so Kohn. Die Kraft der Strahlung ordnete er ein. Während Röntgenstrahlen auf den Körper eine Energiewirkung bis zu 8 Tonnen haben könnten, etwa die Kraft einer Abrissbirne, betrage die Energie beim Mobilfunk 2,7 Gramm. Das entspreche einem Schlag beim Tischtennis.

Der Mobilfunkkoordinator: Solingen hat mit Dominique Yimbou seit Mitte 2022 einen Mobilfunkkoordinator. „Jeder nutzt Mobilfunk, auch diejenigen, die dagegen sind. Es ist wichtig, den Ausbau voranzutreiben – und dabei Unklarheiten zu beseitigen“, betonte er. LTE-Mobilfunk (4G) gebe es in der Klingenstadt inzwischen „nahezu flächendeckend“, 5G sei bereits auf 84 Prozent des Stadtgebietes verfügbar. Yimbou will den Ausbau vorantreiben und stärker dafür sorgen, dass mehrere Mobilfunkanbieter Türme gemeinsam nutzen. Er kündigte zudem Emissionsgutachten an, „damit transparent wird, wie sich die Belastung durch Strahlung verändert hat“.

Der PR-Mann: Jens Twiehaus von der „Dialogoffensive Deutschland spricht über 5G“ erklärte, Solingen sei im Vergleich sehr gut mit 5G versorgt. Allerdings seien die Angebote der Mobilfunkanbieter unterschiedlich verteilt, weshalb für Verbraucher – je nach Vertragspartner – die Verfügbarkeit noch lange nicht flächendeckend sei. Das genutzte Datenvolumen im Mobilfunk wachse exponentiell, damit müsse die Technik Schritt halten. Er zeigte außerdem Anwendungsbeispiele. So helfe 5G in Düsseldorf Feuerwehr und Uniklinik, Schlaganfall-Patienten schneller zu behandeln.

Die Kritiker: Viele im Publikum störten sich daran, dass mehr als 90 Minuten Vortrag nur eine knappe halbe Stunde Diskussion gegenüberstand. Kommunalpolitiker Dietmar Gaida (Grüne) führte die STOA-Studie an, wonach es in Bezug auf 5G „ausreichende Beweise für Krebs bei Versuchstieren und schädliche Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit bei Männern“ gebe. Er forderte deutlich niedrigere Grenzwerte und Verbotszonen, wie es sie etwa für Raucher gebe. Für die Initiative „Wellenbrecher – für mobilfunkfreie Wohnräume“ forderte Herbert Kremer, gesundheitliche Auswirkungen endlich genau zu untersuchen. Außerdem setze er sich dafür ein, dass 5G nicht flächendeckend komme, um gesundheitlich Geschädigten Möglichkeiten zum Rückzug von Strahlung zu geben.

Die Behörde: Die STOA-Studie sei dem BfS bekannt, aber „qualitativ keine gute Studie“, gab Dr. Florian Kohn für das BfS zu bedenken. Man nehme die gesundheitlichen Probleme ernst, es gebe aber bislang keine Beweise, dass Mobilfunk für diese ursächlich sei. Die Wissenschaft, das sei ihr Wesen, werde weiter forschen – das BfS sei offen für Versuche mit Betroffenen unter wissenschaftlicher Begleitung.

Polizeieinsatz

Zu einem Polizeieinsatz kam es vor der Gläsernen Werkstatt aufgrund einer „spontanen Gegenversammlung“ unter dem Motto „5G-Netze: Wir wollen das nicht“. Das teilte die Polizei auf Nachfrage mit. Die wenigen Teilnehmer hätten sich bei der nicht angemeldeten Versammlung auf Eilbedürftigkeit berufen. Das sahen die Beamten anders – der Informationstag zu 5G sei vorab angekündigt gewesen. Gegen mindestens eine verantwortliche Person wurde Strafanzeige gestellt – wegen der nicht angemeldeten und entsprechend nicht genehmigten Demonstration.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

39. Spielfest: Hier kommen Kinder der Natur auf die Spur
39. Spielfest: Hier kommen Kinder der Natur auf die Spur
39. Spielfest: Hier kommen Kinder der Natur auf die Spur
Marktplatz: Bleibt es beim Eröffnungstermin?
Marktplatz: Bleibt es beim Eröffnungstermin?
Marktplatz: Bleibt es beim Eröffnungstermin?
Ü-18-Toben im Tiki-Kinderland
Ü-18-Toben im Tiki-Kinderland
Ü-18-Toben im Tiki-Kinderland
Annabelle Schleder leitet jetzt die Gläserne Werkstatt
Annabelle Schleder leitet jetzt die Gläserne Werkstatt
Annabelle Schleder leitet jetzt die Gläserne Werkstatt

Kommentare