Übernachtungen

Schreckt die Bettensteuer Touristen ab?

Die Zahl der Übernachtungen ist gestiegen. Der Dehoga fürchtet, dass sich die Bettensteuer negativ auswirkt.
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Die Zahl der Übernachtungen ist gestiegen. Der Dehoga fürchtet, dass sich die Bettensteuer negativ auswirkt.

Wuppertal erhebt Abgabe wieder ab dem 1. März. Die Zahl der Übernachtungen ist 2022 deutlich gestiegen.

Von Christian Töller

Der Tourismus in Nordrhein-Westfalen erholt sich allmählich von den Folgen der Corona-Pandemie, erreicht aber noch nicht das Vorkrisenniveau. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Landesamtes. Auch in Wuppertal ist die Zahl der Gäste und Übernachtungen gestiegen, hat aber ebenfalls noch nicht wieder das Niveau aus der Zeit vor Corona erreicht. Das Ende der Pandemie hat für die Wuppertaler Hoteliers und ihre Gäste nun auch konkrete finanzielle Folgen: Ab dem 1. März tritt die Infrastruktur-Förderabgabe wieder in Kraft. Diese „Bettensteuer“ beträgt fünf Prozent des Übernachtungspreises – sowohl für Privat- als auch Geschäftsreisende. In den vergangenen Jahren hatte die Stadt die Abgabe wegen der Belastungen aus der Pandemie für das Gaststätten- und Hotelgewerbe ausgesetzt.

Die Bettensteuer war wegen Corona ausgesetzt

In diesem Zusammenhang kritisiert der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) die Informationspolitik der Stadt Wuppertal. „Die Hotels erfahren ziemlich spät davon“, sagt Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin des Dehoga Nordrhein. Erst in diesen Tagen seien die entsprechenden Schreiben an die Hotels rausgegangen, erklärt sie und hofft, dass die zusätzlichen Kosten nicht für eine neue Zurückhaltung bei Touristen und Geschäftsleuten sorgt. „Die EDV-Systeme müssen entsprechend umgestellt und die Gäste, die schon gebucht haben, über die zusätzlichen Kosten für die Übernachtungen informiert werden“, hätte sich Isabel Hausmann eine frühere Information seitens der Stadt gewünscht.

Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler verweist auf Anfrage unserer Zeitung zu diesem Punkt darauf, dass es sich nicht um eine neu beschlossene Abgabe handele, sondern dass sie „coronabedingt ausgesetzt wurde“. Damit habe die Stadt in der Pandemie den besonders von den Schutzmaßnahmen betroffenen Hotels helfen und sie unterstützen wollen. „Nun geht das Alltagsgeschäft wieder los.“ Auf die Frage, wieso die betroffenen Hotels erst jetzt informiert würden, verweist Ulrike Schmidt-Keßler auf den entsprechenden Ratsbeschluss von Dezember. Darin wurde die Aussetzung der Infrastruktur-Förderabgabe bis zum 28. Februar 2023 verlängert, ab dem 1. März wird die Abgabe demnach wieder erhoben. Ebenfalls im vergangenen Jahr hatte der Rat beschlossen, die Abgabe auch auf „beruflich bedingte Übernachtungen“ auszuweiten. Die Stadt rechnet durch die erweiterte Abgabe mit Einnahmen von 500 000 Euro im Jahr (statt 400 000 Euro pro Jahr).

Martin Bang, Geschäftsführer von Wuppertal Marketing, rechnet nicht damit, dass durch die Bettensteuer Touristen oder Geschäftsleute von einem Besuch Wuppertals abgehalten werden. „Im Einzelfall mag das der Fall sein, doch insgesamt wird die Gebühr kein entscheidendes Kriterium sein.“ Allgemein sieht er den Tourismus in Wuppertal „auf einem sehr positiven Weg“.

Dehoga hofft auf mehr Geschäftsreisende

So konnten die Hotels 2022 insgesamt 228 872 Gäste begrüßen, was einem Plus von 91 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Die Zahl der Übernachtungen stieg auf 562 949 (plus 63,3 Prozent). Gegenüber dem „Vor-Corona-Jahr“ 2019 verzeichnete Wuppertal ein Minus von 15,6 Prozent bei der Gesamtzahl der Gäste und ein Minus von 14,1 Prozent bei den Übernachtungen. So gab es 2019 insgesamt 271 267 Gäste und 655 116 Übernachtungen.

„Es läuft langsam wieder an, das ist schon recht positiv“, bewertet Isabel Hausmann die Entwicklung in Wuppertal und NRW. Das treffe vor allem auf die Gäste zu, die privat verreisen. „Wir haben die Hoffnung, dass auch die Zahl der Geschäftsreisenden wieder anzieht.“ Was die weitere Entwicklung gerade bei den Touristen angehe, müsse man abwarten, wie sich die Belastungen beispielsweise durch gestiegene Energiekosten und Inflation auswirken.Einen etwas anderen Eindruck vom Verhältnis zwischen Privat- und Geschäftsreisenden hat Martin Bang. „Ich habe das Gefühl, dass der Anteil der Geschäftsreisenden stabiler ist.“ Er schränkt jedoch ein, dass eine Differenzierung zwischen Geschäfts- und Privatreisenden schwierig sei. Man sei auf jeden Fall „sehr positiv gestimmt, was die Entwicklung des Tourismus in Wuppertal betrifft“. Man verzeichne wieder mehr Tagestouristen. So stiegen die Nachfragen bei Wuppertal Marketing an, auch von Busunternehmen. Daher blickt Bang optimistisch auf 2023. Allerdings hänge das auch davon ab, wie sich der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen weiter entwickeln. In Gesprächen mit einzelnen Hotels hat er erfahren, dass die Auslastung teilweise über 50 Prozent liege.

Statistik

Laut Statistischem Landesamt ist die Zahl der Gäste in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr auf 20,3 Millionen gestiegen, ein Plus von 83,4 Prozent gegenüber 2021. Die Zahl der Übernachtungen lag landesweit bei 47,5 Millionen Gästen (plus 60,8 Prozent). Gegenüber 2019 ist jedoch in beiden Bereichen ein Rückgang zu verzeichnen.

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