Im Gespräch

Junger Investor plant in Lennep „das modernste Outlet Europas“

Philipp Dommermuth übernahm 2020 die Verantwortung für das Outlet in Montabaur. In Remscheid möchte seine Familie 140 Millionen Euro investieren.
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Philipp Dommermuth übernahm 2020 die Verantwortung für das Outlet in Montabaur. In Remscheid möchte seine Familie 140 Millionen Euro investieren.

Philipp Dommermuth ist der Mann, der hinter den neuen Plänen für ein Outlet-Center in Lennep steckt. Im Interview spricht er über das Familienunternehmen und über die Motive, die ihn antreiben.

Das Gespräch führte Axel Richter

Herr Dommermuth, mit welchem Gefühl haben Sie Remscheid nach Ihrem ersten öffentlichen Auftritt in Lennep verlassen?

Philipp Dommermuth: Mit einem guten Gefühl. Ich wusste ja nicht, ob vielleicht doch Eier fliegen. Aber die Menschen waren nett zu mir. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich kommt da jetzt überraschend ein Investor und will doch wieder ein Outlet bauen.

Warum wollen Sie das eigentlich?

Dommermuth: Die Lenneper Altstadt ist fantastisch. Köln und Düsseldorf sind nah. Wir brauchen für das Röntgen-Stadion nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts nur einen neuen Bebauungsplan, weil das Projekt im zentralen Versorgungsbereich liegt.

Wie sind Sie auf Lennep aufmerksam geworden?

Dommermuth: Ich bin seit langer Zeit auf der Suche nach einem neuen Standort für ein Outlet in Europa. Und wir haben das Projekt von McArthur Glen in Lennep natürlich verfolgt. Auch das Scheitern vor Gericht. Irgendwann habe ich mich dann getraut, beim Oberbürgermeister in Remscheid anzurufen.

Profitieren Sie von der Vorarbeit, die McArthur Glen in Lennep geleistet hat?

Dommermuth: Nein. Wir können die vor Jahren erstellten Gutachten ja nicht übernehmen, sondern fangen im Grunde bei null an. Das gilt für das Verkehrsgutachten, das Umweltverträglichkeitsgutachten und viele mehr. Wir stehen also ganz am Anfang.

Schreckt Sie das Scheitern von McArthur nicht ab?

Dommermuth: Nein, eigentlich nicht. Ich glaube, dass sich der Fehler im Bebauungsplan, der die Pläne vor Gericht hat scheitern lassen, in einem neuen Verfahren heilen lässt. Und es gibt einen wesentlichen Unterschied: Wir sind kein Großinvestor. Ich möchte den Menschen in Lennep die Hand reichen, ihre Sorgen ernst nehmen und ihre Bedenken bei unserer Planung berücksichtigen.

Ihr Vater hat es mit der Internet-Firma 1&1 unter die 300 reichsten Menschen der Welt gebracht. Wie sind Sie eigentlich Outlet-Investor geworden?

Dommermuth: Immobilien waren in meiner Familie immer Thema. Schon mein Opa ist in Montabaur als Immobilienmakler unterwegs gewesen. Mein Vater und sein Bruder haben das fortgesetzt. Mein Onkel hat gebaut und vermietet, mein Vater hat investiert. Als sie unser Outlet in Zweibrücken eröffnet haben, bin ich noch zur Grundschule gegangen. Beim ersten Spatenstich in Montabaur war ich in der Mittelstufe. 2020 hat mein Onkel, der sich vor allem um die Outlets gekümmert hat, den Stab dann an mich weitergegeben.

Sie sind nicht gezwungen, Geld zu verdienen. Warum versuchen Sie zum Beispiel nicht, die Meere zu retten, anstatt Shoppingcenter zu bauen?

Dommermuth: Sie haben recht. Ich bin privilegiert geboren. Ich könnte auch auf einer Insel sitzen und den ganzen Tag Cocktails schlürfen. Aber das ist doch nicht der Sinn des Lebens. Unser Gesamtunternehmen zählt 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für sie und ihre Familien stehen wir in der Verantwortung. Dazu brauchen wir wirtschaftlichen Erfolg. Darüber hinaus engagieren wir uns in der Region Montabaur, wo die Familie zu Hause ist. Das wollen wir auch hier im Bergischen Land tun. Das Outlet wird einen wirtschaftlichen Impuls liefern, von dem die gesamte Region profitiert.

