Wermelskirchener sitzt in Untersuchungshaft
Missbrauchskomplex: Anwalt meldet sich
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Strafverteidiger des 44-jährigen Hauptbeschuldigten sagt: „Er hat zur Aufklärung beigetragen“.
Von Anja Carolina Siebel
Wermelskirchen. Die Stimmung im Ortsteil Tente ist dieser Tage gedrückt. Es herrscht Entsetzen. Entsetzen über die Gräueltaten an Kindern, die unter anderem ein 44-jähriger Wermelskirchener verübt haben soll. „Ich wurde schon in meinem Nordseeurlaub angesprochen“, sagt eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Unsere Stadt ist jetzt deutschlandweit bekannt“, sagt sie. „Aber eben nicht im positiven Sinne. Unsere Stadt wird jetzt mit diesem Monster in einem Atemzug genannt.“
Am Freitagabend meldete sich dann der Anwalt des 44-jährigen Hauptbeschuldigten im Missbrauchskomplex zu Wort, Christian Lange, Strafverteidiger aus Köln. Lange merkt an, dass „bei der Verteidigung der Eindruck entstanden“ sei, dass „in der Berichterstattung Unschärfen entstanden“ seien, „die den falschen Eindruck erwecken könnten, mein Mandant sei persönlich verantwortlich für alle in diesem Zusammenhang geschilderten Taten.“
Sein Mandant, der 44-jährige Hauptbeschuldigte aus Wermelskirchen, räume ein, „in einer ganzen Reihe schwerwiegender Fälle kleine Kinder missbraucht zu haben. Zudem sei bei ihm „in erheblichem Umfang kinderpornografisches Material sichergestellt worden“. Dafür verantworte sich der Wermelskirchener und wisse zeitgleich, dass ihn „zu Recht eine lange Freiheitsstrafe“ erwarte. Er setze aber alles daran, führt Anwalt Christian Lange weiter aus, „zu verhindern, dass von ihm jemals wieder die Gefahr solcher oder anderer Straftaten“ ausgehe. Der Hauptbeschuldigte habe sehr schnell nach seiner Verhaftung, die wie berichtet bereits im Dezember erfolgt war, die Vorwürfe gegen ihn eingestanden „und auch eingeräumt, dass er noch weitere Taten zu verantworten habe“.
Schon damals hätte der Wermelskirchener gegenüber der Staatsanwaltschaft angekündigt, „umfangreiche Aufklärungshilfe“ leisten zu wollen.
Familie soll von allem nichts gewusst haben
Im Februar hätte die ermittelnde Polizei sich einen Überblick über das umfangreiche Datenmaterial verschafft, dass bei dem 44-Jährigen gefunden worden war. Daraufhin habe sich der Hauptbeschuldigte „vier Tage lang mit einer Videoaufzeichnung vernehmen lassen“.
Der Mann habe über das Internet Kontakt zu anderen Personen gehabt, die ebenfalls pädophiles Interesse verfolgt hätten. Über solche öffentlich schwer zugängliche Foren und Gruppen im Netz habe sich für den Wermelskirchener die Möglichkeit ergeben, „Kontakt zu anderen Personen aufzubauen und so leider auch neue Gelegenheiten, tatsächlich Kinder zu missbrauchen.“
Der 44-Jährige habe „äußerst umfangreich kinderpornografisches Material gesammelt und auch seine eigenen Taten mit Videos oder Fotos dokumentiert.“ Mit Hilfe seines Mandanten, sagt Anwalt Christian Lange, hätten andere Beschuldigte ausfindig gemacht werden können. Wie berichtet, hat die Polizei bisher deutschlandweit 70 Tatverdächtige in diesem Komplex ermitteln können. Lange: „Die Verteidigung geht davon aus, dass die umfassende Aufklärungshilfe meines Mandanten ein ganz wesentlicher Beitrag zu den Ermittlungserfolgen ist.“ Dass die Taten, für die sein Mandant verantwortlich sei, „zum größten Teil lange Jahre“ zurück lägen, würde zeigen, „dass er auch vor seiner Entdeckung schon versucht hat, sein Verhalten zu ändern und Missbrauchstaten zu vermeiden.“
Lange weist darauf hin, dass sowohl die Ehefrau des Mannes als auch die übrige Familie vor dessen Verhaftung „keinerlei Ahnung von dem Tun“ des Wermelskircheners hatten. Lange: „Für sie ist ein Sozialgefüge von heute auf morgen zusammengebrochen.“
Hintergrund
Dem 44-Jährigen aus Wermelskirchen, der als Hauptbeschuldigter im Missbrauchskomplex „BAO Liste“ gilt, wird sexueller Missbrauch in zwölf Fällen vorgeworfen – unter anderem im Berliner Tierpark. Er sitzt seit Dezember in Untersuchungshaft. Er soll indes nach bisherigem Ermittlungsstand keine Taten in Wermelskirchen verübt haben. „Die Taten, die ihm im Haftbefehl zur Last gelegt werden, haben sich nicht in Wermelskirchen ereignet“, sagte Oberstaatsanwalt Dr. Ulrich Bremer auf Nachfrage. Er nannte als mögliche Orte „Köln und Umland“. Aus seinem Wohnhaus in Wermelskirchen habe er lediglich mit anderen Pädophilen gechattet. Seine Ehefrau gelte weiterhin als Zeugin.