Klimawandel

Wuppertaler Schulen prüfen Skifreizeiten

Die Gesamtschule Barmen fährt nur in schneesichere Gebiete.
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Die Gesamtschule Barmen fährt nur in schneesichere Gebiete.

Wuppertal. Sport und Spaß im Kunstschnee trotz Energie- und Klimakrise – ist das zukunftsfähig?

Von Juri Lietz

Grün-braune Berglandschaften – und mittendrin weiße Streifen aus Kunstschnee. Der diesjährige Winter hat in den Skigebieten einmal mehr für kuriose Bilder gesorgt. Klimawandel und Energiekrise heizen vielfach die Diskussion über Sinn und Unsinn des Skitourismus an. Die Debatte erreicht auch Wuppertaler Schulen, in denen Skifreizeiten oft eine lange Tradition haben.

So etwa an der Erzbischöflichen St.-Anna-Schule. Gerade in der letzten Woche sausten zwei Klassen die Berge Kärntens hinab, nachdem in den Jahren zuvor wegen Covid-19 keine Fahrt stattfinden konnte. Schulleiter Benedikt Stratmann hielt auf dem Ölberg die Stellung – und hat sich derweil auch mit der Zukunft solcher Freizeiten beschäftigt. „Die Einstellung dazu ändert sich natürlich“, bemerkt er. Der Klimawandel habe erste Fragen schon vor Jahren aufkommen lassen; nun habe die Energiekrise die Augen noch weiter geöffnet. „Da möchten wir uns auf den Prüfstand stellen“, so Stratmann.

Die Debatte ist teilweise Bestandteil der Lehre

In dieser Wintersaison litten viele bekannte Skigebiete unter Schneemange.

Alternativen gebe es immerhin reichlich, etwa das Segeln auf den niederländischen Binnenmeeren oder vielseitige Sport-Parks. Hier wäre zudem die Fahrtstrecke kürzer. Wenn es nicht speziell um das Skifahren, sondern schlicht um Sport und Spaß gehe, sei dies sicher nachhaltiger, befindet der Schulleiter. Speziell, um solche Fragestellungen anzuregen, gibt es an der St.-Anna-Schule seit einem halben Jahr eine Koordinatorin für Nachhaltigkeit. In letzter Instanz setzt Stratmann aber auf gemeinschaftliche Beschlüsse: „Schüler, Eltern und Lehrer müssen ihre Position finden.“

Ähnlich wird auch an der Gesamtschule Barmen verfahren. Abteilungsleiter Erik Meier erklärt: „Bisher haben wir bei jeder Skifreizeit das Für und Wider abgewogen.“ Dazu gehört, dass nur in schneesichere Gebiete gefahren wird. Er sieht die Fahrten ins Hochgebirge trotz allem nicht nur als einmaliges Gruppenerlebnis, sondern hat auch die Menschen vor Ort im Blick: „Man tut damit einer Region gut, die davon abhängig ist.“ Meier rechnet aber damit, dass in den kommenden Jahren die Klimaverträglichkeit des Schneetourismus noch stärker in den Fokus rückt. Dann werde man auch über mögliche Ausschlusskriterien sprechen.

Zugreisen statt Busfahrten

Auch an der Erich-Fried-Gesamtschule ist der Prozess im Gang. Anke Ogger, selbst passionierte Skifahrerin, leitet das hiesige Wintersportprojekt und denkt über Alternativen nach. Zugreisen statt Busfahrten wären etwa möglich, so, wie es auch im Austauschprogramm mit einer italienischen Schule gängig ist. Ein wesentlicher Faktor sind aber die Schneekanonen, die für einen Kubikmeter Schnee rund drei Badewannenfüllungen an Wasser verbrauchen. Wenn Skifahren in den Alpen mangels Schneesicherheit also generell zur Moralfrage werde, könne auf Wanderungen oder Inline-Touren ausgewichen werden, sagt Ogger – so bleibe das Erlebnis im Gebirge, aber auf andere Weise.

Im Schulalltag spielten Umwelt- und Klimaschutz ohnehin eine Rolle. Es werden zum Beispiel effizientere Fenster für das Schulgebäude gefordert, und neben dem Unterricht gibt es Arbeitsgemeinschaften zu dem Thema. „Wie können wir den Kindern dann erklären, dass wir auf einem weißen Teppich Ski fahren? Das muss man vorleben.“ Die Debatte in den Kollegien wird also engagiert weitergeführt. Für Benedikt Stratmann von der St.-Anna-Schule ist sie längst nicht abgeschlossen: „In der Frage, ob Skifreizeiten zukunftsfähig sind, ist das Ende offen.“

Bei Skifreizeiten an der Gesamtschule Uellendahl-Katernberg wird gerade während einer Ski-Freizeit auf Problemstellungen geachtet. „Wenn ich vor Ort sehe, welcher Aufwand nötig ist, kann das auch etwas in mir auslösen“, glaubt Schulleiter Lutz Wendel. Ob in den Bergen oder im Klassenzimmer: Bei der Entwicklung zu „mündigen Bürgern“ werde immer darauf geachtet, auf wessen Kosten das eigene Verhalten gehe.

Dennoch möchten nicht alle Bildungseinrichtungen ihre Auseinandersetzung mit Klima-Fragen darlegen. Zwei städtische Schulen, die Ski-Exkursionen anbieten, lehnten auf Anfrage unserer Zeitung ein Gespräch ab.

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