Wuppertal
Güterbahnhof Steinbeck: Wie ein Angstraum verschwinden soll
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Wuppertal. Auf dem Gelände in Elberfeld soll Leben einziehen.
Von Martin Gehr
Das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Steinbeck in Elberfeld soll mit einem Schulungszentrum der Deutschen Bahn wieder aufgewertet werden. Geplant ist ein Lehrzentrum für Schienenbau, das auf dem Außengelände ein eigens anzulegendes Gleisfeld zu Übungszwecken umfassen wird. Das Schulungszentrum soll im Laufe des nächsten Jahres den Betrieb aufnehmen.
Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage erklärt, sollen dort Gleisbauer geschult werden, die für die Instandhaltung von Weichen zuständig sind.
Das Gelände hat insgesamt eine Größe von 35 000 Quadratmetern und reicht von der Güterstraße bis zur Südstraße. Erste Vorbereitungen der Bahn sind zu erkennen. So wurde das Areal an der Güterstraße bereits abgesperrt, Fahrzeuge entfernt und Teile illegaler Mülldeponien abgetragen.
Im östlichen Teil der Steinbeck besitzt Alexander Erasmus Klein eine Gewerbefläche von 6500 Quadratmetern. Dort richtete er bislang Flohmärkte und Kulturveranstaltungen aus. „Diese Fläche ist in Privatbesitz, die wir weiter nutzen werden“, sagt der Geschäftsführer der Steinbeck OHG. „Hierfür sind wir allerdings in der Genehmigungsphase, um eine dauerhafte Nutzungsänderung zu erreichen.“ Letzteres gestalte sich schwierig, „da sich bei der Bahn niemand verantwortlich fühlt und wir von der Stadt keine Unterstützung erfahren“.
Warum gilt das Gelände als Angstraum?
Dabei gehe es um diverse Wegerechte, etwa für Fluchtwege. Das gesamte Gelände befinde sich in einer sehr guten Lage, sei jedoch zu einem Angstraum geworden. „Die Gebäude der Bahn verfallen, dem Vandalismus wird kaum Einhalt geboten“, kritisiert Klein. „Manchmal wird ein Feuer gelegt, auch Leute nächtigen mitunter dort. Wir können als Anlieger nur hoffen, dass sich die Entwicklung der Fläche auf das gesamte Areal positiv auswirkt“ – auch wenn er nicht davon ausgeht, dass ein neues Schulungszentrum den Teil in Richtung Südstraßenbrücke verbessern könne.
„Der Bahn haben wir bereits mehrere Angebote zur Zwischennutzung, Pacht oder gar zum Kauf der Objekte gemacht – leider ohne Erfolg.“
Die Lokalpolitik sieht die neuen Pläne der Bahn zwiespältig: „Ich finde es erfreulich, dass sich auf dieser brachliegenden Fläche eine positive Entwicklung anbahnt“, sagt Rainer Widmann, Sprecher der Grünen für Stadtentwicklungspolitik. Es sei hervorzuheben, dass sich die Deutsche Bahn zum Standort Wuppertal bekennt. Doch müsse sie auch das Umfeld berücksichtigen: Da es sich um ein Grundstück am Eingang zum Stadtteil handelt, hofft Widmann auf eine architektonisch ansprechende Fassadengestaltung.
Zudem müsse „in Sachen Photovoltaik und Heizung und bei der Fassaden- und Dachbegrünung der Stand der Technik zur Klimafreundlichkeit berücksichtigt werden“. Darüber hinaus regt Widmann an, Synergieeffekte zwischen dem Schulungszentrum und dem Fachzentrum Verkehr der nahe gelegenen Universität zu ermöglichen.
Wunsch, die Sambatrasse vorbeizuführen, bleibt bestehen
„So ein zentrales Grundstück mit guter Verkehrsanbindung wäre für eine andere Entwicklung prädestiniert gewesen“, kritisiert Caroline Lünenschloss, Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat. „Wir haben in Wuppertal einen Mangel an attraktiven Wohn- und vor allem Gewerbeflächen, die neben einer verbesserten Lebensqualität zusätzliche finanzielle Mittel für die Stadtkasse bedeuten.“ Da das Gelände der Bahn gehöre, hätten der Stadtrat und die Stadt jedoch keinen Einfluss auf die Entwicklung. Da sich der Rat auch für den Ausbau des Weiterbildungsangebots einsetzt, „freuen wir uns, dass zumindest dieser Aspekt in den Standort einfließen wird“.
Servet Köksal (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bauen, sieht dies ähnlich: „Das Gelände zählte zu den priorisierten Flächen für Wohnbebauung mit einer Nutzungsmischung für Gewerbe und Dienstleistung.“ Gleichzeitig sei ein Lehrzentrum für Schienenbau positiv, „denn der strategische Ausbau der Schienen wird in den nächsten Jahrzehnten eine enorme verkehrs- und klimapolitische Rolle spielen“. „Ein Traum“ sei nach wie vor der Anschluss an die Sambatrasse, sagt Alexander Klein. Dem stimmt Rainer Widmann zu. Die Verlängerung des Samba-Radweges solle dahingehend geprüft werden, „ob eine Trassenführung am Rande des Areals mit Anbindung an den Südstraßenring und damit sowohl zur Universität als auch zur Elberfelder City ermöglicht werden kann“.