Literatur

Spannende Mordermittlungen in Wuppertal

Dirk Osygus hat einen Roman geschrieben, der in Wuppertal spielt. Aus seinem Debüt soll eine Reihe werden.
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Dirk Osygus hat einen Roman geschrieben, der in Wuppertal spielt. Aus seinem Debüt soll eine Reihe werden.

Wuppertal. Dirk Osygus hat einen Kriminalroman mit seiner Heimatstadt als Handlungskulisse geschrieben.

Von Martin Gehr

Er war überrascht. Eine Warteschleife beim Notruf? Das hatte er nicht bedacht. Mit solchen Anrufen hatte er nur wenig Erfahrung. Aber wer hatte die schon? Wer rief denn jeden Tag bei der Polizei an? Seine von schwarzem Gummi umhüllten Handflächen wurden feucht. Ein dünner Schweißfilm lief über seine Stirn und aufkommender Phantomschmerz ließ sein linkes Knie brennen. Auflegen? Weggehen? Nein. Keine Optionen. Er würde diesen Anruf tätigen, weil er es tun wollte.

Alles beginnt in einer Telefonzelle am Wuppertaler Neumarkt. Und mit der Nummer 110. Ein Mann informiert die Polizei darüber, dass er einen Mord beobachtet hat. Der Mann ist Jäger.

Dirk Osygus, der am Toelleturm wohnt, hat einen Krimi geschrieben, der in seiner Heimatstadt spielt. Die Handlung seines Debütromans „Selbstvergeltung“ erstreckt sich vom Hahnerberg bis zum Dönberg. Eine Pizzeria am Laurentiusplatz spielt eine Rolle. Das Polizeipräsidium in Barmen, das Bayer-Werk und die Deutsche Bank am Kasinokreisel gehören auch zu den Schauplätzen. „Es geht um ein Wuppertaler Ermittlerteam, das an einem Tatort an der Gathe ohne Leiche steht“, kündigt Osygus an. „Ein paar Tage später werden am Dönberg zwei weitere Leichen entdeckt – ohne Herzen. Das Duo steht also vor komplexen Ermittlungen und wird am Wiedener Kreuz fast in die Luft gejagt.“

„Bei Sonnenschein ist Wuppertal eine der schönsten Städte, die es gibt.“

Dirk Osygus, Krimiautor

Osygus erschuf dafür zwei Kommissare. Frank Gerste ist mit seinen 55 Jahren ein erfahrener Hauptkommissar, der mit seiner Altersweisheit versucht, seine jüngere Kollegin auf die richtige Bahn zu lenken. „Doch das möchte Oberkommissarin Corinna Meier gar nicht und gibt ihm Contra.“ Vor allem, weil sich Gerste gern mal überheblich und chauvinistisch zeigt.

Die Dialoge des Duos sind von Humor geprägt und dienen auch als entspannter Gegenpol zur Dramatik der Handlung. Dirk Osygus weiß, wovon er spricht. Nicht, dass er je einen Mord begangen hätte, sondern weil er seit zehn Jahren selbst Jäger ist.Mit dem Schreiben begann der Maschinenbauer vor zwei Jahren, die Idee kursierte schon seit seiner Schulzeit. „Ich habe mich damals mit einem Freund zu der Frage ausgetauscht: Ist es möglich, in Deutschland einen Mord zu begehen, ohne erwischt zu werden?“ Den Impuls, einen Roman zu schreiben, gab erst Jahre später Sebastian Fitzek. Der Bestseller-Autor, spezialisiert auf harte Thriller, rief 2020 einen Kurzgeschichten-Wettbewerb aus. „Von den 1142 Teilnehmern landeten zwar nur dreizehn in der Anthologie, zu denen ich nicht gehörte“ – doch die Euphorie war bei Dirk Osygus geweckt.

Er entwarf die Handlung und den Stil und setzte sich zum Ziel, etwa 300 Seiten mit 80 000 Wörtern zu schreiben. Dass die Geschichte in Wuppertal angesiedelt ist, war für ihn klar: „Hier kenne ich mich aus. Da muss ich nicht bei Google Earth nachschauen. Ich habe alle Orte abgefahren, auf mich wirken lassen, Fotos gemacht, Stimmungen eingefangen.“ Darüber hinaus schätzt er die Wandlungsfähigkeit der Stadt, die ihm auch bei der Szenenbeschreibung hilft: „Wuppertal hat zwei Gesichter: Wenn die Sonne scheint, ist es eine der schönsten Städte, die es gibt. Gehen Sie mal auf den Scharpenacken und schauen Sie in die Landschaft. Wenn es allerdings regnet, wirkt die Stadt grau und trist.“ Trostlos für einen Freitagabend, dachte er sich und rauschte zügig durch den kleinen Stadtteil, ohne auf die Lichter zu achten, die ihm folgten.

Das Endergebnis „ist vermutlich die 15. Fassung“ und jetzt im Handel erhältlich. Nachdem es mit einer Aufnahme in einen klassischen Verlag nicht geklappt hat, bringt er sein Werk selbstbewusst im Selfpublishing heraus, arbeitet bei der Vermarktung mit Bloggern zusammen. Für Mitte Mai konnte er sich zudem einen Stand auf der Solinger Buchmesse „Fabula est“ sichern – gemeinsam mit seinem Thrillerkollegen Axel Aldenhoven.

Auf Kritik ist Dirk Osygus gefasst: Mit „Dirks Buchcasting“ betreibt er einen Podcast, in dem er Romane anderer Autoren bespricht. Jetzt schon ist klar: Aus seinem Debüt wird eine Reihe. Der zweite Roman ist bereits fertig und soll im September erscheinen, ein dritter und vierter Teil sind geplant. „Einer davon wird beim Wuppertaler Sportverein spielen.“ Es ist damit zu rechnen, dass die Fouls in dem Roman aus mehr als einer Blutgrätsche bestehen werden.

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