Sichtung
Wanderwolf bestätigt: So ist Wolf GW3192m durchs Bergische gezogen
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DNA untersucht: Was wir über den Wolf wissen, der in Wermelskirchen, Radevormwald, Hückeswagen und Remscheid gesichtet wurde.
Radevormwald/Wermelskirchen. Es war tatsächlich ein Wolf: Das Tier, das zwischen dem 14. und 21. Januar 2023 an mehreren Stellen im Bergischen Land gesichtet wurde, ist ein männlicher Wolf. Das bestätigt das Landesamt für Umwelt und Naturschutz. Es handele sich um einen Wanderwolf. Unter anderem war er einer jungen Reiterin in Wermelskirchen begegnet. Aus den Begegnungen können Wolfsexperten eine Menge über den Wolf ableiten.
Denn: Der offenbar noch junge Wolf hat ein ganz typisches Merkmal - einen Streifen sehr heller Haare an beiden Kopfseiten. Anhand dieses sehr individuellen Färbungsmusters konnte er auf mehreren Fotos identifiziert werden. Und: Es gibt einen DNA-Fund, der mehr über ihn verrät.
Anhand der Sichtungen kann seine Route nun nachgezeichnet werden. Zunächst tauchte der Wolf am 14. Januar auf einer Weide nördlich von Hückeswagen auf. Weitere unbestätigte Hinweise kamen in den nächsten Tagen aus Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth sowie aus Wermelskirchen und Remscheid.
Eine Beobachtung am 19. Januar erwies sich dann als echter Glücksfall: Der Wolf tauchte gegen 10.50 Uhr in Witten-Durchholz (Ennepe-Ruhr-Kreis) auf. Ein Landwirt konnte das Tier etwa 15 Minuten lang beobachten. „An diesem Tag lag Schnee, so dass er anschließend die Spur des Wolfes untersuchen und Haare in einem Zaun sicherstellen konnte“, berichtet das Landesamt. Diese Haare wurden genetisch im Senckenberg-Forschungsinstitut untersucht. Es handelte sich zweifelsfrei um Haare vom Feldhasen - und eben von einem Wolf. Seither hat das Tier einen Namen: Wanderwolf GW3192m.
Es handelt sich um einen Wolfsrüden, der erstmals genetisch registriert wurde. „Als genetisches Merkmal trägt er den Haplotyp HW01, welcher bei den Wölfen der zentraleuropäischen Population sehr häufig vorkommt“, berichtet das LANUV.
Wolf GW3192m: Hier gab es Sichtungen
Wenige Stunden nach der Sichtung in Witten erfasste eine Wildkamera den Wolf in Wetter (Ruhr) auf. Einen Tag später wurde er erneut in Wetter (Ruhr) und in Witten-Muttental beobachtet. Im Gebiet zwischen den Autobahnen 1 und 43 suchte der Wolf offenbar einen Ausweg. „ Auch in den folgenden Tagen erreichten das LANUV noch weitere unbestätigte Meldungen aus dem Umfeld dieser Nachweise. Anschließend konnte der Wolf nicht mehr beobachtet werden. Er hat das Gebiet offenbar wieder mit unbekanntem Ziel verlassen.“
Was bisher über die Route von GW3192n bekannt ist:
10. Januar | Korbach (Hessen) Filmaufnahmen |
14. Januar 2023 | Hückeswagen |
14.-18. Januar | mehrere unbestätigte Sichtungen in Wermelskirchen, Radevormwald, Remscheid |
19. Januar | morgens: Sichtung Witten-Durchholz (DNA-Probe) |
nachmittags: Wetter (Ruhr) Wildkamera | |
20. Januar | Wetter (Ruhr) und Witten-Muttental |
Wohin er anschließend gezogen ist, ist derzeit unklar. Es gibt aber eine Vermutung, woher er kommt: Aus Korbach (Hessen) gibt es Filmaufnahmen vom 10. Januar 2023, die ebenfalls diesen Wolf zeigen dürften. Zwei Mal war das Tier an diesem Tag dort beobachtet worden; das hessische Wolfszentrum bestätigte die Sichtung.
Für Wolfsexperten liegt es deshalb nahe, dass GW3192m auf der Suche nach einem neuen Revier ist. Wölfe verlassen bis spätestens zum Ende des zweiten Lebensjahres das elterliche Rudel. Auf der Suche nach einem eigenen Revier wandern sie oft hunderte Kilometer weit. Meist sind sie nachts im Schutz der Dunkelheit unterwegs. „Wenn sie bei Tage im offenen Gelände beobachtet werden, laufen sie auf der Suche nach einer geeigneten Deckung oft im hohen Tempo“, berichtet das LANUV.
Von GW3192m sind keine Angriffe auf Nutztiere oder Annäherungen an Menschen bekannt. Die junge Reiterin in Wermelskirchen hatte ihren Hund sofort angeleint, nachdem sie den Wolf bemerkt hatte - und sich anschließend langsam fortbewegt. Sie berichtete zwar, dass ihr der Wolf mit Abstand gefolgt sei. Nach einer halben Stunde aber sei er dann aus dem Blickfeld verschwunden gewesen.
Wolfssichtung: Bestätigt oder unbestätigt?
Die Sichtungen in Hückeswagen, Wetter und Witten sowie Korbach (Hessen) sind als Wolfssichtungen bestätigt worden. Die Begegnungen der jungen Reiterin sowie Begegnungen und Aufzeichnungen aus Radevormwald, Remscheid und Ennepetal gelten als unbestätigte Wolfssichtungen, weil entweder keine Bilder vorliegen oder Angaben fehlen. Voraussetzung für eine Bestätigung ist entweder ein Gen-Nachweis oder Bildmaterial in ausreichender Qualität (Schärfe, Beleuchtung, Auflösung, Perspektive usw). Nur dann sei eine Unterscheidung zwischen Wölfen und wolfsähnlichen Hunden zuverlässig möglich.
Was tun, wenn ich einem Wolf begegne?
Wolfssichtungen sind extrem selten, ihre Anzahl aber steigt. Experten rechnen damit, dass immer wieder Wölfe durch das Bergische Land wandern. Wölfe sind generell sehr scheu. Bei jungen und unerfahrenen Wölfen könne es aber sein, dass die Neugier stärker ist als die Furcht. Deshalb gibt das LANUV folgende Verhaltenstipps für Wolfsbegegnungen:
- Nicht versuchen, sich dem Wolf zu nähern, ihn anzufassen oder zu füttern.
- Nicht weglaufen. Am besten stehen bleiben und abwarten, bis sich der Wolf zurückzieht.
- Wenn man den Abstand vergrößern möchte: Langsam zurückziehen.
- Wer den Wolf vertreiben möchte: Laut ansprechen, in die Hände klatschen, mit den Armen winken.