Spur führt von Franken ins Bergische

Das Städtedreieck ist ein Hotspot der illegalen Pfeifentabakherstellung

Grundstoff Rauchtabak.
+
Der Grundstoff von Wasserpfeifentabak: Rauchtabak.

900 Kilogramm illegal hergestellten und nicht versteuerten Wasserpfeifentabak haben Zollfahnder in der vergangenen Woche in Remscheid und Wuppertal sichergestellt. Warum das Bergische ein Hotspot ist.

Von Sven Schlickowey

Remscheid/Wuppertal. 900 Kilogramm illegal hergestellten und nicht versteuerten Wasserpfeifentabak haben Zollfahnder in der vergangenen Woche in Untergrund-Produktionsstätten in Remscheid und Wuppertal sichergestellt. Schon der zweite Schlag gegen die Branche in der Region innerhalb weniger Jahre, nachdem es bereits 2019 mehrere Durchsuchungen in Remscheid geben hatte. „Man könnte da fast von einem Schwerpunkt sprechen“, sagt Christian Schüttenkopf, Pressesprecher beim Zollfahndungsamt München.

Warum ausgerechnet das Städtedreieck ein Hotspot für die Herstellung illegalen Wasserpfeifentabaks ist, darüber könne man nur mutmaßen, sagt Schüttenkopf. Vermutlich hänge es schlicht mit dem Wohnort der mutmaßlichen Täter zusammen. Besondere Anforderung gebe es nämlich nicht an solche Produktionsstätten, in der Regel werde einfach der Rohtabak in großen Behältern mit Glycerin und Aromastoffen verrührt. Dafür würden mal Plastikwannen verwendet, manchmal aber auch Betonmischer.

„Das geht zum Beispiel in Garagen oder in Kellern“, sagt Schüttenkopf. Unlängst habe der Zoll einen illegalen Herstellungsbetrieb in einer stillgelegten Gärtnerei ausgehoben. Die hygienischen Bedingungen in dieser Untergrund-Produktionen seien meist katastrophal, berichtet der Pressesprecher. Totes Ungeziefer sei an der Tagesordnung, teils würden sich Wespen oder Käfer in dem Tabak einnisten.

Der so zusammengepanschte Tabak werde oft mit gefälschten Steuerbanderolen und nachgemachten Verpackungen, beides könne man im Darknet kaufen, als Markenware angeboten, erklärt Christian Schüttenkopf. Vermutlich sei gar nicht jedem Abnehmer klar, was er da kaufe.

Illegaler Handel mit Wasserpfeifentabak: mindestens 100.000 Euro Steuern wurden hinterzogen

Für den Zoll geht es dabei vor allem um die Hinterziehung von Tabaksteuer, der Schaden für den Fiskus werde im aktuellen Fall auf mindestens 100 000 Euro geschätzt, sagt Schüttenkopf. Man versuche nun zu ermitteln, ob die Verdächtigen zuvor bereits unversteuerten Tabak verkauft haben. Bis zu zehn Jahre rückwirkend kann der Zoll das machen – damit erhöht sich nicht nur die Nachforderung, sondern bei einer Verurteilung auch das Strafmaß.

Auf die Schliche gekommen sind die Zollfahnder den bergischen Panschern über zwei Abnehmer aus dem Raum Nürnberg und Erlangen, von ihnen aus verfolgten die Beamten die Lieferung bis nach Wuppertal und Remscheid. Üblich seien auch Testkäufe, berichtet Pressesprecher Schüttenkopf. Zudem würden auch Paketdienste immer mal wieder verdächtige Lieferungen melden.

Das Geschäft mit illegal hergestellten Wasserpfeifentabak boomt schon seit einigen Jahren. Zuvor hätten die Banden vor allem Markenware über die Grenze geschmuggelt, was der Zoll aber recht erfolgreich eingedämmt habe. „Das hat vielleicht auch dazu geführt, dass sie den Tabak nun lieber selber herstellen“, vermutet Christian Schüttenkopf. Die Gewinnspanne sei dadurch noch höher. Das Risiko für den Konsumenten aber auch.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Großer Flohmarkt kehrt 2023 zurück
Großer Flohmarkt kehrt 2023 zurück
Großer Flohmarkt kehrt 2023 zurück

Kommentare