Kultur

Neues Museum will „deutschlandweit einzigartig“ sein

Klaus Jankowski (l.), Melody Kusserow und Thomas Helbig freuen sich über den neuen Museumsstandort in Barmen.
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Klaus Jankowski (l.), Melody Kusserow und Thomas Helbig freuen sich über den neuen Museumsstandort in Barmen. Foto: Andreas Fischer

In der Barmer Fußgängerzone gegenüber vom Schwebodrom soll ein Museum für Gesellschafts- und Umweltgeschichte entstehen.

Von Waltraut Rass

Wuppertal. „Hier entsteht das MGU – Museum für Gesellschafts- und Umweltgeschichte“ steht in grünen Lettern auf weißem Grund auf einem Plakat an der Glasfront des Gebäudes Werth 91. Ursprünglich hieß das Projekt „Schulmuseum“.

Hinter den großen Scheiben sind manchmal arbeitende Menschen sichtbar. Doch die eigentliche Arbeit findet eher im stillen Kämmerlein statt. Klaus Jankowski nimmt das gesamte Museumsinventar in die Hand und katalogisiert es digital mit ganz einfachen Mitteln wie einer Excel-Tabelle. Er ist stellvertretender Vorsitzender des MGU und Ansprechpartner für Grundschulen. „Seit über einem Jahr mache ich das“, sagt er.

Melody Kusserow konnte das Inventar im Untergeschoss erst kürzlich vor einem Wasserschaden retten. In einem Kanal sei es zu einem Rückstau gekommen. Durch Zufall war sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort und rettete das Material, indem sie und Helfer es hoch und in Sicherheit brachten. Wenn sie nicht gerade historische Schätze rettet, kümmert sich die Historikerin und Archäologin Melody Kusserow um die Sammlungsbetreuung und Konzeption und ist die Vorsitzende des Vereins. Finlay I. Schmitt ist Kassenwart und Ansprechpartner Social Media.

Da der bisherige Standort der kulturhistorischen Sammlung, die Ulle-Hees-Schule, Eigenbedarf für die bisherigen Räume anmeldete, war ein Umzug an den Werth erforderlich geworden. Kusserow entwirft neue Nutzungskonzepte. „Weil wir mittlerweile mit der Inventarisierung ganz gut vorangekommen sind, haben wir festgestellt, dass eine schulhistorische Ausrichtung der Sammlung nicht gerecht wird und dadurch, dass rundherum eigentlich sehr viele Schulmuseen existieren, ergibt es für uns an dem Standort hier wenig Sinn, noch ein Schulmuseum aufzubauen“, erklärt sie. „Wir werden das historische Klassenzimmer auf jeden Fall erhalten“, verspricht sie.

Dauerausstellung wird das Herzstück

Das neue Herzstück werde eine Dauerausstellung sein, „die sich praktisch hier im Erdgeschoss befindet“, zeigt sie um sich herum. „Der Grundgedanke ist – darum auch der neue Name – dass wir hier Umweltgeschichte, im Prinzip Naturgeschichte, und Gesellschaftsgeschichte zusammenbringen. Mensch und Umwelt durchlaufen eine gemeinsame Entwicklung. Das ist europaweit der erste Standort, an dem das interdisziplinäre Konzept umgesetzt wird“, weiß die Vorsitzende. Auf die Barrierefreiheit für sehbehinderte oder blinde Menschen sowie Gehbehinderte wird großen Wert gelegt bei der Planung.

„Hier auf dieser Wand wird ein Klimadiagramm zu sehen sein, was praktisch erdgeschichtlich ziemlich früh beginnt und bis in die Steinzeit reicht“, beginnt sie für unsere Zeitung eine imaginäre Führung in den noch leeren Räumen. In Glasvitrinen sollen Panoramen entstehen wie eine Naturlandschaft nach der Eiszeit. In dem Rundgang gehe es weiter zur Steinzeit und der Sesshaftwerdung der Menschen. „Wir sehen hier eine Landschaft, die von Menschen beeinflusst wurde, das heißt, der Buchenwald wurde gelichtet, man hat erste Felder“. Der Besucher wird in einer Steinzeithütte stehen und lernen, wie Faustkeile hergestellt werden. Nach einem Zeitsprung geht es ins Mittelalter und den Beginn der Neuzeit. Die ersten Universitäten kommen auf. Hinzu kommt die Industrialisierung, die Arbeiter strömen in die Fabriken. Ein Aufbruch in eine neue Zeit. Hier passt der Bau der Schwebebahn in den 1920er-Jahren hinein. Doch es gibt noch kein Umweltbewusstsein.

Im Nationalsozialismus werde so etwas wie Umweltpolitik betrieben, die propagandistisch gefärbt ist. „Nach den Nazis kommen der Krieg und die 1960er und die Explosion des Plastiks – alles schön bunt und heiter“, beschreibt es Kusserow. In den 1970er-Jahren nahm die Umwelt- und Gewässerverschmutzung weltweit, aber auch hier ungeahnte Ausmaße an. In den 1980er-Jahren erschienen Umweltbewegungen auf der Bildfläche.

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