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Wetterfeste Pflanzer trotzen dem Regen
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Wuppertal. Der Nachbarschaftsgarten Oberbarmen ruft zum Mitgärtnern auf.
Von Friedemann Bräuer
„Dann brauchen wir auch nicht zu gießen“, Anwohnerin Angela Pohl sah es pragmatisch, dass das Mitgärtnerprojekt unterhalb des Bob-Campus von heftigem Platzregen, gelegentlichen Schauern und bisweilen auch sanfterem Getröpfel begleitet wurde. Und ihre Nachbarin Coco Sichui aus Kamerun ließ sich in einer Regenpause sogar zu einem kleinen Tänzchen auf der Mauer hinreißen, die den zu bepflanzenden Hang unterhalb der Max-Planck-Straße sicherte.
Ja, gute Laune war Trumpf beim Bepflanzen der 4500 Quadratmeter großen Fläche, zu dem die Stadt Wuppertal zusammen mit der Urbanen Nachbarschaft Bob gGmbH und der Montag-Stiftung Urbane Räume aufgerufen hatten.
Morgens um 9 Uhr war Beginn, und am Tag darauf um 16 Uhr ging das Projekt gelebter Nachbarschaft zu Ende. „Die Menschen hier im Quartier konnten es kaum abwarten, endlich Beete anzulegen und zu bepflanzen“, freute sich Elina Schniewind, Projektleiterin am Bob Campus in Wichlinghausen. „Und da ließen sie sich auch nicht vom Regen abhalten. Von den 40 angemeldeten Personen sind die meisten gekommen“, meinte sie mit Blick auf das Terrassen-Areal, wo unter der Anleitung von Oshtoud Daghighian vom städtischen Ressort Freianlagen, und Nil Lachkareff vom Landschaftsbau-Atelier le balto in regenfester Kleidung eifrig gebuddelt und gepflanzt wurde.
Und, wenn es mal zu heftig wurde mit dem kühlen Nass von oben, dann bestand die Möglichkeit, durch die Glastür nach innen zu kommen und sich bei einem Kaffee wieder aufzuwärmen, um dann wieder die Schaufel zu betätigen und frisches Grün in den aufgeweichten Boden zu versenken. „Besser, als wenn man knochentrockene Erde bearbeiten muss“, machte man das Beste aus den feucht-fröhlichen Bedingungen.
„Das sind alles robuste Gewächse, die sich auch gut vermehren.“
„Wir pflanzen auf den Terrassen rund 40 verschiedene Arten einschließlich der Stauden und Sträucher“, so Lachkareff und nannte dabei Balkan-Wolfsmilch, Oregano, Walderdbeeren, Prachtkirsche und Waldmarbel. „Das sind alles robuste Gewächse, die sich auch gut vermehren“, erklärte der Fachmann, der zusammen mit Kollegen vor Wochen Bodenbeschaffenheit und Sonneneinstrahlung überprüft und dann die geeigneten Pflanzen ausgewählt hatte.
Hier wurde nicht am Reißbrett, sondern vor Ort geplant“, erläutert Elina Schniewind, die selbst kräftig mit anpackte, und Miriam Pflüger von der Montag Stiftung Urbane Räume weist darauf hin, dass der entstehende Nachbarschaftspark Oberbarmen zu einem Ort der Begegnung für die Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen im Bereich Wichlinghausen und Oberbarmen werden soll. „Wir wünschen uns, dass einige der gemeinnützigen Vereine hier im Umfeld und auch Schulklassen Patenschaften für Beete übernehmen und sie selbstständig pflegen,“ ist der Plan vom Bob Campus und der Montag Stiftung, „und wir hoffen auch, dass die Menschen hier eigene Ideen entwickeln und einbringen“, meint Elina Schniewind, die auch davon spricht, dass man einen „Färber-Garten“ anlegen will. Mit Pflanzen nämlich, mit denen Stoff gefärbt werden kann, ganz im Sinne der alten Textil-Metropolen Barmen und Elberfeld sowie des ehemaligen August Bünger Textilwerks auf dessen Grund der Bob-Campus entstanden ist.
Am nächsten Tag bot der Himmel das gleiche deprimierende Bild: Es schüttete unaufhörlich. „Trotzdem sind alle angemeldeten Nachbarn gekommen“, staunte Miriam Pflüger voller Hochachtung für die Begeisterung der Anwohnerinnen und Anwohner für „ihren“ neuen Garten. Allerdings wurde am zweiten Tag auch zwischendurch der warme Aufenthaltsraum aufgesucht. Allerdings nicht wegen möglicher Wasserscheu, sondern, weil in einem Workshop die Pflanzpläne erläutert wurden, und Objektmanagerin Elina Schniewind lobte die „tolle Gruppe“ die entstanden war. „Ich war überrascht, welche gärtnerischen Talente hier im Quartier vorhanden sind. Da kamen großartige Vorschläge, wie wir hier die Umwelt gestalten können.“
Fest terminiert ist ein zweiter Workshop vom 5. Bis zum 7. Mai, wenn beispielsweise auch eine Werkzeughütte in dem Nachbarschaftspark Oberbarmen gebaut werden soll. Man darf davon ausgehen, dass man rund um den BOB-Campus diesem Termin entgegenfiebert, zumal man dann feststellt, wie weit die nun in die Erde gesetzten Pflänzchen gediehen sind.
Campus
Die Terrassen des Nachbarschaftsparks am Bob Campus sind nun fast fertig. Der öffentliche Park ist zum Ernten, Gärtnern und Mitmachen gedacht. Ob viel Erfahrung oder wenig, wichtig ist die Freude im Umgang mit Pflanzen, die Lust auf Gemeinschaft und Verantwortung für die langfristige Pflege der Beete. Informationen gibt es im Internet:
bob-campus.de