Natur

Wuppertaler ist mit 95 Jahren noch im Kleingarten aktiv

15 Stufen geht es vom Gartenhäuschen hinunter auf den Rasen. Für Arthur Rudat immer noch kein Problem.
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15 Stufen geht es vom Gartenhäuschen hinunter auf den Rasen. Für Arthur Rudat immer noch kein Problem.

Wuppertal. Arthur Rudat braucht diesen Ort, um rege zu bleiben.

Von Martin Gehr

Zwanzig Grad. Sonne. Laues Lüftchen. Arthur Rudat steht auf der Terrasse seiner Parzelle. Seine Finger gleiten über das braune Holzgeländer. „Muss ich abschleifen und neu lackieren“, sagt er. Der Blick geht über das Tal hinüber zum Atadösken, zum Funkturm – und wenn die Luft klar ist, kann man sogar den Langenberger Sender sehen. Seit über 40 Jahren besitzt Arthur Rudat eine Parzelle im Kleingärtnerverein Hoffnung – und macht immer noch alles selbst. Mit 95 Jahren. Nicht nur deshalb hat man den Eindruck, dass hier die Zeit stehengeblieben ist.

Im Innern seiner Laube sieht es aus wie in einem Museum. Die Stille beginnt, sobald man die Schwelle übertritt. Eine Eckbank mit Blümchenpolstern. Eine stoffüberzogene Deckenlampe. Auf der Kommode steht ein Radio mit Kassettenrekorder, an der Wand hängen gerahmte Bilder seiner Enkelkinder. Weiße Gardinen rahmen die Fenster ein. Ergänzt wird die kleine Idylle durch eine Küchenzeile und ein Zimmerchen mit Bett.

Rudat ist gelernter Maurer und arbeitete viele Jahre als Stuckateur. Handwerk ist ihm also vertraut und Bewegung ebenfalls. „Wir sind viel gewandert und Ski gefahren“, erzählt er. „Mit 83 Jahren bin ich sogar noch Schlittschuh gelaufen, in Vohwinkel, als die noch die Eisbahn hatten.“

Dass er in seinem Alter immer noch so fit ist, müsse an den Genen liegen, aber auch an der Kontinuität, sagt er und demonstriert ein paar Kniebeugen. „Bewegung ist wichtig und dass man etwas zu tun hat.“ Rasenmähen, Unkraut zupfen, mal ein bisschen hacken, Dünger einarbeiten, mit der elektrischen Heckenschere für Ordnung sorgen. In der Ecke steht ein Kehrbesen aus Stroh.

Wie Arthur Rudat so dasitzt, im jägergrünen Anzug mit Hirschhornknöpfen, Krawatte und Lodenhut, nimmt man ihm ab, dass auch das Alter in Würde zu leben ist. Er wurde in Ostpreußen geboren, doch bereits ein Jahr später zogen seine Eltern mit ihm nach Dortmund. 1960 lernte er seine Frau kennen, Vohwinkel wurde zu ihrer Heimat. „Wir wollten uns damals zunächst einen Wohnwagen kaufen und damit ans Wasser fahren, aber dann haben wir uns für die Laube entschieden“, erinnert sich Rudat an die Anfänge mit seiner Familie und seinen beiden Töchtern. Schließlich waren seine Schwiegereltern schon hier. Er zeigt alte Dias aus unbeschwerten Zeiten.

Wenn er heute über seine Frau spricht, werden die Worte weniger und die Pausen länger. Ursula ist 89. Er hat ihr einen Handlauf vom Eingang bis zur Laube gebaut, damit sie sicheren Schrittes zum Gartenhäuschen kommt. Doch immer öfter kommt er allein. Er liebt sie, seit 1961 sind sie verheiratet, doch er bat sie, ihm diesen Ort zu lassen. Er braucht ihn. Diesen Anlaufpunkt. Und etwas zu schaffen.

15 Steinstufen geht es von der Pergola hinab auf den Rasen. Der Pflaumenbaum, der die Parzelle überragt, stand einst vor ihrem Haus in Vohwinkel. „Da kamen überall neue Triebe raus. Die habe ich eingepflanzt und jetzt trägt er Früchte. Kübelweise.“ Die Knospen sind schon da, zwei Regentonnen hinter dem Häuschen sorgen für genügend Gießwasser. Auch für die dreißig Köpfe Salat, die bisweilen im Beet wachsen. Dazu Bohnen und Tomaten, Brombeeren, ein Johannisbeerstrauch. Die Rhododendronsträucher werden ab Mai blühen, der Apfelbaum macht sich bereit, vereinzelt gesellen sich Rosen hinzu.

Man muss rege bleiben, aber genießen, sagt er. Der Kleingarten hilft ihm dabei. Dann geht er in den Schuppen und holt die Heckenschere raus.

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