Wie sieht dieser Impuls aus?

Dommermuth: Nach unseren aktuellen Planungen wollen wir 140 Millionen Euro in das Outlet investieren. Davon werden in erster Linie regionale Handwerksbetriebe beauftragt. Die kommen aus Remscheid, aber zum Beispiel auch aus Wuppertal, Radevormwald oder Wermelskirchen. Das gilt für den Bau des Centers selbst und das gilt für spätere Reparaturen, Instandhaltungen oder die Pflege unseres Gründachs. Dafür rechnen wir allein mit Investitionen von 3 Millionen Euro pro Jahr, denn unser Center soll immer tipptopp sein. Dazu entstehen 1000 neue Arbeitsplätze. Und über die Gewerbesteuer, die wir hier vor Ort zahlen, kann Geld unter anderem in Schulen, also in Bildung, investiert werden.

Welche Philosophie verfolgen Sie mit Ihrem Projekt?

Dommermuth: Kennen Sie den Begriff Bilbao-Effekt?

Dabei geht es um Gebäude mit Anziehungskraft.

Dommermuth: Und genau so soll unser Outlet Remscheid werden. Das ist meine Idee. Deshalb planen wir so hochwertig. Wir wollen das modernste und ökologischste Outlet Europas bauen. Ein nachhaltiges, energieautarkes Shoppingcenter, das schon der Architektur wegen die Menschen ins Bergische Land kommen lässt.

Für manche Anwohner des Röntgen-Stadions gleicht das vermutlich einem Alptraum. Sie sorgen sich vor einer Zunahme des Verkehrs im Stadtteil. Was sagen Sie den Menschen?

Dommermuth: Wir haben als Unternehmen kein Interesse daran, dass die Kunden bei uns im Stau stehen. Ob, wann und wo wir damit rechnen müssen, wird ein neues Verkehrsgutachten ergeben. Daran knüpft sich die Frage an, wie wir Staus verhindern können. Natürlich ist am Montag weniger los als am Freitag, aber es ist alles im Rahmen. Es können sich gerne alle persönlich ein Bild von unserem Verkehrsaufkommen in Montabaur machen.

Kritiker Ihrer Outlet-Pläne sagen, nur die Hülle sei grün, der Inhalt sei es nicht. Was entgegnen Sie?

Dommermuth: Ich entgegne, dass wir alle auf dieser Welt nur zu Gast sind. Und dass wir sie besser hinterlassen sollten, als wir sie vorgefunden haben. In Montabaur wird der bestehende Parkplatz für unsere Erweiterung überbaut und das Dach begrünt. Dieser hat dann einen weitaus größeren biologischen Nutzen als die ursprüngliche Fläche. Nachhaltiges Bauen und eine nachhaltige Nutzung der Gebäude erwarten die Kunden heute ebenso von uns wie unsere Mieter, die das Thema ebenfalls mit ihren Produkten an uns herantragen.

Erzeugt Ihr Outlet unnötigen Konsum?

Dommermuth: Nein. Ein Outlet erzeugt nicht mehr Konsum. Die Menschen kaufen ja nicht zehn Paar Schuhe, nur weil es jetzt ein Center gibt. Outlets führen zu einer leichten Verschiebung von Konsum. Deshalb führt doch der Bau eines neuen Outlets oft zu Streit zwischen den Städten. Ich bin froh, dass das im Bergischen nicht der Fall ist.

Sie sagen, 2028 soll Eröffnung sein. Glauben Sie wirklich daran?

Dommermuth: Das hängt natürlich vor allem davon ab, ob und welchen Gegenwind wir bekommen. Wir wollen schnell loslegen. Aber klar ist auch: McArthur Glen möchte ebenfalls in Lennep investieren. Und wir wissen nicht, ob jemand gegen unser Projekt klagt. Wenn aber alles glatt läuft, sollen die Bagger ganz schnell rollen.

Zur Person

Philipp Dommermuth (36) wuchs in Montabaur auf. Nach dem Abitur studierte er Betriebswirtschaftslehre an der University of Durham, der drittältesten Universität Englands. 2020 trat Dommermuth ins Familienunternehmen von Telekom-Unternehmer Ralph Dommermuth (United Internet AG, 1&1) ein und übernahm die Geschäftsführung des Outlet Montabaur. Philipp Dommermuth ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine Schwiegermutter lebt in Wuppertal.

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