Gedenken
30 Jahre Brandanschlag: Stelen geben Opfern ein Gesicht
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Jugendhilfewerkstatt gestaltete Gedenktafeln für drei Orte.
Von Philipp Müller
Solingen. Am 29. Mai jährt sich der Solinger Brandanschlag zum 30. Mal. Ab dem Pfingstwochenende erinnern dann fünf neue Gedenktafeln an die Opfer. Am Mahnmal am Mildred-Scheel-Berufskolleg werden die Gesichter von Gürsün Ince, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç zu sehen sein. Sie starben bei dem rechtsextremistischen Anschlag 1993. Am Tatort, der Unteren Wernerstraße, wird eine weitere Tafel mit den Bildern der Opfer enthüllt werden. Sie trägt auch ein Bild der im vergangenen Jahr verstorbenen Mevlüde Genç. Sie hatte sich gewünscht, dass die Opfer sichtbarer werden.
Eine dritte Gedenktafel ehrt Mevlüde Genç selbst. Sie wird am Mercimek-Platz aufgestellt, der am 28. Mai nach einstimmigen Beschlüssen der Bezirksvertretung Mitte und des Stadtrats in Mevlüde-Genç-Platz umbenannt wird.
Gemeinsam veranstalte das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage mit der Ditib am 28. Mai gegen 17.30 Uhr einen Mahngang zur Unteren Wernerstraße, erklärte Hans-Werner Bertl für das Bündnis. Dort werde es im Anschluss islamische Gebete geben. Auch Dr. Ilka Werner, die Vorsitzende des Arbeitskreises christlicher Kirchen, wird gedenken.
Vorgestellt wurden die sieben Gedenktafeln am Dienstag in der Jugendhilfewerkstatt. Ein passender Ort. Denn die Tafeln wurden dort nicht nur durch die Jugendlichen nach Entwürfen von Daniela Tobias hergestellt. Die Jugendhilfewerkstatt ist auch eng mit der Erinnerung an den Brandanschlag seit 1993 verbunden. Das Mahnmal am Berufskolleg entstand auf Idee und Initiative der Einrichtung.
Winfried Borowski, der Leiter der Einrichtung, versicherte, die Werkstatt sei weiterhin dem Credo seines Vorgängers Heinz Siering verbunden, der erklärt hatte: „Wir werden Familie Genç nie vergessen.“
Familie Genç zeigt sich zufrieden mit dem neuen Gedenken
Die sieben Gedenktafeln für die drei Orte sind jeweils mit QR-Codes versehen. Mit dem Smartphone gescannt, führen sie zu weiteren Erklärungen zu den Opfern, dem Brandanschlag, dessen Geschichte und Verarbeitung. Das sei notwendig, betonte Borowski, denn es gebe eine neue Generation, die die Opfer nicht kenne. Das sah bei der Präsentation der Tafeln für die Stelen auch Gabriele Stobbe-Dibbert so. Die Leiterin des Mildred-Scheel-Berufskollegs sagte: „Wir brauchen Bilder, damit die jetzigen Schülergenerationen das Geschehene besser verarbeiten.“
Hatice und Kamil Genç dankten der Jugendhilfewerkstatt und der Stadt für die Unterstützung, das Gedenken neu auszurichten und so die Mahnung neu zu formulieren: „Das darf nie wieder passieren.“
Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) erklärte, alles sei vom Gedanken von Mevlüde Genç getragen: „Gebt meinen Kindern ein Gesicht.“ Der zweite Aspekt der Botschafterin für die Aussöhnung sei immer gewesen: Alle sollen zusammen essen. Das werde ab 12.30 Uhr am 29. Mai im Theater und Konzerthaus umgesetzt. Für den Festakt hätten sich 500 Gäste über das Bundeskriminalamt „freischalten“ lassen. Kurzbach äußerte eine Bitte an die Solinger: „Zeigen wir angesichts der Bedeutung des Gedenkens das Mindestmaß an Respekt, was unser Zusammenleben erfordert.“
30. Gedenktag
Am Pfingstmontag, 29. Mai, wird zum 30. Jahrestag des Brandanschlags das Gedenken größer ausfallen. So haben sich unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Bundesinnenministerin Nancy Faeser angesagt.