Am Wupperbogen
Viele Helfer packen im Haus Bilstein mit an
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Wuppertal. Das Beyenburger Lokal soll am 1. April wieder eröffnen. Die Schäden der Jahrhundertflut sind noch nicht beseitigt.
Von Friedemann Bräuer
Hammer-, Säge-, Bohr- und Schleifgeräusche durchzogen die Ruhe am Wupperbogen in Beyenburg, doch all das klang wie Musik in den Ohren von Christiane Schneider und Anne Katrin Deutrich, den Inhaberinnen von Land „Unter“ Haus Bilstein. Der Zusatz „Unter“ soll an die Flutkatastrophe vom Juli 2021 erinnern, als das Lokal mehr als einen Meter unter Wasser stand. Der Arbeitslärm dient dem erhofften Wiedereröffnungstermin des beliebten Cafés und Restaurants am 1. April. „Ob die Baustelle im Inneren des Hauses bis dahin fertig ist, weiß im Moment noch niemand“, ist Christiane Schneider noch skeptisch.
Die Schwestern hatten dazu aufgerufen, ihnen bei den Arbeiten am Speisewagen zu helfen. Mit Erfolg. Anne Katrin Deutrich freute sich, als sie sah, dass an allen Ecken fleißig gewerkelt wurde.
Ein Schirmdach zum Schutz vor Regen
In einer Ecke wurde mit künstlerischer Begabung gemalt. Als Leinwände dienten Birge Reinhoff und Amelie Lüdenbach die Unterseiten von Schirmen, aus denen ein Schirmdach zum Schutz vor Regen in der Außengastronomie gebildet wird. Und weil die Gäste beim Blick nach oben in fröhliche Muster blicken sollen, haben die beiden Damen zum Pinsel gegriffen.
„Ob die Baustelle im Inneren des Hauses bis dahin fertig ist, weiß im Moment noch niemand.“
Das marode Dach der Holzhütte über dem Getränkevorrat wurde von Nachbarin Nicole Rindfleisch neu gedeckt. Mit Lötlampe und Teerpappe hockte sie, die seit 35 Jahren als Dachdeckerin die Welt von oben betrachtet, in luftiger Höhe und sah, wie unten die Sitzbänke mit Landhaus-Bilstein-Inschrift abgeschliffen wurden. Holger Bitzer von der Aktion „Helfende Hand“ hatte seine Schleifmaschine mitgebracht und befreite zusammen mit Anja Eilhard die Balken vom Schmutz, den die Flut mitbrachte. Der Remscheider hatte schon früher in Beyenburg Hand angelegt und war durch Bruder Dirk vom Kloster mit den Schwestern in Kontakt gekommen. „Ich hätte die zwei Frauen zwar lieber unter anderen Umständen kennengelernt, doch ohne die Überschwemmung wären wir nicht in Kontakt gekommen.“
Tobias Grosser, von Beruf Landschaftsgärtner, bugsierte mittels einer Schubkarre stark von der Flut angegriffene, morsche Holzbalken auf die Wiese hinter dem Haus. Eifrig assistiert von seinen Kindern Leona und Ian.
Wasser stand mehr als einen Meter hoch
Joachim Deutrich, letzter Inhaber von Landhaus Bilstein, bevor er es an seine Tochter übergeben hatte, kümmerte sich um die mit Stiefmütterchen bepflanzten Blumenkästen. „Wir müssen doch mal ein bisschen Frühling schaffen“, meinte der Senior und erinnerte sich an die Flutnacht, die er im Urlaub an der Nordsee erlebte. „Da haben meine Töchter mich angerufen und verzweifelt gesagt ‚Papa, wir saufen hier ab‘.“ Er zeigte auf eine Wand in mehr als einen Meter Höhe. „So hoch hat das Wasser hier gestanden.“
Da Arbeit an der frischen Luft bekanntlich besonders hungrig macht, hatten die beiden gastlichen Schwestern einen Tisch hergerichtet, an dem Kaffee, Muffins und Kuchen auf die Helferschar warteten. „Zum Mittagsessen gibt es bergische Graupensuppe, von der Mama gekocht“, so Christiane Schneider.
„Die Aktion soll nur bei gutem Wetter laufen“, war angekündigt worden, und der Nieselregen am Samstag konnte noch so eben als hinnehmbar bezeichnet werden. Die einstelligen Temperaturen sah man im fleißigen Kreis nur als Ansporn. „Müssen wir uns eben warm arbeiten“, hieß es lakonisch. Das geschah auch mit Erfolg, denn am Samstagabend konnte um 18 Uhr zufrieden bilanziert werden: „Alle Holzmöbel sind abgeschliffen und fertig lackiert.“
Termin: Auch beim nächsten großen „Helfer-Festival“ am 18. und 19. März hoffen die Inhaberinnen von Land „Unter“ Haus Bilstein wieder auf viel Unterstützung. „Wer mitmachen will, sollte sich am besten vorher auf unserer Facebook-Seite anmelden“, kündigt Christiane Schneider an: „Da teilen wir auch genau mit, was gebraucht wird.“