Solingen. Zwar mussten die Solinger Jecken sich angesichts des kalten Windes am Rosenmontag kräftig warmtanzen, doch wurde in puncto Wetter ihr größter Wunsch erfüllt: „Wenigstens ist es heute trocken“, freute sich der Vorsitzende des Festausschusses Solinger Karneval (FSK), Axel Hawranke, kurz vor Beginn des Rosenmontagszugs, der sich am frühen Nachmittag von der Verbraucherzentrale am Birkenweiher gemächlich in Bewegung gesetzt hatte. Insgesamt fiel der Zoch in diesem Jahr mit 13 Wagen, elf Fußgruppen und drei Kapellen deutlich kleiner aus als in den Vorjahren, wo sonst bis zu 40 Wagen an den Start gegangen waren.
In ersten Schätzungen spricht die Polizei von circa 40.000 Besuchern – eine Zahl, die etwa dem Niveau der Vorjahre entspreche. „Wir sind davon ausgegangen, dass die Menschen nach der langen Corona-Pause großen Nachholbedarf beim Karneval haben werden“, vermutete Götz Hommen von der Feuerwehr Solingen, der als Verbindungsbeamter der Stadt den Einsatz leitete, kurz vor Beginn des Zuges. „Wenn es irgendwelche Zwischenfälle geben sollte“, laufen bei mir die Drähte zusammen“, erklärt er. Seitens der Polizei hatte die Solinger Polizeichefin Claudia Schepanski die Sicherheit der Feiernden ebenfalls mit im Blick.
Viele Zugteilnehmer hatten sich mit ihren Kostümen ordentlich ins Zeug gelegt und Kreativität bewiesen – so etwa die kosmischen Föttschesfüöhler, die sich als „Disconauten“ verkleidet hatten. Mit silbernen Hosen und mit blinkenden Lichtern ausgestatteten Rucksäcken erweckten sie den Eindruck, als seien sie gerade von einer Raumfahrtmission zurückgekehrt. Für die ausgefallene Idee zeichnete Waldemar Gluch vom Initiativkreis Solingen sie später bei der After-Zoch-Party als beste Gruppe aus.
Die „Karnevalspiraten“ machten ihrem Namen alle Ehre und marschierten in schwarzen Piratenkostümen als Fußgruppe im Zug mit. Um ihr Wurfmaterial zu transportieren, hatten die Freibeuter ganz pragmatisch Rollatoren zu kleinen Handwagen umfunktioniert.
Mit einer Hommage an „60 Jahre Partnerstadt Gouda“ ging ein Wagen der Stadt Solingen an den Start, auf dem Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) fleißig Kamelle warf. Ebenso großzügig brachte das Prinzenpaar Jacky I. und Markus II. auf dem Prinzenwagen jede Menge Blumensträuße unter das Volk. Überhaupt waren die Karnevalsvereine in Spendierlaune und verteilten unter anderem Bälle, Taschenkalender und Müsliriegel an die Zuschauer.
FSK freut sich über hohe Besucherzahl nach der Pandemie
Mit dem Ergebnis des ersten Solinger Rosenmontagszugs nach der Corona-Pause zeigte sich Axel Hawranke vollends zufrieden: „Es ist alles super gelaufen und wir hatten vielleicht sogar mehr Zuschauer als in den Vorjahren. Das hat richtig Spaß gemacht.“ Und auch die Polizei zeigt sich zufrieden: Der Zug sei friedlich und ohne Zwischenfälle verlaufen, teilt Sprecher Andreas Reuter mit.
Rotes Kreuz: Auch das DRK zieht eine positive Bilanz der Veranstaltung. Bis zum Ende des Zuges hatte die Organisation lediglich ein paar Bagatellverletzungen zu melden, teilt DRK-Kreisgeschäftsführer Dr. Thorsten Böth mit. Das DRK war mit 25 ehrenamtlichen Sanitäterinnen und Sanitätern vor Ort. „Meist reichte ein Pflaster aus und alles war wieder gut.“
Beste Stimmung bei After-Zoch-Party
-KDow- Gewagte Hebefiguren zeigte die Schiwa Tanzformation bei der After-Zoch-Party im Theater und Konzerthaus. Über 300 Euro Preisgeld vom Initiativkreis Solingen für die Auszeichnung als beste Gruppe freuten sich die Föttschesfüöhler, Platz 2 und 3 belegten jeweils mit 200 und 100 Euro Preisgeld der Höhscheider Karnevalverein und die Himmelsfunken.
An den Anblick von mit Menschenmengen gefüllten Straßen mussten sich die Solinger nach der langen Durststrecke durch die Pandemie wohl erst mal wieder gewöhnen. Umso schöner, dass die Zeit der jecken Abstinenz gestern beendet schien und so viele Besucher dem Rosenmontagszug zu altem Glanz verholfen haben. Das dürfte Balsam auf die Seele der Solinger Karnevalsvereine sein, die in den vergangenen zwei Jahren kräftig Federn lassen mussten – vor allem finanziell.
Wenngleich der Zug auch deshalb deutlich kleiner ausfiel als in den Vorjahren, zeigt die positive Resonanz wohl auch eines: Viele Menschen sind müde von schlechten Nachrichten durch den Krieg in der Ukraine, Energiekrise und Inflation – da bietet der Karneval ein fröhliches Kontrastprogramm und eine gesunde Auszeit vom Krisenmodus. Das tut allen gut und schweißt die Menschen enger zusammen. Den Karnevalsvereinen gebührt Anerkennung, dass sie den Zoch 2023 trotz vieler Unwägbarkeiten zu einem vollen Erfolg gemacht haben.
-KDow- Gewagte Hebefiguren zeigte die Schiwa Tanzformation bei der After-Zoch-Party im Theater und Konzerthaus. Über 300 Euro Preisgeld vom Initiativkreis Solingen für die Auszeichnung als beste Gruppe freuten sich die Föttschesfüöhler, Platz 2 und 3 belegten jeweils mit 200 und 100 Euro Preisgeld der Höhscheider Karnevalverein und die Himmelsfunken.