Schulterschluss von Stadt und Kultusgemeinde
150 Solinger feiern das jüdische Chanukka-Fest
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Es soll der Beginn einer Tradition werden: Solingen feierte am Montagabend das erste Mal Chanukka, das jüdische Lichterfest.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) entzündete mit Rabbiner Chaim Kornblum und Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, die ersten beiden Kerzen an der Chanukkia, dem neunarmigen Leuchter. Die Stadt hatte mit der Gemeinde zum Hochbunker an der Malteserstraße eingeladen. Bis zur Pogromnacht stand dort eine Synagoge, seit März erinnert eine von Michael Bauer-Brandes gefertigte Fensterrose daran.
„Wir möchten die Schönheiten des jüdischen Lebens wieder mehr in den Vordergrund stellen, die Traditionen, die Herzlichkeit, den Gesang und das leckere Essen“, sagte Kurzbach. So wichtig die jährlichen mahnenden Gedenken an das Verbrechen der Vergangenheit seien, so wichtig und richtig sei es auch, endlich gemeinsam zu feiern und Positives miteinander zu teilen. Zur ersten öffentlichen Feier kamen 150 Interessierte, um gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde zu beten, zu singen und Sufganiyot zu essen, ein traditionelles süßes Fettgebäck, das an Berliner Ballen erinnert.
Der Kammerchor Solingen-West unter der Leitung von Wolfgang Kläsener brachte hebräische Lieder zu Gehör. Lob gab es zum Beispiel von Leonid Goldberg für die „perfekte Aussprache“, das er später, in der Aula des Gymnasiums Schwertstraße, wiederholte und begeistert in die Synagoge nach Wuppertal einlud. In der Aula hatte sich ein Kinderchor der Fünft- und Sechstklässler unter Leitung von Ralf Eumann dazugesellt und feierte musikalisch das Wunder des Lichts in der Dunkelheit.
Nacheinander an jedem der acht Chanukka-Feiertage wird eine weitere Kerze an der Chanukkia entzündet, um an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 164 (dem jüdischen Jahr 3597) vor Christus zu erinnern. Eine Überlieferung besagt, dass der Leuchter im Tempel nicht erlöschen durfte. Jedoch fanden die Juden nach der Entweihung durch heidnische Krieger dort nur noch einen Krug mit geweihtem Öl vor. Auf wundersame Weise ließ dieses Öl den Leuchter aber ganze acht Tage brennen – lange genug, um neues Öl herzustellen.
Gymnasiasten befassten sich im Religionsunterricht mit Thema
Kirsten Dicke, Leiterin des Gymnasiums Schwertstraße und Gastgeberin, stellte gerne das vor, was Schüler und Schülerinnen während Projekttagen im Kunst- und Religionsunterricht erarbeitet hatten: Motive wie Licht, Leuchter und Friedenstauben als große Gemälde oder Karten zum Mitnehmen wünschten ein frohes Fest.